Cybermobbing-Hysterie?
Gestern tobte in Facebook eine Diskussionsschlacht, die ihresgleichen suchte. Die Frage war, ob Cybermobbing „schlimmer“ ist als „reales“ Mobbing oder ob da nicht die Medien Hysterie betreiben, um „das böse Internet“ zu verteufeln.
Und egal was ich schrieb – es wurde marginalisiert, miniaturisiert, abgetan. Und das mit einer Nonchalance, die atemberaubend ist. Und gipfelte in der „scherzhaften“ Vermutung, ich sei doch derzeit etwas Hormongesteuert, weil ich mich so aufrege.
Diesen Leuten empfehle ich die Einträge von August/September 2009, im übrigen.
Aber ist Cybermobbing jetzt eine Hysteriewelle, die durch die Medien schwappt, künstlich aufgebauscht? Oder ist da was dran, dass das schlimmer ist?
Mal wieder: Beides ist bis zu einem gewissen Punkt richtig.
ABER:
Cybermobbing ist von den Auswirkungen zwischen Tätern und Opfern gravierender. Und das hat Gründe.
Wenn ich in „real“ gemobbt werde (alleine die Unterscheidung zwischen „Cyber“ und „real“ ist schon massives Derailing, impliziert sie doch, dass Cybermobbing nicht real ist), dann sieht der Täter sofort seine Auswirkungen. Und irgendwann setzt – hoffentlich – die Beißhemmung ein.
Wenn das Opfer weint, sich zusammenkauert, dann macht Mobben nicht mehr wirklich Spaß und man fühlt sich irgendwie wie ein Arsch. Zu Recht übrigens. Dass man dann in der Gruppe dank gruppendynamischer Zwänge oft weitermacht – ja. Aber der Täter sieht: Ups, das war jetzt weit außerhalb jeder Kritik.
So war es damals auch bei mir. In der Grundschule bin ich ständig verkloppt worden. Ich war ein seltsames Kind, ich war isoliert, ich war alleine – das gefundene Fressen für die Halbstarken. Und so bin ich auf nahezu täglicher Basis vermöbelt worden. Gestoppt wurde das nicht. Die Lehrer konnten oder wollten nicht, ebenso wie meine Eltern.
Und so hieß es: „ist nur noch 3, 2, 1 Jahre dann ist das rum und du kannst weitermachen“. Für mich als Sechsjährige bedeuteten 3 Jahre aber mein halbes Leben. Das war ein Zeitraum, den ich nicht umfassen konnte.
Und so wurde ich depressiv. Unerkannt bis heute.
Ganz ehrlich? In der Rückschau: Hätte es damals bereits die technischen Möglichkeiten gegeben, die es heute gibt, dann wäre ich heute nicht hier. Wenn ich Videos bei Youtube gefunden hätte, die zeigen, wie ich verprügelt werde, zusammen mit höhnischen Kommentaren, wenn ich bei Facebook „Fanseiten“ gefunden hätte, die „Tante, die Schlampe“ mit entsprechenden schlecht gephotoshoppten Fotos zeigen, wenn ich per SMS geflutet worden wäre, dann wäre ich irgendwann tot gewesen. Schlicht und ergreifend. Weil ich keine Rückzugsgebiete mehr gehabt hätte. Die waren auch so schon klein genug.
Und das passiert heute mit den Kids, die Cybermobbing ausgesetzt sind. Sie haben keine Rückzugsgebiete mehr. „Ja, dann lösch doch den Facebook-Account und machs Handy aus, dann kriegste das nicht mehr mit“ ist völlig daneben. Zum einen ist das die klassische Täter-/Opfer-Umkehr – das Opfer muss sich zurückziehen, dem Täter freie Bahn lassen, damit es nicht mehr gemobbt wird. Als nächstes kommt dann die Frage, wieso um alles in der Welt der Täter denn so provoziert wurde, oder was? Denn wenn man in einer Mobbingsituation steckt braucht man diese Rückzugsgebiete. Geschützte Orte, wo man Luft holen kann, wo man sich sicher fühlt.
Und Cybermobbing dringt in genau diese Rückzugsorte ein, vergiftet sie, verstärkt die Hilflosigkeit, nimmt die Sicherheit.
