Äpfel, Birnen, Feministinnen
Es gibt eins bei vielen Feministinnen, was mich massiv stört. Das ist zum Beispiel der Drang, wirklich *jedes* Thema in die Fem-Ecke zu ziehen.
„Du das Fußballspiel neulich war ja echt geil.“
„Ja, aber Frauenfußball hat immer noch einen viel zu geringen Stellenwert.“
„Hast du den Marktschreier da gesehen, boah hat der sich zum Affen gemacht.“
„Ich vermisse die Frauen hier, das sind alles Chauvis, die lassen Frauen nicht zum Zuge kommen.“
„Edward Snowden hat die größte Abhöraktion in der Geschichte der Menschheit offengelegt“
„Ja, aber Sascha Lobo ist ein Sexist“
WTF?
Es sind ja nicht nur die Fuckermothers, deren Twist in Richtung Realitätsverweigerung und Genderwahnsinn man erstmal hinbekommen muss, ohne sich dabei schwerste Verletzungen zuzuziehen. Die Rassismus-Schiene bitte nicht überbewerten. Sie dient nur der Untermauerung der eigenen Position und ist kein eigenständiges Argument.
Die Fuckermothers haben dabei die eingesprungene Schraube mit Spagat und doppeltem Flip geschafft: Marginalisierung der Abhöraktionen bei gleichzeitiger Maximierung des eigenen Stellenwerts, garniert mit einer Sprache, bei der mein „Sozialpädagogen-Radar“ auf Vollanschlag geht.
Die Kernaussage der Fuckermothers – wenn man mal das Spießbürgerbildungstum abzieht – ist: Hätte man vor 10 Jahren schon alles wissen können, wenn man die richtigen Bücher gelesen hätte.
Die Mädchenmannschaft setzt dann nochmal eins drauf, will den Fuckermothers-Text nicht veröffentlichen, weil die nicht auf die „Vergewaltigungsvorwürfe gegen Julian Assange“ und deren zutiefst „sexistische“ Konnotation in den Medien hinweisen.
Die Dame dort blendet dabei völlig aus, dass er a) noch nicht mal angeklagt geschweige denn verurteilt ist („Unschuldsvermutung“? Scheiß Sexistenkram) und b) die Anklage wegen Vergewaltigung auf mehr als nur tönernen Füßen steht. Der Sex war, nach allem, was ich gelesen hab, einvernehmlich. Eine Vergewaltigung wurde es nur, weil Julian angeblich kein Kondom benutzt hat und Madam nach einem Jahr einfiel, dass sie aber lieber ein Kondom gehabt hätte.
Dann wird bei den Fuckermothers, dass man ja „eigentlich“ auf der Seite von Chelsea Manning und Edward Snowden ist, nur um dann zu fragen, wer von den deutschen Journalisten zum Helden verklärt wird.
WTF??!? die zweite. Was hat das eine denn mit dem anderen bitteschön zu tun?
Der ganze Text ist ein wirres Konglomerat von kruden Behauptungen, dummen Wertungen, unzusammenhängenden Tatsachen – und um den Mangel eigener Einsichtsfähigkeit zu kaschieren wird dann mal ein wenig Geschwurbelt.
Und die Ergänzung der Mädchenmannschaft negiert – mal wieder – rechtsstaatliche Grundsätze, indem sie die Vorwürfe als bewiesen annimmt und die kritische Rezension als „sexistisch“ brandmarkt.
Das ist Feminismus der Bahntheorie: Rechts und links der Schienen auf denen man rennt, darf es nichts geben. Die Bahn bestimmt, wo wir auszusteigen haben.
Doch der Mensch ist keine Bahn. Gleichberechtigung keine Einbahnstraße und die Unschuldsvermutung nicht eine Frage des Straftatbestandes.
Aber mach DAS mal einem dort drüben klar.
Ob das die Art Frauen war, die Schiller in seinem Gedicht „die Glocke“ meinte?
Da werden Weiber zu Hyänen
und treiben mit Entsetzen Scherz;
noch zuckend, mit des Panthers Zähnen
zerreißen sie des Feindes Herz.
So. Wo sind meine Popcornvorräte? Ich hab so das Gefühl, ich werde die heute noch brauchen. 😉
Veröffentlicht am 30. August 2013, in Nachdenkliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 11 Kommentare.
Wieso? Jemand mit so einem gefestigten Weltbild muss doch keine anderen Blogs lesen, weil es ja eh recht hat. Andere Meinungen stören doch nur.
*g*
für viele mag das stimmen, ja. 😉
Chapeau!
Mut hast Du…
Danke 😉
Schöner Text! Das mit den Schienen stimmt leider. Ein Abweichen ist dann schnell sexismus, ableismus, lookismus, rassismus, klassismus und was es da nicht noch alles gibt.
Najaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
das gilt für Maskulisten aber 1:1 genauso. Beiden ist eins, dass sie auf Kampf setzen statt auf Zusammenarbeit. Und darin liegt leider auch der Grund für die Genervtheit vieler Leute, wenn sie mit dem Thema konfrontiert werden.
„das gilt für Maskulisten aber 1:1 genauso“
Für den radikalen Teil würde ich dir zustimmen. Ich kritisiere das auch häufiger.
„Beiden ist eins, dass sie auf Kampf setzen statt auf Zusammenarbeit“
Es wäre schön, wenn man das aufbrechen könnte. Es würde helfen auf beiden Siten zwischen den radikaleren und den nicht so radikalen zu differenzieren.
“ Und darin liegt leider auch der Grund für die Genervtheit vieler Leute, wenn sie mit dem Thema konfrontiert werden.“
Teilweise. Häufig ist es aber auch der Umstand, dass dort bestimmte Gedankengebäude hinterfragt werden, die man als Taboo ansieht. ZB beim Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau: Da bleibt nicht so viel übrig, wenn man es mal rational aufschlüsselt und weniger Überstunden, mehr Aussetzen und dadurch geringe Berufserfahrung etc abrechnet.
Schön geschrieben!!! Zustimm!
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