Das Tal der Stürme 15


Ich hab nen neuen Titel *yay*

Morgen bau ich alles um 🙂

Goshar machte sich unterdessen auf den Weg zu der Höhle, in der sich seine Verwandten befanden. Sie wussten noch nicht, dass er zurückgekehrt war, er hatte sich nur auf einen Aussichtsplatz gestellt, um zu sehen, wie es ihnen ging.

Das Ergebnis war niederschmetternd. Ebenso wie die Elfen konnten die Orks nicht mehr alleine überleben, es waren zu wenige geworden, zuviele Alte und zuviele Kinder. Goshar konnte es noch nicht genau sagen, aber er schätzte, dass nicht mehr als 30 Orks die Jahre seit seinem Weggang überlebt hatten, einschließlich seiner Mutter und seines Bruders.

Er kannte seine Leute und ihr stures Festklammern an das, was sie kannten. Das Neue erschreckte sie, lieber verharrten sie in dem Schrecken dessen, was sie kannten als das sie sich dem Neuen stellten. Doch Goshar, der den Weg gegangen war, den er seine Verwandten nun führen wollte, wusste, dass sie nichts zu fürchten hatten.

Er hoffte nur, dass er ihnen das auch vermitteln konnte.

Langsam arbeitete er sich durch den tiefen Schnee hoch zur Höhle. Von weitem konnte er den Zug der Elfen sehen, die sich dem Talausgang näherten. “Beeil dich lieber, mein Freund, die Nacht kommt schnell und erbarmungslos.” Doch konnte er nichts tun und er vertraute fest auf die Fähigkeiten seines Freundes, die ihnen beiden in der Vergangenheit schon so oft geholfen hatten.

Als er die Höhle erreichte, war der Eingang seltsam still. Nichts erinnerte mehr an den lebendigen Ork-Unterschlupf, der auch im Winter immer belebt war. Keine Kinder liefen herum, keine Alten saßen in der Sonne und versuchten, etwas Wärme in die müden Knochen zu bekommen. Eine geisterhafte Stille schwebte über den Ort.

Er betrat die Höhle und blickte sich um. Ganz hinten, an der Rückseite der großen Kaverne, sah er ein Feuer brennen. Alle verbleibenden Orks waren um die Feuerstelle versammelt, doch Goshar konnte keine Bewegung ausmachen.

Er zog seine Kapuze herunter und näherte sich der Feuerstelle. Der große Ork bemerkte erleichtert, dass eine der am Feuer sitzenden sich aufrichtete und ihn über das Feuer hinweg ansah. Er erschrak. Sein Vater war alt geworden. Die 15 Jahre als Chieftain in einer lebensfeindlichen Umgebung hatten ihren Zoll von dem starken Mann seiner Kindheit gefordert.

Die einstmals breiten Schultern waren schmaler, das Haar früh ergraut und dünn geworden. Doch die Augen verrieten nach wie vor unbeugsamen Lebenswillen und die wache Intelligenz, für die Ghorahs zum Chieftain gewählt wurde.

Goshar trat vor das Feuer, sein Vater blickte ihn lange eindringlich an. “Hallo, Vater.” grüßte er ihn. Ghorash sagte nichts, er deutete lediglich auf den Platz am Feuer. Goshar war erleichtert, wenigstens würde sein Vater ihn nicht direkt aus der Höhle werfen.

Lange starrten sie ins Feuer und schwiegen. Endlich erhob Ghorash seine Stimme. “Die Winde heulten laut in der vergangenen Nacht.” begann er, nach Art der Orks die direkte Frage vermeidend. Goshar nickte. “Die Banshees holten den Ältesten Kam’mennei.”

Ghorashs Augen weiteten sich. “Wie…?” Goshar sah ihn an und entschloß sich, die Tradition ein weiteres Mal zu brechen. Denn viel Zeit hatten sie nicht mehr.

“Vater, ich bin nicht zurückgekehrt, um über die Elfen zu sprechen. Oder über den Ältesten Kam’mennei. Sondern über die Zukunft unserer Leute.” Ghorash sagte nichts, sah ihn nur an und Goshar nahm dies als Aufforderung, zu sprechen.