Zum anderen übersieht man ja auch, dass man damit dem Kind die „guten“ Kontaktmöglichkeiten nimmt. Man kann das verfluchen und doof finden, die Realität ist aber: Das ist heute so. Die Kinder rufen sich nicht mehr an zum verabreden, sie schicken sich ne SMS. Sie gehen nicht mehr zu Hause vorbei „kommst raus“? – sie machen ne Facebookgruppe auf. Kann man scheiße finden, ändern wird man es nicht.
Und wenn dann geraten wird, Handy und Facebook auszuschalten, dann nimmt man dem Kind auch die Kontakte, die es braucht, treibt es weiter in die Isolation.
Dazu kommt noch, dass Cybermobbing anonym ist. Die direkte Täter-/Opferkonfrontation findet nicht mehr statt. Der Täter sieht nicht mehr, was er seinem Opfer antut – und das macht Cybermobbing sehr viel gewalttätiger, direkter und widerlicher. Der Täter erlegt sich dort keinerlei Grenzen auf, denn er sieht nicht mehr, was er dem Opfer antut. Und ja, auch Täter haben dann irgendwann genug, wenn sie sehen, was sie da anrichten.
Nicht umsonst gibt es inzwischen Programme, die die Täter von Cybermobbing direkt mit den Ergebnissen ihres Handelns konfrontieren, die ihnen auf ziemlich brutale Art zeigt, was sie da tun. Und die meisten Täter begreifen erst in diesem Moment in Ansätzen, was sie da getan haben.
Die skurrilste Theorie habe ich gestern noch lesen „dürfen“: „Cybermobbing ist doch besser als reales Mobbing, denn da hat man dann wenigstens Beweise“. Ja, super. Das hilft dem Opfer, dass seinen Kopf auf ein Pornobildchen montiert sieht, ungemein.
Es gibt die Story eines Vaters, dessen Sohn sich umgebracht hat, weil er Cybermobbing ausgesetzt war. Er war völlig hilflos, hat zusehen müssen, wie sein fröhlicher Sohn immer weiter in die Depression getrieben wurde – und irgendwann hat sich der Junge getötet. Der Vater hat den Rädelsführer direkt konfrontiert. Der bis zu dem Zeitpunkt NICHT begriffen hatte, dass ER der Grund war, warum der Junge sich getötet hatte. Der im Alter von 14 Jahren damit fertig werden musste, jemanden auf dem Gewissen zu haben, weil keiner ihn gestoppt hatte, stoppen konnte.
Inzwischen gehen beide auf eine Tour durch die US-Schulen, um den Kreislauf zu durchbrechen.
Die Folgen von Cybermobbing sind auch gravierender und langfristiger als das Mobbing auf dem Schulhof. Die Opfer entwickeln tiefsitzende psychologische Probleme, das posttraumatische Belastungssyndrom ist eins davon. Den Tätern gehts nicht viel besser, auch wenn man das nicht so meint. Denn sie lernen durch das Fehlen der sozialen Interaktion nicht, dass ihr Handeln auch Konsequenzen hat.
Das alles tut auch „reales“ Mobbing. Und beides kommt oft – aber eben nicht immer – Hand in Hand. Und Cybermobbing kann dann das letzte I-Tüpfelchen sein, was das Opfer buchstäblich über den Zaun treibt. Und wenn es für sich alleine steht, sind die Eskalationsstufen steiler und deutlich gravierender in ihren Auswirkungen.
„Ich will nur noch, das es aufhört“
Und viel zu oft hört es dann auch auf.
Veröffentlicht am 23. Februar 2014, in Ärgerliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 19 Kommentare.
Du darfst versichert sein, dass es (Real-)Mobber in ausreichender Anzahl gibt, die auch dann noch nachtreten, wenn eigentlich alles schon gelaufen ist und zwar buchstäblich!
Ich spreche da aus eigener, bitterer Erfahrung. Unter den Folgen habe ich indirekt übrigens immer noch zu leiden, da die Jobsuche in einigen Bereichen und Orten erheblich erschwert ist. Und Cypermobbing gabs damals™ noch nicht.
Was das Bullying auf dem Schulhof angeht, ist auch dieses eine Erfahrung, die ich nicht nochmals machen möchte.
