Femsprech


Achja, es ist schon ein Kreuz mit die SprachInnen. *hust*

okay, der war jetzt ein Stück weit unsachlich, gebe ich ja zu.

Claudia hat da ein paar Gedanken zu gehabt, in erster Linie geht es darum, dass sie Probleme damit hat, als Fembloggerin die Sprache Genderneutral zu halten und dass das ständige reflektieren, ob denn jetzt was genderneutral ist oder nicht, ihr den Spaß an der Bloggerei verdirbt.

Newsflash: Sprache kann nicht genderneutral sein. Und wer immer das versucht, um „Diskriminierungen zu beseitigen“ macht sich nicht selten lächerlich.

Mal ein paar Gedanken eines Nicht-Sprachwissenschaftlers zum Umgang mit dem Werkzeug Sprache.

Sprache ist zuallererst ein Kommunikationstool. Es ist unvollkommen, denn die Sprache bedarf der Interpretation. Interpretation ist abhängig vom Standpunkt und Erfahrungshintergrund des Interpretierenden UND des Kontextes, in dem die Sprachäußerung getätigt wird.

Eine klare Sprache ist die, die wenig Spielraum für Interpretationen läßt. Manchmal nutzt man als Autor bewußt Auslassungen, um Spielraum für Interpretationen zu geben. Aber immer steht im Vordergrund: Man transportiert eine Botschaft.

Sprache ist nicht die Botschaft – sie ist nur ein Transportmittel für die eigentliche Aussage.

Wie passt denn da jetzt die Gender-Sprache rein?

Gar nicht.

Denn in den mehr oder weniger verzweifelten Versuchen wird die Sprache zur Botschaft erklärt. Man muss die Sprache um „Diskriminierungen“ bereinigen, um die Botschaft nicht diskriminierend zu machen. Und das ist, mit Verlaub, meine Herren Sprachwissenschaftler, bescheuert. Hier spricht der Laie, der gerne mit Sprache jongliert, im übrigen.

Sprache ist ein wunderbares Werkzeug. Man kann Bilder mit ihr erschaffen, ganze Welten und sie durchschreiten. Man kann Wissen mit ihr aufbauen und erhalten. Sprache kann mit dem Florett des Witzes geführt werden oder mit dem Breitschwert der Polemik – aber immer dient sie als Vehikel, um die eigentliche Botschaft zu transportieren.

Man nimmt den Leser gefangen, indem man sein Auge und seine Aufmerksamkeit von Wort zu Wort weiterführt. Den Lesefluss aufrechterhält und die Botschaft stringent formuliert.

Wenn ich Diskriminierungen beseitigen will, muss ich nicht das Werkzeug umlackieren, sondern ich muss denjenigen, der das Werkzeug benutzt, auf Diskriminierungen aufmerksam machen.

„Du Bastard“ – das kann, bezogen auf ein unehelich geborenes Kind, diskriminierend sein. Oder, bezogen auf freundschaftliches Geplänkel, eben nicht. Ein Ausspruch, der in dem Moment vergessen ist, wo er ausgeprochen wird und allenfalls noch eine ähnliche Replik erhält.

Nehmen wir jetzt diesen unsäglichen Text der Uni Potsdam von den Ge_schwixtern der selbsternannten Gender-Uniblockwarten.

Es ist keinerlei Lesefluß erkennbar. Die Wörter müssen erst wie bei einem Erstklässler mühsam identifiziert werden, die Wortbedeutung erschließt sich nicht einfach so. Wenn man den Text lesen will, dann muss man sich buchstäblich Zeile für Zeile durchkämpfen. Es ist eine Kunstsprache, die verkopft ist. Die nur die anspricht, die so denken wie die Urheber dieses Traktates.

Die eigentliche Botschaft: Das Hinterfragen, ob denn die Lehrinhalte für einen Kurs wirklich adäquat sind oder ob sie sexistisch sind, die geht völlig unter. Man kommt nicht mal mehr bis zu dem Punkt, weil man alleine schon spätestens nach dem 3. Wort die Leute unter „Spinner“ abhakt.

Und Spinnern hört man nicht zu. Spinnerinnen übrigens auch nicht.

Nicht die Sprache ist sexistisch. Sondern derjenige, der sie nutzt, ist es möglicherweise. Nicht die Sprache ist diskriminierend, sondern derjenige, der sie nutzt ist es möglicherweise.

