Missbrauch
Eins vorweg: Ich halte Dylan Farrow für das Opfer von Missbrauch. Sie IST eine Überlebende. In jeder Beziehung. Nur halte ich einen anderen Täter für möglich.
Nein, ich weiß es nicht. Ob Woody Allen nun hat oder nicht hat. Aber so einfach, wie sich der Fall für manche darstellt, ist er leider nicht.
Woody Allen ist kein Heiliger. Wie er mit Mia Farrow umgegangen ist, war nicht sehr nett. Die Trennung war demzufolge damals auch ein Haufen schmutziger Wäsche, die öffentlich gewaschen wurde.
Es war im Zuge dieser Trennung, dass erstmalig Vorwürfe aufkamen, dass Woody Allen seine Tochter missbrauche würde. Es wurde ermittelt und diese Ermittlungen endeten mit einer Einstellung, weil sich der Tatvorwurf nicht erhärtete.
Sonderbehandlung für einen Hollywood-Promi? Wohl kaum, wenn man sich den Fall Roman Polanski anguckt. Es ist vielmehr so, dass Staatsanwälte bei Promis ein eigentümliches Jagdfieber entwickeln. Wenn in einer derartigen Atmosphäre die Ermittlungen wegen fehlendem Tatverdacht eingestellt werden, dann ist das eine Aussage.
Doch Dylan wurde missbraucht, wie kann das sein?
Ich zweifle nicht an ihrer Darstellung. Sie *erinnert* sich an das, was sie erzählt. Doch Erinnerungen können trügen. Sie können vor allem bei Kindern gezielt manipuliert werden. Und am Ende stehen traumatisierte Kinder, die ihr Leben lang unter einem Missbrauch leiden, der nie stattgefunden hat. De aber nichtsdestotrotz für die dann erwachsenen Kinder absolut real ist.
Es gab die Witch Hunt in den USA Anfang der 80er, wo in Bakersfield reihenweise völlig unbescholtene Leute festgenommen wurden. Es gab die Wormser Prozesse – sie alle beweisen: Mit genügend Suggestionskraft kann ein Erwachsener die Kinder in die gewünschte Richtung „reprogrammieren“.
Die glauben von da an, Opfer von Missbrauch zu sein. Und die Auswirkungen sind ganz genau dieselben, als wären sie angefasst worden.
Wer Woody Allen jetzt verurteilt, sollte vorher genau hinschauen. Denn die Lesart, dass Mia Farrow die Anschuldigungen bewußt erhoben hat, um Woody Allen zu schaden und seine Karriere zu zerstören, liegt imho nahe. Näher zumindest als der Vorwurf, dass ein Klaustrophobiker ein kleines Mädchen auf dem dunklen Dachboden eines Sommerhauses missbraucht, während die Nannies und die Mutter keine 5 m entfernt sind.
Das sehe nicht nur ich so, sondern auch Robert P. Weide, derjenige, der eine Dokumentation im Fall Woody Allen aufgeworfen hat. Er ist nicht im Besitz der alleinigen Wahrheit, doch er wirft Fragen auf, die in dem Zusammenhang nicht uninteressant sind und die im Ermittlungsverfahren offenbar auch zumindest teilweise beantwortet wurden.
Und danach hat nicht Woody Allen die kleine Dylan missbraucht.
Und wann immer eine Mutter darüber nachdenkt, dass der Missbrauchsvorwurf doch eine Spitzenidee sei, es dem „Arsch“ „heimzuzahlen“, der sollte vielleicht anhand dieses Falles zweimal darüber nachdenken, was er seinem Kind antut.
Veröffentlicht am 3. Februar 2014, in Nachdenkliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.
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