Dass die Täter beim „realen“ Mobbing eher mit ihren Handlungen konfrontiert werden („Den Tätern gehts nicht viel besser, auch wenn man das nicht so meint. Denn sie lernen durch das Fehlen der sozialen Interaktion nicht, dass ihr Handeln auch Konsequenzen hat.“), führst du selbst ad absurdum und zwar gleich am Anfang deines Posts: „So war es damals auch bei mir. In der Grundschule bin ich ständig verkloppt worden. Ich war ein seltsames Kind, ich war isoliert, ich war alleine – das gefundene Fressen für die Halbstarken. Und so bin ich auf nahezu täglicher Basis vermöbelt worden. Gestoppt wurde das nicht. Die Lehrer konnten oder wollten nicht, ebenso wie meine Eltern.“
Meiner Ansicht nach ist jetzt einfacher, jemanden zu „mobben“, es hält länger, hat zudem eine größere Reichweite und die Bandbreite der Mittel ist größer. Die Folgen für die Gemobbten sind im Grunde genommen dieselben, genau wie die Folgen für die Täter.
Zumindest auf lange Sicht besteht allerdings die Möglichkeit, dass das Opfer schlimmer leidet, als ohne den Cyberfaktor, weil es ständig wieder irgendwelche Bilder und Texte sieht, auf/in denen es verunglimpft wird. Ich behaupte aber, dass auch ohne Cyberfaktor gravierende Schäden bleiben können. und werden.
Nur zur Information:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mobbing
http://de.wikipedia.org/wiki/Mobbing_in_der_Schule
http://www.hensche.de/Rechtsanwalt_Arbeitsrecht_Handbuch_Mobbing_WasIstDas.html
http://www.psychokrieg.de/artikel/www.psychokrieg.de-Was_ist_Mobbing-eine_Definition.htm
http://www.juraforum.de/lexikon/mobbing
PS: Wird wohl wieder n gefundenes Fressen für den Spamfilter – ob das dann auch Mobbing ist? 😉
Ich halte die Frage, was schlimmer sei, für müßig, vor allem weil beides oft Hand in Hand geht. Mobbing besteht ja auch nicht nur aus dieser oder jener einzelnen Handlung, sondern erst viele erniedrigende Handlungen gemeinsam bedeuten, dass jemand gemobbt wird. Selbst eine Handlung, die für sich genommen ganz normales „Ärgern“ bedeutet, wie es unter Jugendlichen passiert, kann Bestandteil von Mobbing sein.
Es gibt Punkte, bei denen Cybermobbing schlimmer ist, es gibt Punkte, bei denen ist reales Mobbing schlimmer. Was bei Cybermobbing wegfällt, ist die körperliche Gewalt. Ich bin einmal von „Followern“ einer Frau, die ich in ihrem Blog kritisiert hatte, bedroht worden – da war es beruhigend zu wissen, dass sie keine Ahnung von meinem realen Namen und meiner realen Adresse haben.
Zentraler Bestandteil von Mobbing ist immer die soziale Isolation. Auch die Mitschüler, die sich am Mobbing nicht beteiligen, wollen in aller Regel mit dem Opfer nichts zu tun haben. Wichtig sind dann nicht nur Rückzugsräume, sondern vor allem eben Räume, in denen die Opfer andere Menschen kennenlernen können und mit denen normale Beziehungen und normale Freundschaften aufbauen können. (Noch besser wäre es natürlich, wenn die Lehrer und Lehrerinnen etwas gegen dieses Mobbing unternehmen würden – aber wir reden ja gerade von der nicht so seltenen Situation, dass sie nichts tun, so dass es legitim ist, über Tipps zu reden, was das Opfer tun kann, wenn die Lehrer nicht helfen und es auch nicht die Schule wechseln kann. Lehrer oder Lehrerinnen sollten überhaupt keine Tipps geben – sie sollten sich informieren, wie sie wirksam gegen das Mobbing vorgehen können.)
Wichtig ist, dass diese neuen Räume nicht schon „verseucht“ sind. Mir ist es als Jugendliche im Konfi so gegangen: Ein paar der Leute aus meiner Klasse waren auch dort, und schon wurde ich auf ähnliche Weise geärgert wie in der Schule. Ich vermute, das ist eines der Hauptprobleme von Cybermobbing: Selbst wenn man an einen neuen Ort kommt, wissen die Menschen von vornherein, was die Leute, die einen mobben, über einen denken. Ich fürchte, das ist nicht einmal dadurch zu verhindern, dass man nicht bei facebook ist. (Vor einer Weile las ich die Geschichte von einem Mädchen, das sich umgebracht hat, weil selbst mehrere Schulwechsel keine Hilfe brachten: immer folgten ihr Photos, die sie halbnackt zeigten. Ich habe mich auch mit Amokläufen beschäftigt: eines der Phänomene ist, dass sie fast alle in Kleinstädten stattfinden, wo jeder jeden kennt, so dass es für die Jugendlichen keine Rückzugsräume gibt.)
