Gut gemeint


ist immer noch das Gegenteil von gut. Und eben nicht „schlecht“.

Aktuell ist mir ein Beitrag auf „Humanist News“ ins Auge gefallen. Es geht um „Anti-Vergewaltigungs-Unterwäsche“. Also eine Art moderner Keuschheitsgürtel, der es unmöglich machen soll, das Opfer tatsächlich zu vergewaltigen.

Angeblich soll dem Opfer so das Schlimmste erspart bleiben.

Zunächst einmal: Die beste Art, jemanden vor Vergewaltigung zu schützen, ist: Dafür zu sorgen, dass es keine Täter gibt. Also Prävention.

Illusorisch, ich weiß. Trotzdem ist das eigentlich die Lösung. Strafen werden nur hinterher fällig, wichtiger wäre doch, wenn man Kinder so erzieht, dass sie nicht so verdreht werden und auf Vergewaltigung zurückgreifen müssen. Wichtiger wäre doch Aufklärung. Und mehr gegenseitiger Respekt.

Aber in Zeiten der Bankenrettung ist das leider nicht mehr opportun, das Geld wird an wichtigeren Plätzen gebraucht. Oder was immer gewisse Leute für „wichtig“ halten. Aber jeder Euro, der in die Prävention gesteckt wird, rechnet sich. Leider nicht schwarz auf weiß, darum ist es ja so einfach, das Geld zu streichen. Es hat ja keinen direkt messbaren Mehrwert.

Dann die direkten Folgen für Täter und Opfer. Ganz ehrlich, wie lange wird es wohl dauern, bis der erste Richter einen Strafminderungsgrund darin sieht, dass das Opfer diese Unterwäsche NICHT getragen hat? Weil, hätte es es getragen, wäre es nicht vergewaltigt worden. Also: Opfer hat Teilschuld und damit der Täter keine volle Schuld.

Da bereits jetzt teilweise mit lächerlichen Begründungen die eigentlich saftigen Strafmaße reduziert werden, ist das nicht wirklich von der Hand zu weisen, das Risiko ist ja da.

Was die Hersteller dieses Crowdfunding-Projekts überhaupt nicht bedenken: Eine Vergewaltigung oder ein Vergewaltigungsversuch ist *immer* traumatisierend. Immer. Und nur weil die Vergewaltigung nicht „komplett“ stattgefunden hat, macht es das nicht besser. „Wenigstens das volle Trauma erspart“? Mitnichten. Wenn das soweit geht, dass den Täter nur noch diese Unterwäsche am Vollzug hindert, dann, liebe Leute, hat das Ziel der Vergewaltigung, nämlich das Opfer so hilflos zu machen, dass es über den eigenen Körper nicht mehr bestimmen kann, bereits stattgefunden.

Diese Unterwäsche wird weder die Abwehr- noch die Ekelgefühle des Opfers gegenüber dem Täter minimieren oder abmildern. Schlimmer noch: Da es danach wahrscheinlich keine Spermaspuren etc. gibt ist der Nachweis auch schwerer zu führen, dass es eine Vergewaltigung war. Das Opfer steht dann, wenns blöd kommt, in echter Beweisnot da.

Und ich seh doch den Polizisten auf der Wache schon direkt vor mir: „Jo mei, is doch nix passiert, Madele. Geh dich duschen, schlaf ne Nacht drüber, hattest ja die Unterwäsche an, gelle? Morgen sieht der Tag schon wieder anders aus.“

Und was sagt das eigentlich über eine Gesellschaft aus, das potenzielle (!) Opfer in einen (noch so angenehm zu tragenden) Käfig sperren will anstatt endlich eine vernünftige Prävention zu betreiben und die Täter zur Strecke zu bringen? Warum gibt’s nicht mal ein Crowdfunding-Projekt, dass sich mit echten Hilfen für Opfer befasst anstatt so einen Quatsch zu erfinden.

Die Leute gehen derzeit viel zu sehr dazu über, sich einzuigeln. Angst regiert, wir sind dabei uns in eine ängstliche Gesellschaft zu verwandeln. Immer mehr Schutzprodukte, immer mehr Festungen werden errichtet.

Die einst offene, mutige Gesellschaft, in der ich auch aufgewachsen bin, wird immer mehr zur Farce. Und derartige Produkte sind leider nur ein Symptom einer generellen Entwicklung, die, wie ich fürchte, auch noch nicht am Ende angekommen ist.

Denn das ist diese Unterwäsche auch: Die bedingungslose Kapitulation vor der Rape Culture.