“Hier in diesem Tal hält uns nichts mehr. Es gibt kaum noch Wild. Kaum Feuerholz. Das Wasser friert in jedem Winter zu und jedes Jahr wird der Winter länger und strenger. Hierzubleiben würde für jeden unserer Sippe den Tod bedeuten.” Ghorash sagte immer noch nichts, Goshar konnte nur hoffen, dass er zu ihm durchdrang.

“Wir müssen das Tal verlassen. Die Elfen sind bereits fortgezogen. Nach dem Tod des Ältesten Kam’mennei hält sie nichts mehr hier.” Ghorash blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Wenn die Elfen weg sind, gehört das Tal doch uns. Warum sollten wir gehen?”

Goshar antwortete geduldig: “Weil es nicht reicht, wenn nur die Elfen weg sind. Dieses Tal ist für zu lange Zeit von zu vielen beansprucht worden. Es kann uns nicht mehr ernähren. Hier zu bleiben wäre unser Tod.” Ghorash antwortete: “Wir? Seit wann zählst du dich unserer Sippe wieder zugehörig?”

Der Ork straffte sich und sah seinen Vater zornig an. “Ich habe nie aufgehört, mich als Teil der Sippe zu sehen. Ehre und Loyalität habe ich hier gelernt. Und sie haben mir gut gedient. Doch ging ich nicht freiwillig, Vater, und das solltest du noch wissen.” Ghorash hatte den Anstand, beschämt auszusehen und Goshar fuhr fort. “Vater, bitte. Hier erwartet uns nichts mehr.”

Der Chieftain sah seinen Sohn nachdenklich an. “Und ich nehme an, dass du auch bereits einen Ort gefunden hast, wo wir hinziehen können?” Goshar lächelte leicht. “Ja, das habe ich. Ein Tal, ganz ähnlich wie dieses hier, doch tiefer gelegen und mit Wäldern voller Wild. Ein kleiner Fluß fließt von den Bergen herab und die Sommer sind dort warm und die Winter milder als hier. Auf den Wiesen kann man Herden halten. Und in den Höhlen bekommt jede Familie genügend Platz, um sich dort auszubreiten.”

Ghorash besah seinen Sohn lange und dachte nach. Ihm gefiel der Mann, der er geworden war, doch er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das zuzugeben. Er war ein stolzer Mann, der Chieftain der Orks. Über die Jahre hatte er die Karawanen, die die beiden Freunde ins Tal der Stürme schickten, persönlich empfangen und jedesmal hoffte er auf eine Nachricht seines Sohnes, die jedoch ausblieb. Die Geschichten, die man sich über die beiden Freunde erzählte, wurden immer fantastischer und oftmals fiel es Ghorash schwer, sie zu glauben. Und doch, Goshar hier zu sehen, die gigantische Axt neben ihm, voller Selbstvertrauen und Kraft, da begriff er, dass diese Geschichten nicht erfunden war. Dass dieser erstaunliche Mann mit seinem Elfenfreund Dinge erlebt hatte, die sein Begriffsvermögen bei weitem überstiegen.

Es war dann, als er anerkannte, dass sein Sohn recht hatte und dass sie das Tal verlassen mussten. Er konnte nicht noch mehr Leben auf seine Schultern lagen, das Gewicht derer, die sie bereits verloren hatten, lastete bereits zu schwer auf ihm.

Und wie es seine Art war, waren die Entschlüsse schnell gefällt, wenn er auch lange vorher nachdenken musste. “Gut, mein Sohn, dann ist es beschlossen. Wir verlassen dieses Tal.” Doch eine Warnung musste er noch anbringen. “Doch denke immer daran, dass wir alle jetzt von dir abhängen. Wir kennen die Welt dort draußen nicht.” Goshar schloß kurz die Augen und schickte der Göttin ein kurzes Dankgebet. “Ja, daran werde ich denken, Vater.”

Ghorash blickte seine Sippe an und nickte ihnen zu. Die Orks standen auf und packten ruhig ihre Habseligkeiten. Es war entschieden, das Tal war für sie keine Heimat mehr und so gingen sie, nicht ohne Furcht, aber im Vertrauen auf Ghorash und seinen seltsamen Sohn, der so unvermutet heimgekehrt war.