Das Internet kann ein Rückzugsraum sein, aber wahrscheinlich eben nicht Facebook, was in erster Linie dazu gedacht ist, mit Menschen zu kommunizieren, die man in Real Life kennt. Besser sind wahrscheinlich Räume, wo man sich nicht mit Klarnamen anmelden muss. Oder man muss Glück haben und Menschen finden, die bei Anblick eines Pornocollagephotos nicht auf das Opfer, sondern auf die Täter zornig werden.
Am besten ist es natürlich, wenn das Mobbing gestoppt wird – und zwar beide Formen.
Mein Sohn wurde auch mal gemobbt. Reales und Fratzenbuch Mobbing. Hab ich schnell in den Griff bekommen. Eltern informiert hat nix genutzt. Schule informiert hat auch nix genutzt. Sehr persönliche Aussprache mit dem betreffenden hat dann aber genutzt.
Viele Eltern sind mit den neuen Techniken und den Möglichkeiten überfordert bzw. wissen garnicht was alles passieren kann. Sie sprechen auch nicht im Vorfeld über Probleme die mit dem Kauf eines Smartphones bzw. der Einrichtung eines Fratzenbuch Accounts auftreten können.
Ich habe meinen Jungs vorher erklärt das sie sofort zu mir kommen sollen wenn sie jemand mobbt. Hat eigentlich immer geklappt.
Der Sohn einer sehr guten Freundin hatte das pech Opfer von Cybermobbing zu werden und ist daran innerhalb kurzer Zeit fast zzugrunde gegangen. Als es schon fast zu spät war wurde seinen Eltern erst das Ausmaß klar – und zum Glück auch das „Dann geh einfach nict mehr auf die Seite“ und ähnliches totaler Mumpitz ist. Das seine Eltern ihn ernst nahmen half schon etwas.
Blieb das Problem mit seinen Peinigern, die er zwar kannte, aber denen nichts nachzuweisen war. Jedenfalls nicht auf herkömmlichen Weg. Versuche klärende Gespräche zu führen verliefen komplett im Sande, weil die Betreffenden dicht machten. Und noch mehr aufdrehten. Versuche mit den Eltern zu reden verliefen auch im Sande, dank „Ich kann mir nicht vorstellen das mein Kind sowas tut“.
Gut, also kurbelten wir die Vorstellungskraft mal ein klein wenig an … es ist doch erstaunlich was eine Powerpointpräsentation alles bewirken kann, auch ohne Namensnennung wenn man die ungläubigen Eltern dank Elternabend dazu zwingt sie sich anzusehen UND danach eine Disskusion um dieses Thema mit allen Eltern veranstaltet – denn schließlich geht es alle an, da jedes Kind von Cybermobbing betroffen sein könnte. Gerüchten zufolge verloren einige Eltern die gesunde Tomatenfarbe erst nach Wochen wieder. 🙂
Trotzdem, der Schaden war angerichtet. Das ganze ist einige Jahre her, trotzdem sind die seelischen Wunden noch immer da. Sie werden vielleicht niemals vergehen.
Ich wusste es: Mein Kommentar ist im Spamfilter gelandet 😦
Angel ist ausgeworfen *g*
…und rausgefischt…. 🙂
Zu meiner Schulzeit (ich bin Bj. 54) geschah Mobbing analog statt digital; außerdem war der Begriff noch nicht ins Deutsche eingesickert, damals lief es unter dem Sammelbegriff „ärgern“.
Als Schüler wurde ich also (zeitweise) gemobbt, und (ebenfalls zeitweise) habe ich meinerseits gemobbt, und es war vergleichsweise eklig.
Ich denke, Cyber wird das Mobbing für den, der mit einer gewissen Unerfahrenheit ins Web eintaucht. Bei meinen ersten Surf-Ausflügen war ich erwachsen und eigentlich zu abgewichst, um Mobbern einen Ansatzpunkt zu liefern.
Gleich mehrere Denkfehler. Leider.