Um das zu testen, reicht ein Umkehrschluß:

Glaubt denn wirklich irgendwer, dass eine diskriminierungsfreie Schreibweise einen Neonazi davon abhalten würde, seinen Dreck auch in dieser Form formuliert zu bekommen? Glaubt denn wirklich irgendwer, dass diese Sprachverpanschungen einen Maskulisten davon abhalten würden, seine misogynen Sprüche abzulassen?

Nochmal: Wir müssen die Menschen ändern. Nicht die Umgebung der Sprache. Und Sprache muss verständlich bleiben. Sie muss lesbar bleiben. Die Botschaft muss erkennbar bleiben. Nicht das Werkzeug.

Und solange das diese verkopften Pseudowissenschaftler nicht verstanden haben, dürfen wir uns mit Texten wie diesem auseinandersetzen.

Oh, Freude schöner Götterfunken…

Veröffentlicht am 13. März 2014, in Doofes. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 23 Kommentare.

  1. Danke. Gut getroffen.

  2. Punkt.

  3. Wenn wir die Sprache verändern, damit Diskriminierung nicht mehr möglich ist, erinnert mich das irgendwie an Neusprech aus George Orwells Roman 1984.

    • Das ist gar nicht so weit hergeholt. Denn das Prinzip ist dasselbe. Außer, dass es bei Orwell funktioniert hat. Was es hier nicht tut 😉

      • Orwell hat auch verstanden, was er da tut und sein Neusprech entsprechend les-, schreib- und, was am wichtigsten ist, sprechbar gestaltet.

        Wer allen Ernstes glaubt, eine Wortschöpfung wie „dixs“ sei in einer gesprochenen Sprache verwendbar, redet offenbar nicht viel.

        Ich bin auch kein Sprachwissenschaftler, aber ich verstehe etwas von Information und Informationsübertragung. Und Tantchen hat’s auf den Punkt gebracht: Es ist nicht das Werkzeug, das diskriminiert, es ist der Benutzer.

  4. Deinem guten Artikel antworte ich mit einem lautstarken JEIN! 🙂

    Dein Argument, dass die Sprache das Vehikel ist und nicht die Botschaft, hab ich grade selbst verwendet – im Posting und im sich anbahnenden, ziemlich guten Kommentargespräch (ich mag es, wenn unaufgeregt argumentiert wird und nicht nur Klick-wirksam gespöttelt).

    Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Ich weiß nicht wer du bist, wie alt du bist und welches Herkommen du hast, aber mich als „Wessi-Frau“ hat es schon seltsam angemutet, wie selbstverständlich im vereinigten Deutschland Ossi-Frauen sich selbst als „ich bin Ingenieur“ u.ä. bezeichnet haben! Da waren wir „im Westen“ sprachlich schon viel weiter – verrückterweise aber nur sprachlich, nicht inhaltlich: in der DDR war es sehr viel selbstverständlicher für Frauen, Ingenieurin oder Baggerfahrerin zu sein als im Westen! 🙂

    Eigentlich sollte man denken, dass die Sprachgestaltung zumindest den „althergebrachten“ Realitäten entspricht – aber dem ist offenbar nicht so. Ex-Ossi-Frauen hätten mehr Recht als irgend jemand sonst gehabt, die weibliche Form zu nutzen – warum zum Teufel bezeichneten sie sich selbst in der männlichen Form?

    „Nicht die Sprache ist sexistisch. Sondern derjenige, der sie nutzt, ist es möglicherweise. Nicht die Sprache ist diskriminierend, sondern derjenige, der sie nutzt ist es möglicherweise.“

    Einerseits ja – andrerseits nein, denn: Sprache ist etwas Lebendiges, das sich fortährend in Veränderung befindet, interaktiv mit all jenen, die sie nutzen.

    Natürlich bin ich nicht FÜR diese Art Sprachgestaltung, wie sie die Studixe der HU da promoten. 🙂 Aber ich anerkenne ihren Anspruch – und es war schon immer der Job junger Menschen, ziemlich idealistisch und RADIKAL zu sein, scheiß auf den Rest der Welt!

    Insofern nehme ich die Themen gerne auf – und freu mich, wenn ich damit „bemerkt werde“, wie z.B, in deinem Artikel! Danke dafür!