Veröffentlicht am 2. November 2013, in Nachdenkliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 19 Kommentare.

  1. Ohh schöne Rollenumkehr:
    [Achtung Ironie Satire und so]
    Dann hätte die „Schlampe“ sich ja nicht so anziehen sollen, wenn sie das nicht wollte
    [Achtung Ende]

    Auch toll das man wohl nur untenrum vergewaltigt werden kann, oder doch die Vollkörper-Burka mit allem.

  2. Gelesen habe ich freiwillig bis »Angeblich soll dem Opfer so das Schlimmste erspart bleiben.«, danach gezwungernermaßen. Danach durch einen Nebel das Wort »Fausfeuerwaffe« verstanden, aber das stand da natürlich nicht. An meinem Bestreben, politsch korrekte Sätze zu formulieren, werde ich natürlich weiterarbeiten. Erfolgreich, wie ich hoffe.
    das Pantoufle

  3. Der Keuschheitsgürtel als Vergewaltigungsschutz — menschlich absurd, aber eine Geschäftsidee wert.

  4. Ein „Antivergewaltigungsgürtel“ wird da angepriesen?
    Man könnte dem „Erfinder“ ja mal einen Antiüberfall- oder Antigeschlagenwerdengürtel anbieten, um ihn dann mal zu testen 😉

  5. Das Stichwort ist die offene mutige Gesellschaft.
    Wir sehen an den USA, dass paranoider Schutz- (und „Selsbtverteidigungs-„) Wahn nicht hilft, die Rate von Gewaltverbrechen auf die vergleichbarer Länder zu reduzieren, im Gegenteil, in keinem westlichen Land sind bezogen auf die Bevölkerung so vielen Menschen eingeknastet, sind so viele Leute Opfer von Gewaltverbrechen wie in den USA.
    Trotzdem machen wir eifrig mit und nähern uns diesem „Vorbild“ mit großen Schritten immer mehr an.

  6. Prinzipiell unterschreibe ich das.

    Aber: so, wie die Unterwäsche vor Vergewaltigung schützen soll, soll Kryptographie vor Ausspionieren schützen.

    Kryptographie ist optional, die Unterwäsche ist optional.

    Bei der Spionage regt sich der Widerstand schon, und mit Ausnahme einiger Internet-Ausdrucker sagt auch keiner „selber schuld, wenn du nicht verschlüsselst“. Warum sollte das „selber schuld“ also bei der Unterwäsche kommen?

    Seht die Unterwäsche einfach nicht als Allheilmittel, sondern als das, was es ist: ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor. Nicht mehr und nicht weniger.

    • Nein, genau das ist sie nicht. Aus den genannten Gründen.

      Täter suchen sich ängstliche Menschen. Wenn du ängstlich genug bist, um auf diese Art der Unterwäsche zurückzugreifen, dann bist du bereits das klassische Opfer.

      Ein Täter will sein Selbstbewußtsein aufpolieren. Er will aber KEINEN Ärger. Das heißt, er braucht Menschen, die er durch bedrohliches Auftreten und gezielte Bedrohungen so einschüchtern kann, dass die alles mit sich machen lassen.

      Was die nicht brauchen, ist jemand, der darauf mit „HILFE POLIZEI“ reagiert. Dann geben die im Regelfall Fersengeld. Und ja, Ausnahmen bestätigen hier die Regel.

      Diese Unterwäsche haut genau in die Kerbe rein. Denn jemand, der auch nur in Erwägung zieht, dieses Zeug anzuziehen sollte besser an seinem Selbstbewußtsein arbeiten als sich selbst einzubunkern.

      Kryptographie hingegen schützt den *INHALT* einer Konversation sehr wohl (ausreichende Schlüsselstärke vorausgesetzt) vor unwillkommenen Augen.

      Du vergleichst da Äpfel mit Birnen.

      Und glaub mir: Das „selbst schuld“ ist gerade bei Vergewaltigungen nie weit weg, Stichwort „Victim Blaming“.

      „Warum biste denn da auch langgegangen?“
      „Warum haste das denn mit dir machen lassen?“

      Das ist Victim Blaming, das sind genau die Fragen, die man eben NICHT stellen darf. Weil sie müßig sind. Derjenige IST da langgelaufen, stand ja nicht „Rape Alley“ auf dem Straßenschild. Derjenige *HAT* sich eingeschüchtert genug gefühlt, um sich nicht zu wehren.

      Die Liste ist endlos. Und wenn es jetzt zu dieser Unterwäsche kommt, ist der Schritt wirklich nicht weit, dass man sagt: Strafminderung, weil das Opfer die Folgen der Tat nicht aktiv verhindert hat.

      • Ich weiß schon, worauf du hinauswillst, und wie schon gesagt, im Grunde bin ich derselben Meinung. Und wir sind uns sicherlich auch einig, dass es in keinem Bereich des Lebens eine absolute Sicherheit gibt. Und dennoch gibt es überall Maßnahmen des Selbstschutzes. Lass es die Kryptographie sein, die schusssichere Weste, das Sicherheitsschloss an der Haustür, Handbremse plus Gang einlegen, Pfefferspray oder eben die spezielle Unterwäsche.

        Verurteilst du Pfefferspray, weil der Bulle bei der Anzeigenaufnahme sagen könnte: „jo mei, hätten’s mal a Pfefferspray dabei g’habt …“?

        Wenn du dich sicher genug fühlst, um zu der „HILFE POLIZEI“-Gruppe zu gehören und deshalb auf diese Unterwäsche verzichten zu können, dann ist das positiv für dich. Aber es gibt genug Frauen – Menschen allgemein -, die total ängstlich sind und hinter jedem Verkehrsschild einen bösen Räuber sehen. Denen kannst du das Selbstbewusstsein nicht einprügeln. Wenn die sich mit Vorhängeschloss unten sicherer fühlen, wer will ihnen das verwehren?

        Ach ja, und das Victim Blaming ist ein Produkt der Stammtische, hat jedoch mit dem geltenden Strafrecht und den tatsächlichen Strafprozessen jedenfalls in dieser Form nichts zu tun.

        • Doch. Das hat auch was mit Strafprozessen und mildernden Umständen zu tun.

          Die Zeiten sind noch nicht lange her, wo eine Frau automatisch eine Mitschuld an der Vergewaltigung hatte, wenn sie einen Minirock trug und jung und hübsch war. Dann hat sie es „drauf angelegt“, Sex zu haben, ihr wurde ein „flatterhaftes Wesen“ unterstellt und der Täter kam, wenn schon nicht straffrei so doch mit deutlich geringerer Strafe davon.

          Diese Unterwäsche zielt in dieselbe Kerbe. Und vergiss bitte nicht, das ist ne Amifirma.

          Das Land, in dem ein republikanischer Abgeordneter von „legitimate rape“ schwafeln konnte und erst der darauffolgende Shitstorm hat ihn gebremst. Das Land, indem Abtreibungsärzte erschossen werden und die Mörder mildernde Umstände, weil sie ja Leben schützen wollten.
          Das Land, wo junge Männer beinahe mit einer Vergewaltigung davongekommen sind, und die mit ihrer Verurteilung eine Welle von Mitgefühl erfuhren.

          Das Mädchen? Wird auf offener Straße bespuckt, weil sie die Namen der ehrenhaften jungen Männer so befleckt hat. Ihre Familie? Kriegt Morddrohungen.

          Und vor DEM Hintergrund bewerte das Zeug nochmal.

          • OK, wenn wir natürlich alle Unrechtstaaten dieser Welt und deren Justizsysteme betrachten wollen, dann muss ich Dir ans Herz legen, niemals ohne Kopftuch das Haus zu verlassen, denn das schützt irgendwo auf der Welt erheblich davor, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, für das der männliche Gewalttäter regelmäßig nicht bestraft wird, weil es ja seine Aufgabe ist, die niedere Frau zu züchtigen.

            Aber jetzt mal zurück nach Deutschland: Du sagst selber, dass die Zeiten der „sie wollte es ja“-Argumentation vorbei ist. Und das ist gut so. Warum sollen wir uns wie andere Staaten verhalten, die sozial und kulturell 50 (USA) bis 500 (Islam) Jahre zurückliegen?

            Das ist doch genau unser Problem: In jedem anderen Land dieser Welt heißt es: „du bist jetzt in XYZ, verhalte dich also gemäß der örtlichen Gepflogenheiten“. Nur in Deutschland heißt es „Willkommen und tu, wasimmer du von daheim kennst.“

            • Ist das so? Dann lebst du in einem deutlich anderen Deutschland als ich.

            • Kinki, immer noch dieses nationalistische Denken? Glaube mir, Schuldzuweisungen (die USA sei kulturell 50 Jahre zurück) und Hervorhebung der eigenen Überlegenheit sind „schlechter Stil“. Bestenfalls pauschalisierst Du unzulässig.

