Siebzehn Jahre
In einem Jahr passieren viele große Dinge und viele kleine Dinge. Und manchmal sind diese kleinen Dinge ganz winzig klein und pelzig.
Ein kleiner Hund wurde vor siebzehn Jahren geboren. Neugierig tapste er in die Welt, öffnete seine Augen und war – ein Hund. Neugierig, frech, manchmal rüpelhaft, aber auch sanft und anhänglich. Wie Hunde nun mal sind. Sein Frauchen hat im Laufe dieser siebzehn Jahre viel mit ihm erlebt. Und einiges durchgemacht. Aber es ist nicht von ungefähr, dass Hunde als die besten Freunde der Menschen bezeichnet werden.
Dieser kleine Hund wurde alt. Das ist der Lauf der Welt, man kann es nicht ändern, auch wenn man es so gerne möchte. Die Neugier stumpft ab, wird müde, der Hund wird müde. Er wird krank, auch Hunde können senil werden, und bei ihm ist das offenbar passiert.
Der jetzige Rentnerhund hat für viel Spaß im Bekanntenkreis gesorgt, wenn Frauchen mal wieder, halb verzweifelt, halb belustigt, von seinen Eskapaden berichtete. Wie er drängelnd vor der Tür stand, Frauchen aus der Dusche rausjagte, die sich in rasender Eile abtrocknete und anzog und mit dem Rentnerlein Gassi ging. Nur um dann festzustellen: Yay, war zu spät. Machen wir mal den Teppich sauber.
Das Bild von Frauchen und dem senilen Rentnerlein im Fahrradanhänger fand ich immer bezaubernd. Frauchen hat ihn überallhin mitgenommen. Auch zur Arbeit. Der alte Mann konnte nicht den ganzen Tag alleine sein und sie hatte das Glück, einen Arbeitgeber zu haben, der das toleriert hat. Und auch bei gelegentlichen Undichtigkeiten nicht unbedingt Verständnis zeigte, aber auch nicht gleich durchdrehte.
Und so radelten Hund und Frau durch das Dorf am Rande der großen Stadt. Auch wenn im Laufe der Zeit der eine oder andere Rock der Technik geopfert werden musste.
Doch die Zeit bleibt nicht stehen. Und altwerden ist auch für Hunde oft mühsam und eine Qual. Und irgendwann kommt dann die Grenze, wo man sagen muss: Es reicht.
Geh in Frieden.
Der Rentnerhund kann jetzt wieder rennen. Er ist wieder neugierig. Er hat viele andere Hunde zum spielen. Ein ganzes Rudel nur für sich. Und Katzenfutter bis zum Abwinken – das hat er geliebt.
Leb wohl Rentnerlein. Und machs jut.
Verdient hastes dir.
Veröffentlicht am 3. September 2013, in Persönliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare.
Jetzt schnief ich schon wieder beim Gedanken an den Rentner, der „ja nie so eine steile Treppe hochgehen“ würde – und schneller oben war, als nur einer der Runde papp sagen konnte. Der einfach nur knuddelig und lieb war – allerdings auch schon im hohen Rentneralter, als ich ihn kennenlernen durfte. 🙂
Und sofort muss ich an meinen auch in ähnlichem Alter verstorbenen Hund denken – und verdrücke noch ein zusätzliches Tränchen. *schnüff*
Und wer noch nie ein Haustier (nein, ich meine damit nich die Silberfischchen im Bad) hatte weiß auch oft nicht, wie sehr sie Familienmitglieder sind.
Hach, der Rentner …
Ich winke ihm auch von hier aus nochmal zu, aber wahrscheinlich hat er jetzt eh besseres zu tun.
Ich hab ihn leider auch nur kurz kennengelernt und hätte ihn gern nochmal gesehen. Unsere alte Katzendame, immerhin auch schon 15, hätte ihm sicher gern wieder etwas von ihrem Futter überlassen.
Und ja die Treppe bei uns hat er schnell hinter sich gebracht. Und er hat sie mit Mühe dann auch noch ein zweites Mal bezwungen, wenn er auch runterwärts am Ende etwas rumkugeln musste. Damals war er noch einigermaßen zu Fuß, jedenfalls auf grader Strecke, und konnte mit einer Schildkröte mithalten 😉
Aber alles hat seine Zeit, und ich glaube nun ist ihm wohler, auch wenn sicher noch ein paar Tränen des Abschieds zerdrückt werden, das darf aber auch.