    • „Natürlich bin ich nicht FÜR diese Art Sprachgestaltung […]“
      Benutzt sie aber 😉
      Verwendest Ausdrücke, die nicht jedem geläufig sind, als Beispiel sei hier „Studixe“ genannt und diskriminierst solche somit.
      Benutzt Fremdwörter, für die es ganz sicher auch deutsche Begriffe gibt, die auch und gerade im Zusammenhang mit Sprachforschung oder -gestaltung, nicht verwendet werden sollten; als Beispiel sei hier „promoten“ genannt, wofür sicher auch „bewerben“ oder „voranbringen“ hätte benutzt werden können.

      Im Übrigen halte ich dieses Traktat immer noch für einen Versuch, zu trollen, hier im Sinne des „Verwirrungstiftens“ oder „eine Diskussion ins Lächerliche Ziehens“, bzw. den Versuch eine Diskussion über oder Auseinandersetzung mit diesem Thema unmöglich zu machen.

    • Waren wir im Westen wirklich so viel „weiter“? Alles, was dieses Gendersprech doch tut, ist Sprache verkomplizieren, unlesbar und unschreibbar machen.

      Auf einer abstrakten Ebene kann man das durchaus näher begucken. Aber anders als du sehe ich in diesen Studenten (TM) NICHT irgendwelche wundervollen Rebellen, sondern ideologisch verbohrte Idioten, die gezielt ein Seminar gestört und unmöglich gemacht haben, um ihre Ideologie durchzusetzen und Denkverbote zu produzieren.

      Und Denkverbote an einer Universität ist das Allerletzte. Vor allem dann, wenn sie von halbgaren Hühnern ausgehen 😉

    • Verdammt, ich bin aus dem Westen und antworte auf die Frage nach meinem Studienabschluss meist mit „ich bin Ingenieur“ – und fühle mich damit nicht diskriminiert…
      Sprache kann tatsächliche Diskriminierung noch unterstreichen, nicht aber verursachen oder verhindern.
      Und manches, was mit dem Ziel der Frauenförderung gemacht wird, diskriminiert mehr, als es nützt – ich denke gerade aus aktuellem Anlass mal wieder an Quoten und Frauenförderung im öffentlichen Dienst.

  5. Zwei drei Dinge fallen mir zu dieser Geschichte ein.
    Dass sich „Ossi-Frauen“ als „Ingenieur“ bezeichnen, muss jetzt nicht unbedingt diskriminierend sein. Für diese Frauen ist es nun mal der allgemeine Begriff für diesen Beruf. Und gerade WEIL es für sie so selbstverständlich ist, dass sie als Frauen diesen Beruf ausüben können, halten sie es nicht für nötig, extra auf ihr Geschlecht in der Berufsbezeichnung hinzuweisen.
    Im Schwedischen wird das übrigens seit Ewigkeiten so gehandhabt. Man nimmt die (früher) rein männliche Grundform und benutzt sie für beide Geschlechter. Ein Lehrer und eine Lehrerin werden einfach jeweils als „lärare“ bezeichnet. Es gibt eine weibliche Form „lärarinna“, aber die wird meistens als unpassend und umständlich empfunden.
    Die Sprache an sich ist es nicht, die einen Menschen zu diskriminierendem Verhalten zwingt. Die Sprache zwingt einem keine bestimmt Denkweise auf. Ich erwähne in diesem Zusammenhang die Sapir-Whorf-These, nach der die Muttersprache die Denkweise eines Menschen beeinflusst. Nachweislich ist diese These, die im letzten Jahrhundert sehr populär war, nicht wirklich ernst zu nehmen. Eine in ihrer Struktur „sexistische“ Muttersprache macht aus einem Menschen nicht gleich einen Sexisten.
    Nehmen wir mal das Türkische. Es ist vom Gendersprech her gesehen eigentlich eine tolle Sprache. Es gibt keine Geschechtsunterschiede bei den Substantiven, und es gibt nicht mal einen Unterschied zwischen „er“ und „sie“, sondern es gibt nur ein Personalpronomen für beide Geschlechter. Eigentlich dürfte es in der Türkei doch keine Geschlechterdiskriminierung geben. Naja, wir wissen ja, wie es dort
    wirklich aussieht.
    Es kommt nicht auf die Sprache selbst an. Sie ist grob gesagt nur ein Werkzeug, um Gedanken auszudrücken. Und es sind eben die Gedanken, auf die es ankommt. Und ich sage das als jemand, der sich schon seit Jahren mit Sprache beschäftigt. Ich habe sogar ein Paar Semester Linguistik studiert und mich auch privat viel mit dem Thema auseinandergesetzt. Gerade deshalb stößt mir dieses Gendersprech so sauer auf.
    In jeder Sprache der Welt lässt sich jeder nur mögliche menschliche Gedanke ausdrücken. Der einzige Unterschied zwischen den einzelnen Sprachen ist, welche Details eines Gedankens in der jeweiligen Sprache ausgedrückt werden müssen. So muss im Deutschen nun mal aufgrund der Struktur der Sprache bei einer Berufsbezeichnung angegeben werden, ob der Beruf nun von einem Mann oder einer Frau ausgeübt wird. Das hat an sich nichts diskriminierendes, wenn man es nicht drauf auslegt.
    Wichtig in einer Sprache sind auch Metaphern. Nur durch sie werden Sprachen lebendig. Alle abstrakten Begriffe in allen menschlichen Sprachen waren Metaphern, die später abstrahiert wurden. Wenn man also z.B. sagt, dass man eine gewisse „Sicht“ auf etwas hat, heißt das nicht, dass man wirklich etwas sieht. Es ist eine Metapher dafür, dass man über etwas eine Meinung hat. Das ist nicht etwa Blinden gegenüber diskriminierend, weil die ja nicht „blicken“ können. Das Wort „Sicht“ hat hier sogar seine ursprüngliche Bedeutung verloren und ist zu einem abstrakten Begriff geworden.
    Und schließlich sei hier noch auf die Pragmatik hingewiesen, also die Lehre davon, was mit dem Gesagten ausgedrückt werden soll. Z.B. wenn man sagt „Hier zieht es“ und man möchte damit sein Gegenüber auffordern, das Fenster zu schließen. Sprache ist etwas dynamisches. Es ist nicht bloß der plumpe Austausch von Informationen. Im Gesagten können viele Bedeutungen mitschwingen. Und so ein Gendersprech wird niemanden davon abhalten, sexistische Aussagen zu tätigen.
    Puh, das war jetzt ein bisschen viel, aber das musste ich hier grade mal loswerden.

  6. Diese Art Gängelung (ich kann das nicht anders bezeichnen) mithilfe der Sprache zielt ausschließlich auf Macht für eine „eingeweihte“ Elite, in diesem Fall die „sprachwissenden“ Femen. Denn diese Gängelung verbessert nichts – auch nicht für die Geschlechtsgenossinnen.
    Für mich sind nur die Welterverbesserinnen glaubwürdig, die auch die Situation der Klofrau, Putzfrau und des seine Knochen zum Mark tragenen Betonarbeiters verbessern wollen.
    Die Frauen der Femokratiebewegung bewegen sich ausschließlich im Rahmen des Neoliberalismus – mehr nicht. Sie wollen beherrschen, dominieren, usw. Dadurch würdigen sie alle anderen Menschen zu Objekten herab.
    Von dieser Sorte Menschen haben wir genug. Mehr davon brauchen wir nicht. Die Welt ist an ihnen erkrankt.

    • Ich habe in dem Zusammenhang den Begriff „Genderfaschismus“ gelesen und musste dann da doch etwas grinsen. 😉

  7. ein anderer Stefan

    Eins macht mich dabei auch nervös: der Absolutheitsanspruch dieser Leute. Die meinen offenbar, den einzigen „richtigen“ Weg gefunden zu haben. Solche Leute machen mir Angst, weil ihr Weltbild keiner Diskussion offen steht. Da ist es auch egal, ob es politische oder religiöse Extremisten, oder ideologisch Motivierte oder Verschwörungstheoretiker oder Sektenanhänger sind – immer gibt es einen Guru (oder auch eine „richtige“ Ideologie), der alles durchdrungen und die einzige Wahrheit erkannt hat, und alles, was davon abweicht, muss falsch sein und wird in schräge Erklärungsmuster gepresst.

    • Das sind die genannten Denkverbote. Der Autor hat etwas geäußert, was nicht in das Weltbild passt, also darf man ihn nicht lesen oder reflektieren.

      Sowas gehört in die Kirche, aber nicht an die Uni.

  8. Eine Sprach so umkrempeln zu wollen ist schon fraglich.
    Wie spreche ich ein großes Binnen I, ein Unterstrich, Sternchen und weitere Sachen aus?
    Wie will ich das in einer ganzen Bevölkerung durchsetzen außer durch Umerziehung.
    Wer in der Sprache gendern will kann ja dann lieber gleich in eine andere wechseln.
    Englisch ist ja relativ neutral: statt Lehrer und Lehrerin gibt es halt nur Teacher, statt torture dann aber auch nur enhanced interrogation.