              Wären wir wirklich „überlegen“, so könnten wir es uns leisten zu sagen: „“Willkommen und tu, was-immer du von daheim kennst.”

              Wirkliche „Überlegenheit“ oder besser Größe, ist es fremde Kulturen zu achten. Das hat nichts mit politisch links oder mit einer Moral zu tun. Das hat zum Beispiel damit zu tun, dass wir aufeinander angewiesen sind. Die Welt ist klein geworden. Ressourcen sind nicht unendlich und wir können uns nicht wie kleine Kinder darum zanken.

              Deine Ausgrenzung, die durchaus von Hardlineren in der Politik oft populistisch vertreten wird, verhindert Lösungen und schafft unmenschliche Situationen – und das, da bin ich sicher, ist nicht Deine Absicht.

              • TROLLMODE ACTIVATED
                Joachim schrieb (an Kinki gerichtet):
                „Deine Ausgrenzung, die durchaus von Hardlineren in der Politik oft populistisch vertreten wird, verhindert Lösungen und schafft unmenschliche Situationen – und das, da bin ich sicher, ist nicht Deine Absicht.“
                Ich wäre mir da nicht so sicher…
                TROLLMODE PAUSED

              • JoyntSoft, wir lassen nie jemanden zurück. Niemals.

                JoyntSoft, für Dich oder Euch in eigener Sache zur Erklärung: das steht da in Wirklichkeit nicht für Dich, jedenfalls nicht so – so derart platt und pseudo- „Heldenhaft“ mit diesem blöden absoluten „Anspruch“ aus mittelprächtigen SciFi-Serien. Doch der Satz ist griffig und transportiert. Ich mag es, „militärisch“ absurd kurzes Denken zu okkupieren und auf die Füße zu stellen. Wer (Politiker, Militärs, Kinki in bester Gesellschaft) so argumentiert, der muss sich daran messen lassen. Und ich darf auch, was die dürfen.

                Kurz: JoyntSoft, warum also resignieren? Du warst es, der sich dem zuerst entgegengestellte und Arsch in der Hose zeigtest.

                Kinki: ja, das war ein fieser rhetorischer Trick, den JoyntSoft da bemerkte. Das war aber auch eine Einladung in eine Welt, die – ich wiederhole – Menschen grundsätzlich nicht aufgibt. Denn sobald wir das tun, dann sind wir in die Falle der Hardliner, Populisten und Pauschalisierer getappt. Dabei könnten wir doch selbst denken.

                Denken? Wie das (oh Ironie)? Vielleicht so (Achtung, Logik jetzt):

                Uns geht es doch gut, wie die Kanzlerin korrekt feststellte. Damit dürfte selbstverständlich sein, wer uns braucht und wer uns nicht braucht.

                Selbstverständlich allerdings nur für die, die nicht (ein Bild!) nach dem Motto verfahren: zuerst komme ich … dann erst einmal eine ganze Weile gar nichts … und dann kommt ein großer Misthaufen … und dann vielleicht, … aber auch nur vielleicht … die Anderen. Wer das dennoch tut, der muss sich nicht wundern außerhalb zu stehen und noch üblen Geruch zu verbreiten.

                Also (ist das nun Ironie?) selbstverständlich für die, die Leistungsträger nicht daran messen, ob sie sich was leisten können.

                Womit der Beweis erbracht ist, dass man sogar aus dummen Pauschalisierungen manchmal etwas machen kann.

                Natürlich, das (mehrdeutig! muss ich wirklich immer auf Alles hinweisen?) ist in aller Regel vergebens. Man kann es nicht durchziehen. Perfektionismus ist auch keine Lösung. Sollte mich das aber von irgend etwas abhalten? Meint ihr wirklich? Ihr seit komisch, ihr Menschen. Ihr Menschen seit echt komisch.

    • Nochmal:
      Warum soll denn die Unterwäsche jetzt vor Vergewaltigung sicher machen?
      Nicht jeder will seinen Piephahn irgendwem nur untenrum reinstecken.
      Vergewaltigt werden kann auf viele Weisen.

      Und wenn es schon dazu kommt ist es ja eigentlich schon zuspät, es wird doch niemand mit einem Schild rumlaufen „Untenrum läuft nix, haha, ich trage SuperSecurityUnderwear“. Da ist der „Angriff“ auf den Menschen doch schon passiert bis das bemerkt wird.

      Das ganze ist also extra hohl.

      Das ist klare Ausnutzung von Opfermentaltiät und Victim-Blaming.

  7. Ich stimme mit Dir überein, liebe Tante.

    Aber darüber hinaus kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sowas wirklich schützen soll. Das kann doch noch so reißfest sein, wenn man es schlichtweg runterziehen kann. Wenn es derart eng die Hüfte umspannt, dass das absolut nicht möglich ist, muss es extrem unangenehm zu tragen sein, vielleicht sogar die Durchblutung stören. Ständige Folter des potentiellen Opfers. Super. Und letztendlich kann mindestens das Opfer diesen Slip ausziehen (hoffe ich mal, ist manchmal halt doch praktisch..). Als könnte ein Täter das Opfer nicht dazu bringen, ey. Wissen diese Leute überhaupt, was eine Vergewaltigung ist?

  8. Tante, lass die Moral weg. Denn die ist Kultur- und Unkulturabhängig. Ganz objektiv ist es ein „seltsam“ in einem zivilisiertem Land einem Opfer zu raten sich eine Rüstung anzulegen. Denn dann ist keine Zivilisation – gemessen an den eigenen Wertvorstellungen.

    Man könnte:

    – von Ohnmachtsgefühlen bei dem Opfer, wie bei Anderen ausgehen. Das stellt einer Gesellschaft, die Sicherheit vor Freiheit propagiert, ein schlechtes Zeugnis aus.

    – von einem Geschäftsmodell ausgehen. Das ist schlecht, denn ohne Täter lässt sich mit der „Wäsche“ nichts verdienen. Selbstregulierende Prozesse funktionieren anders.

    – bei der Bewertung der Diskussion von mit Rassismus stark verwandten Ansichten ausgehen (Differenz, Wertung, Verallgemeinerung, Funktion – nach Memmi). Statt Rassismus wäre vielleicht Chauvinismus treffender.

    – es als frauenfeindlich ansehen, wenn Frauen gezwungen werden ihre Sexualität zu schützen oder zu verbergen – immerhin sind Männer in der Regel die Vergewaltiger.

    – Wer kauft die Unterwäsche und wer hat den Schlüssel wenn Frau die Unterwäsche einmal loswerden möchte? Diese Unterwäsche könnte auch ein direktes oder nur argumentatives Druckmittel von Männern – und sei es nur an Stammtischen – sein, „ihre“ Frauen zu kontrollieren. Möglicherweise.

    – Es ist ein seltsam naives Denken, das meint die Wäsche schütze vor einem aggressivem Täter. Ich möchte hier nicht darstellen, was der dann aus Frustration oder Unglauben mit dem Opfer anstellen wird.

    Scheinlösungen sind fahrlässig. Prävention – und da kann ich mir Einiges vorstellen – sieht anders aus. Und wenn schon Notlösungen, dann bitte einfacher und wirksamer. Handy mit Notknopf? Taxi? Begleitung? Verantwortlichkeit und Mut, meinetwegen Hilfeschreie von Passanten? Polizei, die nicht lieber bei der Rasterfahndung die Füße auf den Tisch legt und nicht erst hinterher den Opder DNA-Spuren entnimmt, Beleuchtung? Vielleicht nicht einfach Forschungsinstitute zur Sexualität zumachen und Kinder besser aufklären, soziale Randgruppen (die sind auch Opfer) und Aggressivität vermeiden…

    Oh, ein Roman… Denkt Euch den Rest und die genauen Begründungen.

  9. „Und was sagt das eigentlich über eine Gesellschaft aus, das potenzielle (!) Opfer in einen (noch so angenehm zu tragenden) Käfig sperren will anstatt endlich eine vernünftige Prävention zu betreiben und die Täter zur Strecke zu bringen?“

    Wieso Gesellschaft? das ist eine private Firma, die schlicht mit Angst Geld machen will. Damit hat die Gesellschaft nichts zu tun.
    So gesehen verwerten sie nur den Gedanken der Rape Culture.

    • Wieso die Gesellschaft? Weil es typisch ist für unsere Gesellschaft ist, in der Regel nur die Symptome zu sehen und dagegen vorzugehen. Vernünftig wäre es die Ursachen zu beseitigen.

      wobei ich schmunzeln muss, wenn ich überlege, was Hardcore-Emanzen unter der „Beseitigung der Ursachen“ verstehen würden. Also, ihre Wut kann ich schon verstehen, nicht aber ihren Versuch Symptome zu bekämpfen, ganz ohne über Folgen nachzudenken…

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