Keine Stunde später waren sie aufbruchsbereit. Die Orks formten eine lange Linie und folgten Goshar, der den Weg durch den tiefen Schnee bahnte. Schneeschuhe waren nur von geringem Nutzen für die Orks, denn Schneeschuhe, die sie tragen konnten, waren so groß und unbequem, dass sie in sich selbst hinderlich waren. Also blieb nur der Weg, wie schon so viele Jahre Wanderer den Weg bahnten: Einer ging voran und machte den Weg frei und die anderen folgten in der Spur. War er erschöpft übernahm der nächste.

Auf die Art schafften es die Orks bis zum Anbruch der Dunkelheit zum Eingang des Tales. Ghorash sah die Überreste des zerlegten Schlittens und hoffte, dass die verdammten Elfen irgendwo in einer verborgenen Nische eingefroren waren.

Doch dann fiel sein Blick auf die Weite unter ihnen mit dem großen Wald direkt am Fuße des Berges, in dem ihr Tal verborgen lag. Seine Augen wurden groß und als erster von allen, die diesen Anblick gesehen hatten, sprach er aus, was alle gedacht hatten: “Bei der Göttin, waren unsere Vorfahren Idioten? Wieso haben sie dieses Land verlassen und sich in dieses halb erfrorene Tal zurückgezogen?” Goshar lächelte breit. “Vielleicht finden wir es ja eines Tages heraus, Vater.” grinste er den alten Ork an. Dieser schüttelte nur den Kopf und meinte: “Lass uns gehen.” und er stapfte los.

Die Gruppe folgte ihnen klaglos, darauf vertrauend, dass der Chieftain und sein Sohn sie schon zu einem sicheren Nachtlager führen würden. Die Orks waren kaum sicher auf dem Weg ins Tal angelangt, als sie hinter sich ein lautes Rumpeln und Krachen hörten. Als sich die Gruppe erschrocken umdrehte, sah sie, dass ein Erdrutsch den Weg ins Tal versiegelt hatte.

Die Göttin hatte gesprochen: Einen Weg zurück würde es nicht geben.

Nach einer kurzen Pause machten sich die Orks auf den Weg und ließen ihre frühere Heimat für immer hinter sich.

Endlich, es war nicht mehr weit bis zur Mitternachtswache, erreichten sie den Rand des Waldes, den sie einige Stunden vorher vom Taleingang gesehen hatten. Durch die Bäume konnten die Wanderer einen Feuerschein erkennen und Goshar hielt zielstrebig darauf zu.

Ghorash blickte seinen Sohn argwöhnisch an, sagte jedoch nichts. Die Gruppe, spürend, dass sich der lange Tag des Wanderns endlich dem Ende zuneigte, strebte schneller auf das Feuer zu.

Als die Orkgruppe aus dem Dickicht auf die Lichtung trat und sah, wer um das Feuer versammelt war, zögerte sie, die Lichtung zu betreten. Und Ghorashs Stimme war mehr als nur ein wenig zornig als er rief:

“Was zur Hölle machen die Elfen hier?”

Das Tal der Stürme – Prolog
Das Tal der Stürme – 1
Das Tal der Stürme – 2
Das Tal der Stürme – 3
Das Tal der Stürme – 4
Das Tal der Stürme – 5
Das Tal der Stürme – 6
Das Tal der Stürme – 7
Das Tal der Stürme – 8
Das Tal der Stürme – 9
Das Tal der Stürme – 10
Das Tal der Stürme – 11
Das Tal der Stürme – 13
Das Tal der Stürme – 14

Veröffentlicht am 18. Dezember 2013, in Kreatives. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.

  1. Yeah, yeah, yeah – und schon hänge ich wieder an einer Klippe fest. 😉

    Du mußt einfach schneller schreiben, Tantchen. Vieeeeel schnellllller.

  2. Tantchen, das ist mein ganz persönlicher Adventskalender. Und ich freu mich jeden Tag darauf, ein weiteres Türchen / Kapitel in dieser wunderschönen Geschichte zu öffnen.
    Danke, Danke, Danke *strahlan*
    Genau mein Ding und es verschönert jeden Tag die Vorweihnachtszeit.

warf folgenden Kuchen auf den Teller

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: