Nein, Herr Adam
Da ist ein Landrat, der Poppers geschluckt hat, im Dienstwagen durch die Gegend kutschiert ist, um Internetbekanntschaften zu schließen und mit ihnen danach im Büro des besagten Bürgermeisters ein wenig Ringelpiez mit Anfassen zu spielen.
Und als das auffliegt, macht er „Homo-Hetze“ dafür verantwortlich und die bösen Medien, die sich daran „aufgeilen“ weil ein schwuler Bürgermeister Sex hat. Gekrönt wird das von der Aussage, dass jeder Politiker Dreck am Stecken hat.
Äh, ne Herr Adam, ganz so einfach ist das nicht.
Zunächst einmal ist das, was man im Schlafzimmer tut, nur für die Leute bestimmt, die sich in dem Schlafzimmer aufhalten. Das kann sich aber unter Umständen sehr schnell ändern – so wie hier.
Wenn ein Amtsträger, und ein solcher ist ein Landrat, sich in seinem Büro aufhält, vertritt er hier den Landkreis. Und dann, das gebietet der Anstand, hat er sich entsprechend zu verhalten.
Und dazu gehört nicht, One-night-stands ins Büro einzuladen und dort dann mit Poppers und (hoffentlich) Kondomen eine wilde Party zu veranstalten und wer weiß, was da sonst noch lief.
Landrat zu sein ist ein recht nüchterner Job. Man stemmt Akten bevor man auf Festen mit älteren Leuten die Ellbogen reibt um dann mehr Unterstützung zu bekommen. Man ist halt Politiker.
Mit 23 bzw. 26 ist es gut möglich, dass Michael Adam das noch nicht wusste. Die Altersschranken für gewisse Ämter existieren aus gutem Grund, Stichwort Lebenserfahrung, die jüngere Menschen bei allem Talent einfach noch nicht haben.
Und so ist auch hier passiert, was nur allzu menschlich ist: Jemandem ist sein Erfolg zu Kopf gestiegen, der hat gedacht er wäre unantastbar. Eine Art milder Größenwahn.
Aber wer zu schnell zu hoch steigt fällt auch sehr schnell sehr tief, wenn die Bodenhaftung nicht stimmt. Und das, nichts anderes, war hier der Fall.
Mit Homophobie hat das im allgemeinen recht wenig zu tun, auch wenn in einigen Medien durchaus schwulenfeindliche Untertöne herrschten, wie auch die SZ konstatierte, aber der Tenor bezog sich fast ausschließlich auf den Skandal von Sex im Büro, was man in gutem Britdeutsch als „unangemessen“ bezeichnen kann. Hochgezogene Augenbraue inklusive.
Von einem Landrat wird erwartet, dass er den Landkreis leitet und Probleme löst. Das ist langweilig, vor allem im laufenden Betrieb und vor allem anstrengend.
Aber die Lösung kann nicht sein, die Sau rauzulassen.
Echt nicht.
Veröffentlicht am 13. Dezember 2013, in Ärgerliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Ein Kommentar.
Ich finde nicht unbedingt das das Alter über die Reife oder Eignung zu einem Amt entscheidet.
Es gibt genug die sich auch mit ihrem Reiferen Alter Kindisch aufführen und ebenso Leute die in jungen jahren sehr Reif sind.
Im Allgemeinen sehe ich eher das diese Altersgrenzen eher altbackenes Zementieren und neue Impulse verhindern. Zumal auch jeder Horst BundesPräservativ sein kann egal ob der jetzt aus der Politik Kommt, Promi oder Alg2 Empfänger ist.