Täter brauchen keinen Ansatzpunkt. Notfalls konstruieren sie sich einen. Und du kannst abgewichst sein wie du willst – wenn sich eine ganze Gruppe gegen dich verschwört, um dich fertigzumachen, BIST du irgendwann fertig.
Ich denke nicht das dies für alle Menschen zutrifft,
es gibt durchaus Menschen den die Meinung anderer so was von weit am A*** vorbei geht das sie de facto nicht mobbar sind.
Ferner denke ich das körperliche Gewalt von daher auch schlimmer ist da man sich nicht dagegen durch am A*** vorbei gehen lassen schützen kann.
Cyber Mobbing ist wie hacking, solange man kein exploits hat und oder eine dichte firewall, kommt auch der beste häcker nicht durch.
Wohingegen Wen er mit einem Vorschlaghammer vorbeikommt ist schaden garantiert.
Mir ist Klar das auf typische sozial orientierte Menschen Cyber Mobbing ggf schlimmere Auswirkungen hat als ab und an eine Gehirn Erschütterung.
Aber man kann lernen Cyber Mobbing an seinem A*** vorbei gehen zu lassen, man kann nicht lernen körperliche Schäden wegzudenken.
Ich denke man sollte anfangen allen potentiell von Mobbing bedrohten Kindern darin zu unterrichten nicht mehr so viel auf die Meinung anderer A***locher zu geben und sich mehr selber eine Meinung zu bilden.
Owen
Es geht nicht nur um das „ärgern“, sondern auch um die soziale Isolation. Typischerweise will niemand mehr mit dem Opfer etwas zu tun haben. Und das kann sich kein Kind oder Jugendlicher am A… vorbeigehen lassen – und es verursacht reale Schäden. Freundschaften und normaler Umgang mit anderen Kindern und Jugendlichen sind wichtig für die Entwicklung. (Natürlich gibt es Jugendliche, die sich sagen: „sind alles Idioten, über die ich mich hoch erhaben fühle“, aber diese machen sich etwas vor.) Erwachsene können das möglicherweise eine Weile lang aushalten, aber mit der Zeit nehmen auch sie Schaden, wenn sie sozial isoliert sind.
>Typischerweise will niemand mehr mit dem Opfer etwas zu tun haben.
„Opfer“ !?
Wen es dem Menschen wirklich am A… vorbeigeht ist er kein Opfer.
Fernen ist es doch meist nicht so das in einer klasse/Gruppe nur eine einzelne Person als ziel solcher Angriffe erwählt wird sondern mit der zeit doch meist sicher mehrere.
Und wieso sollten dann diese Zielpersonen dann mit einander auch nichts zu tun haben wollen? Das wäre doch unlogisch.
Ergo wäre eine Isolation auch nur zeitlich beschränkt.
>Und das kann sich kein Kind oder Jugendlicher am A… vorbeigehen lassen
Wie kommst du darauf?
Es ist so zu sagen doch nur Gruppen zwang in einer Gruppe sein zu wollen. Wen die Kindern rechtzeitig lernen sich nicht durch Rudelverhalten beeinflussen zu lassen, wird auch die Zugehörigkeit zu einem Rudel zu einer freiwilligen optionalen Entscheidung.
> aber diese machen sich etwas vor.
Wieso maßt du dir anderen zu unterstellen sie würden sich etwas vormachen?!
Desclamer:
Ich bin kein deutscher (kein Schulzwang) und ab frühester Kindheit wurde ich von Schullehrern Zuhause unterrichtet.
Owen
Wie ich zu meinem Wissen komme? Erstens eigene Erfahrungen, zweitens Bücher zum Thema. Fang einmal an mit dem Buch von Dan Olweus, „Gewalt in der Schule“ oder mit „Du Opfer!“ von Mechthild Schäfer.
Opfer zu sein ist nichts rein Subjektives. Wenn niemand mehr mit einem Kind in der Klasse spricht, ist das nicht subjektiv, sondern schadet dem Kind. Es schadet dem Kind auch dann, wenn es so tut, als sei es ihm egal, dass es keine Freunde in der Klasse hat. Schon aus rein praktischen Gründen, wenn es nicht weiß, wen es fragen soll, wenn es vergessen hat, was die Haufaufgaben waren, aber auch prinzipiell, weil Kinder Freunde brauchen.