    Nichts von bösen und gemeinen Menschen mehr zu lesen und zu lehren wird ausserordentlich schwierig. Ich denk mal Seneca/Cicerco und Co, Aristhoteles und andere Griechen hatten alle Nutzen von Sklavenwirtschaft und anderen unmodernen Praktiken.
    Das erlaubt ja fast nur sehr selektive Lehren Auswahl oder nur aus der Zukunft in der die präferierte Lehre erfolgreich war.

    Nicht aus der Vergangenheit lernen heißt die Vergangenheit zu wiederholen.
    Und das nicht lernen kann mit unterdrücken gleichgesetzt werden.

    • Also, wie man ein BinnenI korrekt(?) auspricht hab ich jüngst in einem Vortrag gehört, es ging der Dame auch recht fließend über die Lippen, nämlich so:
      z.B. PatientInnen oder ÄrztInn
      wird so gessprochen:
      Patient Innen und Ärzt In,
      Sie sprach das einfach MIT Leerzeichen also ungefähr jeweils zwei Worte, ggf. war die Pause auch ein wenig kürzer als zwischen zwei „normalen“ Worten. Hörte sich für mich ein wenig albern an, aber vielleicht ist das ja nur Gewöhnungssache. Die Artikel hat sie meiner Erinnerung nach nicht modifiziert, was ich ein wenig inkonsequent fand. Von EINER Fachärzt In zu reden, wenn auch ein Mann gemeint sein könnte, ist ja eigentlich auch wieder diskriminierend 😉

  9. Ach, was muss diese Welt doch so friedlich und ohne Fehler sein, wenn man/frau sich um derart „Probleme“ Gedanken machen kann…

    Da wird also die Schriftsprache – denn es wird wohl kaum einer „dixs“ phonetisch so aussprechen können, ohne dass Zahnprothesen und Körperflüssigkeiten durch die Gegend fliegen – mit großem „I“ mitten im Wort, Unter- und Querstrichen und Klammern gehäckselt und durch den Wolf gedreht, damit auch ja keine(r) auf die Idee kommen kann, sich eventuell diskrimiert fühlen zu können.
    Dabei ist die Lösung doch so einfach: Genau wie im Englischen oder – wie ChriSchm in seinem sehr guten Statement erwähnt hat – Türkischem einfach die Trennung der Substantive in männlich und weiblich aufheben. So wird aus der Frau und dem Mann einfach „das“ Frau und „das“ Mann, genau wie das Auto oder das Buch. „Seine“ und „Ihre“ wird durch das sächliche „Seine“ ersetzt, so dass es nun z.B. heißt „Das Frau lackiert seine Fingernägel“.
    Falls Letzteres zu spontanen Entsetzensschreien in Szene-Cafés oder überhastet geplanten Aktionen der Femen führen könnte, darf auch gerne statt „seine“ nun „ihre“ verwendet werden, das ist mir persönlich ungefähr so wichtig wie ein umgekippter Karton mit Fischer-Dübeln beim Baumarkt um die Ecke.
    Aber das wird den Gender-Terroristinnen wahrscheinlich nicht in den Kram passen, denn das wär‘ ja zu einfach und würde die pösen pösen XY-Chromosomeninhaber nicht genügend in die Schranken weisen… 😉

    P.S.: Seit geraumer Zeit pocht meine rebellische Ader immer heftiger, wenn ich sowas lese. Wenn das so weiter geht, werde ich allein aus Protesthaltung Maskulinist, oder wie auch immer das heißt und fange wieder an, Negerküsse zu essen und mich für den Fasching im Gesicht schwarz anzumalen.
    P.P.S. (und ein wenig off-topic): Es gibt hier in Frankfurt/M tatsächlich einen Karnevalsverein, der sich seit Jahrhunderten „Die Kameruner e.V.“ nennt und dessen Mitglieder traditionell mit Bastrock, bzw. Leopardenfell-Imitat(!), schwarzer Hose und Pulli und schwarz angemalten Gesichtern (Schock!) beim Frankfurter Fastnachtszug auftreten. Sind das nun neuerdings faschistoide Minderheiten-Diskriminierer??

