Das Tal der Stürme 3
Und damit gute Nacht 🙂
Als Al’lel aufwachte, fühlte er sich seltsam schwach. Sein Rücken brannte wie Feuer, selbst das Atmen tat entsetzlich weh. An seinem Bett saß Jon’ran. Der Heilerpriester blickte streng auf den geschlagenen Jungen.
“Deine Verbrechen gegen die Göttin sind letztlich offenbar geworden. Du hast dich mit den Orks gemein gemacht, das Herdfeuer ausgehen lassen und aufgrund dessen hat die Göttin dich gestraft und deine Mutter zu sich genommen.
Du kannst nicht länger Teil der Dorfgemeinschaft sein. Die Göttin würde das nicht zulassen und uns alle strafen. Du hast 3 Tage von heute an, dann musst du das Dorf verlassen.”
Al’lel blickte den Priester eindringlich an. “Ich…bin….unschuldig.” brachte er letztlich über die Lippen. Der Heilerpriester schüttelte den Kopf. “Die Beweise hat dein Vater gezeigt. Und letztlich ist auch deine Strafe, ausgeführt durch deinen Vater, Beweis deiner Schuld. Dein Vater liebte dich zärtlich. Er hätte dich nicht so gestraft, wenn du nicht jenseits jeglicher Wiedergutmachung schuldig geworden wärest an den Pfaden der Göttin. Ich habe den Mann gesehen. Der Schmerz, den du fühlst ist nichts gegen den Schmerz, den er fühlt, von seinem eigen Fleisch und Blut verraten worden zu sein.” Der Heilerpriester holte tief Luft. “Al’lel, wirklich? Mit den Orks gemeinsame Sache machen? Mit diesen gefühllosen Monstern, die nur darauf warten, einen der unseren zu töten?” schalt ihn der Priester aufgebracht.
Al’lel sammelte Kraft. “Keine…Monster. Hat…geholfen….”. Doch diese Anstrengung überforderte das bisschen Kraft was ihm geblieben war und er versank wieder in die Bewußtlosigkeit. Jon’ran betrachtete ihn grimmig, mit zusammengekniffenem Mund. “Wir werden sehen, junger Al’lel. Wenn die Göttin dir vergeben hat, dann wirst du leben. Sonst wirst du sterben.”
Mit diesen Worten legte er eine Brotration auf den Nachttisch und stellte einen Krug Wasser daneben. Mehr würde Al’lel von den Dorfbewohnern nicht mehr erhalten. 3 Tage und dann würde er gehen müssen, ungeachtet seiner Schwäche. War er nicht mehr in der Lage zu gehen, würden die Dorfbewohner das Haus versiegeln und dann die Sünde mit dem reinigenden Feuer tilgen.
Al’lel verbrachte die nächsten 3 Tage in einem halben Dämmerzustand. Das Brot und das Wasser gefroren auf dem Nachttisch, doch er aß nichts davon. Er wusste, er würde zumindest das Brot noch brauchen, bevor er in Sicherheit war. Wenn je wieder etwas Sicherheit geben würde in seinem Leben.
Am Morgen des 3. Tages raffte er sich langsam von seiner Bettstatt auf. Mit den Bewegungen eines uralten Mannes zog er seine Kleidertruhe auf und suchte sich die weichsten Lederkleider aus, die er kannte. Die Verbände, die Jon’ran ihm am ersten Tag angelegt hatte, waren längst blutgetränkt und an der Wunde verklebt und verursachten zusätzliche Schmerzen.
Er konnte kein Bündel auf dem Rücken tragen und er versuchte verzweifelt, sich mit seinem fiebergeschüttelten Kopf daran zu erinnern, was er alles brauchte. Ihm war heiß, aber er hatte eine Ahnung, dass das bald anders sein würde. Er zog sich an Kleidung an, was er ertragen konnte und dazu seine dicken, fellgefütterten Schlupfstiefel.
Ein Umhang mit fellgefütterter Kapuze vervollständigte seine Kleidung. Der Kanten Brot wanderte in eine der Taschen seines Mantels. Er sah einen langen Stecken am nunmehr erkalteten Herdfeuer stehen und machte einen Schritt auf ihn zu. Schwindel überfiel ihn und er schaffte es fast nicht, doch er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Und lebendig verbrannt werden wollte er nicht.
Endlich erreichte er, schweratmend, den Stecken. Er ergriff ihn und Schritt für Schritt zog er sich zur Tür. Seltsamerweise schien sich der schwere Nebel über seinem Kopf plötzlich zu heben, die Schmerzen wurden geringer und er konnte auch besser laufen. Eine leise Stimme sagte ihm, dass das kein gutes Zeichen war, doch er wollte nicht darauf hören.
Langsam arbeitete er sich zum Dorfrand vor, als plötzlich die Tür von einer der ärmsten Hütten aufging. Eine alte Frau, der er öfter ausgeholfen hatte als sie zu alt wurde um noch selbst auf die Jagd zu gehen, trat aus der Hütte und drückte ihm ein Bündel in die Hand. Al’lel versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse. Die Frau schüttelte den Kopf, lächelte ihm noch einmal zu und küsste ihn auf die Stirn, so wie seine Mutter es immer gemacht hatte. Dann drehte sie sich um und verschwand wieder in ihrer Hütte.
Der Elfenjunge griff das Bündel fester Das Gewicht sagte ihm, dass die alte Frau ihm ihre gesamten Vorräte gegeben haben musste. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, sie dem Hungertod auszusetzen, aber er wusste auch nicht, was er dagegen tun könnte. Er brauchte die Nahrung, um zu überleben.
Langsam verließ er das Dorf, nicht wissend, wohin er sich wenden sollte.
Siehe auch:
Das Tal der Stürme – Prolog
Das Tal der Stürme – 1
Das Tal der Stürme – 2
Veröffentlicht am 3. Dezember 2013, in Kreatives. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Ein Kommentar.
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