Häufig ist vor allem ein Kind das Opfer. Manchmal sind es auch mehrere, aber das heißt nicht, dass die miteinander sprechen müssten. Selbst wenn sie es tun, was ist das dann für eine Freundschaft, die darauf aufgebaut ist, dass sonst niemand etwas mit diesen Kindern zu tun haben will, und nicht auf gemeinsamen Interessen, der gleichen Art von Humor oder ähnlichem?
Naja, was die Hausaufgaben waren sollte man sich ohne hin aufschreiben.
Das Freunde praktisch sind will ich ja nicht abstreiten, ich stelle nur in frage wieso man mit den Menschen mit den man „kollektiven Freiheitsentzug übt“ befreundet sein soll.
Klar bei solchen kranken Sachen wie Ganztagsschule oder Internat führt darin kein weg vorbei, halt wie im Knast *g*.
Aber als Halb freier jung Bürger in DE ist man nur 6 h (?) am Tag an einen Ort Zwangs gebunden.
Den Rest des Tages kann man wo Anders verbringen, mit Menschen die man sich selber als Umgang ausgesucht hat. Und sofern man nicht Masochistisch veranlagt ist werden das Menschen sein die nett zu einem sind. Und wen sie sich daneben benehmen werden sie halt ausgetauscht.
So wie ich das sehe ist eine Kern Komponente richtigen Mobbens das die Angreifer jederzeit zugriff auf die Zielperson haben. Den Leuten mit den man zusammen verknackt ist 6h/tag unter Zwang zu verbringen kann man sich ja nicht aussuchen.
Man sollte ohenhin redundant an die Problemstellung herangehen und einfach immer mehrere Freundeskreise pflegen. z.B. nach Interessent sortiert.
Und natürlich ist so ein Bockmist wie das fratzenbuch nur dann sinnvoll Einzusätzen wem man sich genug SIM-Karten zulegt das man für jedes Interessengebiet/Freundeskreis ein Alterego anlegen kann.
Mir ist Klar das Psychisches Mobbing zu fürchterlichen seelischen Schäden führen kann, aber ich behaupte dennoch das man durch entsprechende Bildung/Erziehung immun gegen solche Angriffe werde kann.
Owen
Man muss nicht mit allen aus der Klasse befreundet sein, aber es ist schön, wenn es ein paar Leute dort gibt, mit denen man sich anfreunden kann oder die man zumindest genügend mag, um mit ihnen in der Pause zu spielen oder abzuhängen, je nach Alter. Wenn bei der Klassenfahrt niemand mit einem im selben Zimmer schlafen will, hinterlässt das Spuren. Das ist auch nicht das selbe wie ein Außenseiter, der vielleicht andere Interessen hat als der Rest der Klasse, der aber trotzdem akzeptiert wird.
Andere Freunde aus anderen Zusammenhängen zu haben, ist hilfreich, und sich solche Freunde zu suchen ist vielleicht einer der wichtigsten Tipps, die man den Opfern oder auch den Eltern von Opfern geben kann, wenn das, was am besten wäre, nämlich dass die Lehrer dafür sorgen, dass das Mobbing aufhört, nicht funktioniert. Das war ja auch einer der ursprünglichen Anlässe des Blogposts, so wie ich ihn verstanden habe: Dass durch Cybermobbing das Internet als ein solcher Ausweichort wegfällt.
Schulpflicht ist ein kompliziertes Thema. Man kann Schule als „Gefängnis“ bezeichnen, wie du es tust, aber wenn die Schulpflicht abgeschafft wird, muss trotzdem dafür gesorgt werden, dass die Kinder und Jugendlichen etwas lernen. Bevor ich eine Abschaffung der Schulpflicht gut heiße, müsste erst sichergestellt sein, dass dies keine Verschärfung der sozialen Ungleichheit bedeutet.
>Man muss nicht mit allen aus der Klasse befreundet sein, aber es ist schön, wenn es ein paar Leute …
Natürlich um so mehr Freunde um so besser, das stelle ich ja nicht in frage (ist wie mit Geld *g* man kann nie zu viel haben)
Was ich jedoch in frage stelle ist wie notwendig und eben ob überhaupt notwendig es ist mit Menschen aus der Klasse befreundet zu sein, wen man anderweitig Kontakte pflegt.
>Wenn bei der Klassenfahrt niemand mit einem im selben Zimmer schlafen will, hinterlässt das Spuren.
Gerade das finde ich abwegig, ein Einzelzimmer ist immer besser als ein mehrfach zimmer.
>Das war ja auch einer der ursprünglichen Anlässe des Blogposts, so wie ich ihn verstanden habe: Dass durch Cybermobbing das Internet als ein solcher Ausweichort wegfällt.
Naja wen man mit „das Internet“ das fratzenbuch meint, dann ja. Aber wen man das Internet korrekt bedient sprich nicht alles an eine Persona nagelt Sondern immer prinzipiell mit mehreren unterwegs ist, nach Themen / Interessen sortiert ist es praktisch ausgeschlossen das ein Angreifer alle Ausweichorte kompromittiert.
Und das ist gar nicht so schwer oder abwegig, man müsste den Kindern nur rechtzeitig entsprechende Medienkompetenzen vermitteln.
So wie ich das sehe werden Kinder in dem momentanem Bildungssystem so zu sagen dazu erzogen Mobbar zu sein. z.B. wird viel zu viel wert auf Gruppen Integration/Kollektivismus gelegt und der Individualismus meist kläglich vernachlässigt.
Weiter oben oder in dem anderen Thread zu Thema hat jemand geschrieben das wen Mobbing Opfer über ihre Misshandlungen berichten Autoritätspersonen Erstmal nachfragen was sie den verbrochen haben das einem so was angetan wurde.
Das ist z.B. ein eklatantes Beispiel des Kollektivismus, man geht implizit davon aus: Gruppe gut, Individuum böse. Dabei sollte es genau umgekehrt sein, im zweifel sollte man immer dem kollektiv die schuld zuweisen. Den wie „K“ so treffend formuliert hat „Ein Mensch ist intelligent, aber ein Haufen Menschen sind dumme hysterische Tiere.“
Mit der richtigen Erziehung wäre Mobbing bei weitem nicht so problematisch wie es heute der Fall ist. Körperliche Gewalt ausgenommen wirkt Mobbing nur wen der Mensch es „zulässt“, wie gesagt es ist wie hacking. Damit es wirkt muss auf dem ziel System ein exploit vorhanden sein an dem man Ansätzen kann.
Die Erziehung und Bildung sollte daher dahingehend angepasst werden das entstehen solcher exploits bei den Kindern zu verhindern.
>Schulpflicht ist ein kompliziertes Thema.
Schulpflicht gibt es in fast keinem EU Land und ich sehe nicht das andere Länder deswegen Probleme hätten. Ganz im Gegenteil gerade DE hat ein besonderes Ungleichheiten Problem in den letzten Jahren.
Schulpflicht != Bildungspflicht
Ersteres bedeutet täglichen Freiheitsentzug, letzteres nur ein paar Prüfungen pro Halbjahr und an sonst ist man ein freier Bürger.
Owen
Das Zauberwort heißt Abtauchen.
Aber es ist nicht jedem gegeben.
Ich hatte in meiner Kindheit auch mit Mobbing zu kämpfen. Mein Glück war, dass meine Mutter gekämpft hat wie eine Löwin. Sie hat kontinuierlich die Lehrer beharkt, die Eltern meiner Peiniger und vor allem hat sie die Redelsführer selbst direkt gestellt und mal so richtig verbal zusammen gefaltet. Letzteres hat vermutlich am besten gewirkt und danach hat sich das ganze dann entspannt. Ich war zwar nie besonders beliebt, aber das gemobbe lies sich damit eindämmen. Ich will mir nicht ausmalen wie es gewesen wäre, wenn es damals schon dieselben medialen Möglichkeiten gegeben hätte. Im Schutze der Annonymität hätten meine Peiniger mir wahrscheinlich dann auch im Netz nachgestellt.
> Dazu kommt noch, dass Cybermobbing anonym ist. Die direkte Täter-/Opferkonfrontation findet nicht mehr statt.
Im Gegenteil gerade da hat man die gespeicherten Beweise (inkl. IP) und kann die Täter anzeigen, was meinst du wie wirkungsvoll etwa eine Geldauflage über 500€ von der Staatsanwaltschaft ist.
Das wird natürlich von den Eltern bezahlt, aber die werden ihren Kindern verständlich machen, dass die das nicht noch einmal zahlen wollen.
Und wenn die ersteinmal aktenkundig sind kann man sich auch relativ leicht für das „reale“ Mobbing zur Rechenschaft ziehen.
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