Die Krautreporter


Ein neues Projekt betreibt Fundraising: Die Krautreporter.

25 Journalisten, die ein unabhängiges und qualitativ hochwertiges Online-Magazin gründen wollen. Unabhängig von Verlagsinteressen und werbefreit.

5 Euro monatlich und man bekommt Zugang zu den Background-Stories.

Im Fundraising-Text wird erklärt, dass der Online-Journalismus kaputt ist – und er quasi neu erfunden werden muss.

Und ja, damit haben die Journalisten, die im übrigen das derzeit beste sind, was man im Bereich Investigativ-Journalismus finden kann, leider Recht.

Online-Journalismus bietet keine Recherche mehr. Keine großen Stories, für die man auch mal lange hinter Informationen herhechelt. Statt dessen gibt es monatelange „Schumi-Liveticker“ und Storifies, also aufbereitete Twitter-„Meldungen“.

Es wird hinter Klicks hergehechelt, alles wird möglichst kleinteiligt zerlegt, damit die Klickzahl steigt. Der Klick ist die leider nicht mehr neue Währung des Online-Journalismus.Ein anderes Problem ist die Schnelligkeit, die sich jetzt gegen die Journalisten wendet. Es ist keine Zeit mehr für gründliche Hintergrundrecherche. Es ist keine Zeit mehr für das Hinterfragen von Informationsfetzen. Eine Nachricht, die reinkommt, ist 10 min. später schon wieder tot, also raus mit ihre, Eilmeldung, schnell schnell – zurückrudern kann man immer noch.Diese Art des Journalismus ist es, die die Meldungen so einheitlich werden läßt, die die Unterscheidungen zwischen Bild und FAZ verschwimmen läßt. Es werden Agenturmeldungen reingehechelt, die Sprache ist bewußt einfach gehalten, der Leser darf auf keinen Fall überfordert werden. Doch wenn dieselbe Agenturmeldung stumpf in allen Online-Medien wiederholt wird, wofür zahlt man dann wenn die Zeitung hinter der Paywall verschwindet?Bei der Bild ist das klar: Man zahlt für die Meinung, die einem dort so mund- und sachgerecht auf sehr einfache Art präsentiert wird. Und bei der FAZ? Die hat aus gutem Grund keine Paywall. Denn das, was sie liefert, kann auch jede andere Zeitung inzwischen liefern. Die FAZ ist nicht mehr das Qualitätsmedium, das es einst war.Man kann das hinnehmen, schulterzuckend, und sagen: „Is halt so“.Oder man machts wie die Krautreporter: Besser.

Ich habe wirklich kein Geld zu verschenken. Aber wenn die das Versprechen einhalten (und da sind Leute versammelt, die es *können*), dann ist es das Geld wert. Mir zumindest.

Veröffentlicht am 13. Mai 2014, in Mediales. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 5 Kommentare.

  1. Lorenz Matzat: Fünf Gründe, warum ich von dem Krautreporter-Konzept enttäuscht bin, http://datenjournalist.de/fuenf-gruende-warum-ich-von-dem-krautreporter-konzept-enttaeuscht-bin/

    • Ja und nein. Es gibt zwei Punkte, wo ich mit Lorenz Matzat konform gehe: Was die Technik angeht, die darf bei sowas nicht versagen.

      Und der Bezahlvorgang: Unschön. Ja.

      Der Rest sind meines Erachtens ziemlich fimpsige Nörgeleien. Webdesign? Seriously?

      Der Anspruch, den ich an eine solche Seite stelle, ist eigentlich einfach:

      Lesbare Texte, klare Strukturen und vernünftig auffindbare Informationen. Und das bietet die Seite eigentlich.

  2. Du bist aber auch gemein. Um noch (leider) einen drauf geben (zu müssen) frage ich die Tante, wo die Versprechen, für die man zahlen soll, denn konkretisiert werden. Also hier finde ich jedenfalls auch keine Antwort. Wohl aber eine Liste von Problemen (ohne Lösung).

    Recherche, große Stories kosten Zeit und Geld. Wieso soll das den 28 Personen gelingen, wenn der FAZ (und Co.) das nicht gelingt? Aus deren Warte hätte ich nun sicher keine „Angst“.

    Trotzdem, der Versuch ist sinnvoll. Er bereitet minimal Anderen den Weg. Es tut sich was. Ich hoffe, dass auch bei den Krautreportern etwas hängen bleibt. Noch besser, sie strafen mich Lügen…

  3. Wurde in den USA jetzt nicht auch der AP nahegelegt ihre Meldungen doch bitte auf maximal 500 Wörter zu begrenzen?

    Was sich teilweise als „Onlinejournalismus“ bezeichnet, folgt ja meist nur dem Clickbait-Prinzip, a la Buzzfeed.
    Reißerischer Titel, kurze Textfetzen und auf viele Seiten verteilt.
    Eben um Werbung zu verkaufen.
    Der Konsument hat angeblich eine zu kurze Aufmerksamkeit um Mehraufwand zu amortisieren(monetarisieren)

warf folgenden Kuchen auf den Teller