    • Hm, eigentlich sind solche Sprachverrenkungen und Gleichmachereien garnicht nötig. Eine Freundin von mir, die ursprünglich aus Polen kommt, ist zum Studieren nach Schweden gezogen. Im Schwedischen gibt es ein künstlich geschaffenes Pronomen „hen“, um eine neutrale Form zwischen dem männlichen „han“ und dem weiblichen „hon“ zu schaffen. Diese Freundin meinte nun, als jemand ihr gegenüber diese Form benutzte, dass sie das für übertrieben hielt. Bevor sie nach Schweden ging, hatte sie sich selbst als Feministin bezeichnet, empfand aber den Feminismus, den sie in Schweden erlebte, als zu extrem. Dieses Statement hat mich auch zum Nachdenken gebracht.

      Wie ich schon sagte, veruracht die Sprache an sich nicht die Diskriminierung, sondern ihr Gebrauch. Auch mit einer „geschlechtsneutralen“ Sprache kann man sexistische Gedanken ausdrücken. Das Englische ist von seiner struktur her „weniger sexistisch“ als das Deutsche, was einen amerikanischen Kommilitonen nicht davon abhielt, in meiner Anwesenheit zu sagen, dass Frauen seiner Meinung nach nichts in der Politik und der Wirtschaft zu suchen hätten.

      Wenn man gegen Diskriminierung vorgehen möchte, dann sollte man einfach darauf achten, wie man etwas sagt, ohne dass man dabei die Sprache verunstaltet.

  10. Dieser Wunsch nach Gender-Correctness, oder wie auch immer man das freundlich ausdrücken mag, führt oft auch zu komischen Effekten. Die Bahn sucht zum Beispiel in Anzeigen in Zügen „Azubis (m/w) zur Elektronikerin“ also kein Binnen-I. Aber wenn sie die Geschlechtsumwandlung auch bezahlen, wieso nicht.

    (Habe online auf die Schnelle leider kein Foto gefunden, wenn ich dran denk mach ich selbst ein,s wenn ich die Anzeige das nächste mal sehe)

    Als ich vor 13 Jahren bei der Bundeswehr war, haben sich die weiblichen Soldaten sogar dagegen gewehrt „Frau Unteroffizierin“ genannt zu werden. „Frau Unteroffizier“ tat es auch.

  11. wunderschön gesagt, sehr griffig kommentiert – schade, daß die Seite sich jeder vernünftigen Ausdrucksmöglichkeit entzieht – sowas hätte man sich doch gerne aufgehoben (und nein, printerfriendly ist keine vernünftige Möglichkeit) und vielleicht derm einen oder derm anderen gezeigt
    (derm sollte so gelesen werden: der/dem).

    Weiter so und danke

  12. Sir Richfield

    Nachdem ich „Der Anderen“ mal den Text vorlag, um von den Problemen mit ihrer Studiengemeinschaft abzulenken, fielen ihr bei dem Versuch, das Ding zu lesen! ein paar Dinge auf, von denen ich eines nicht unterschlagen möchte (Die diversen Tipp- und Grammatikfehler werden dabei unterschlagen):
    „Racism is attended by three simulatneous features: first, the construction of differende; “
    „da diese kolonialrassistisch und somit diskriminierend für Schwarze und People of Color und gleichzeitig“
    Die Verantwortlichen sind also so diskriminierungsfrei, dass sie einen Unterschied zwischen Menschen mit sog. weisser, sog. schwarzer UND ANDERER Hautfärbung machen.

    Brilliant.

    So weit sind wir schon, dass ICH mich für absolut undiskriminierend halte, weil ich
    A) Alle Menschen gleich verabscheue
    B) Personen, die solche Texte verfassen, ohne Ablenkung durch Äußerlichkeiten (Ich habe nicht mal die Namen gelesen, weiß also nicht mal das Geschlecht) für völlige Vollpfosen (m) halte!

  13. Inzwischen hat dieser Wahnsinn sogar auf die Humboldt-Universität Berlin übergegriffen, dort wurde extra für diesen Brainfuck eine eigene Arbeitsgruppe gebildet.
    http://www.focus.de/familie/studium/computa-studierx-m-n-obskure-sprachregeln-gegen-diskriminierung-an-berliner-uni_id_3789939.html

    Tja, ich werde dann noch ein paar Dokumente am Computa erstellen und an den/die Drucka schicken. 😉

    *kopfschüttel*

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