Wenn die Realität die Satire überholt


Von einem, der auszog, einen Preis zu stiften. Gegen Rassismus.

An sich ist das ja löblich, aber man sollte vielleicht VOR der medienwirksamen Preisverleihung das Buch lesen, was man als „rassistisch“ auszeichnet. Erspart Peinlichkeiten.

Aktuell hat die Universität Leipzig zugeschlagen. Sie haben den Autor des Buches „Singen können die alle“ als Rassisten „ausgezeichnet“, unter anderem, weil er über das Leben als „Neger“ in Deutschland schrieb.

Wie gesagt, löbliches Vorhaben. Nur – der Autor ist schwarz. Und er hat auf *hüstel* schwarzhumorige Art und Weise sein Leben im Deutschland des 21. Jahrhunderts beschrieben. Satirisch, fies, gemein und politisch alles andere als korrekt.

Was dann prompt mit der Preisvergabe als „Rassist“ des Referates für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik (wasn datt überhaupt? Sozialpädagogisch für Homosexualität???!?) geahndet wurde.

Ah, das Referat hat dann auch gleich noch eine Definition für Lebensweisenpolitik geliefert:

Lebensweisenpolitik – bedeutet Engagement im Bewusstsein, dass Begriffe von Identität, Sexualität, Herkunft und Körper uns prägen und Einfluss auf sozialen Rollen haben. Diese Rollen können allerdings sehr einschränkend wirken und sind oft Ursprung für (strukturelle und individuelle) Diskriminierungen. Lebensweisenpolitik bedeutet Sensibilisierung für diese Problemfelder und Engagement gegen Diskriminierung.

Wenn man das liest, ist die Preisvergabe an Marius Jung aber vielleicht gar nicht mehr so zufällig. Denn hier ist sehr klar die Deutungshoheit über ein korrektes, tolerantes Leben bei diesem Referat angesiedelt. Und es ist auch sehr klar, dass sich diese Herrschaften anmaßen, gesellschaftlich erklären zu wollen, was denn ein korrektes, tolerantes und akzeptierendes Leben bitte ist.

Ein Täßchen Mate-Tee, die Herrschaften?

Vor dem Hintergrund DIESER Definition muss Marius Jung in der Tat rassistisch sein – nimmt er doch für sich in Anspruch, sein Leben selbst ohne diese selbst gebastelten Definitionen des Gleichdingsdingens-Referats der Universität Leipzig leben zu wollen.

Diese Genderdiktatoren gehen mir schon ne ganze Weile jetzt auf den Zeiger.

Und das geht natürlich nicht.

Insofern auch nur folgerichtig, dass er zur Preisverleihung geht und seinen Preis entgegennimmt. 🙂

Chapeau Herr Jung.

Veröffentlicht am 21. Juni 2014, in Doofes. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 14 Kommentare.

  1. „Denn hier ist sehr klar die Deutungshoheit über ein korrektes, tolerantes Leben bei diesem Referat angesiedelt. Und es ist auch sehr klar, dass sich diese Herrschaften anmaßen, gesellschaftlich erklären zu wollen, was denn ein korrektes, tolerantes und akzeptierendes Leben bitte ist.“
    Och.
    Das Anmaßen der Deutungshoheit für „Was-auch-immer“ kann man mittlerweile (oder schon immer) auch auf andere Bereiche ausdehnen. Ich kloppe mich da auch gerade woanders mit arrogantem Volk herum.
    Und es kotzt mich schlicht an dass sich dann diese Hohepriester der Deutungshoheit über was auch immer in ihrer Arroganz nicht zu doof dafür sind anschließend einfach ein neues Statement nachzuschieben (wenn sie eigentlich mal besser die Schnauze halten sollten um sich nicht noch mehr zu entblöden).
    Das sollen unsere zukünftigen Eliten sein?
    Peinlich.

    • Das ist dann meist auch der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt.

      „Peinlich“

      • Hat Toleranz nicht auch etwas damit zu tun, andere Meinungen, seien sie auch noch so intolerant, zu tolerieren?
        Oder bin ich da aufm falschen Gleis?

        • Jein. Man kann ja durchaus widersprechen 😉

          • ein anderer Stefan

            Toleranz ist ein schwieriges Thema. Wenn ich intolerante Meinungen oder Haltungen akzeptiere, weil ich tolerant bin, trage ich nicht dazu bei, Intoleranz abzubauen. Es ist zwar richtig, andere Menschen so zu akzeptieren, wie sie nun mal sind. Andererseits kann das nur dann gelingen, wenn andere Menschen das auch tun. Und Intoleranz ist nun mal keine Akzeptanz, sondern Ausgrenzung und Diffamierung. Toleranz funktioniert nur dann, wenn auch mein Gegenüber tolerant ist.

            Ich bin zum Beispiel nicht der Meinung, dass ich die idiotischen Naziaufmärsche in Dresden am 13. Februar tolerieren muss – für diese Art Dummheit habe ich keine Toleranz. Für linke Spinner, die sich bei Bomberharris bedanken, übrigens genausowenig. Ideologien und Toleranz schließen sich in der Regel aus, weil Ideologien nur über Denkvorgaben, Ausgrenzungen und extremes Schubladendenken funktionieren.

            • In der Tat ist das schwierig, mein Beitrag war auch eher ironisch gemeint 😀
              Denn selbstverständlich kann ich eine Meinung tolerieren, ihr widersprechen und auch gegen sie vorgehen, wenn die Meinungsäußerung meinen Lebensbereich betrifft, einengt oder den anderer Leute; sprich: wenn’s richtig nervt!
              Was die Idiologien angeht und deren fehlende Toleranz, gebe ich dir recht und gehe sogar soweit, diese ganze Gender-Gleichmach-Toleranz-Geschichte als Idiologie zu bezeichnen 😉

  2. Hinweis: Das ist die Studierendenvertretung (der StuRa ist der StudierendenRat bzw. bei der Uni Leipzig Student_innenRat) der Uni Leipzig: https://stura.uni-leipzig.de/gleichstellung-lebensweisenpolitik

    Natürlich ein Teil der Uni (vollkommen berechtigt) aber auch nicht _die_ Uni. (und das soll denen weder „Welpenschutz“ zusprechen noch die Relevanz absprechen, nur die Maßstäbe gerade rücken)

    MfG, Arno

    • Bei Student_innenRat krieg ich lange Zähne…. aber ansonsten danke *g*

      • Mir ist ein Student_innenRat allemal lieber als ein eventueller „Studier_x_s_Rat_x* (das * bedeutet hierbei, dass sich Person_xs hierbei zusammenfinden, die ansonsten unterschiedliche Anschauungen vertreten können, die aber hierbei gemeinsam eine konsensuale Meinung vertreten. Das x hinter dem Rat drückt dabei aus, dass der Rat für alle Person_xs offensteht, die sich in diesem konkreten Fall mit der gemeinsamen Idee indentifizieren können)“. *fg*

  3. ein anderer Stefan

    Eigentlich hätte der Autor eher einen Preis für satirischen Umgang mit Rassismus verdient. Ich meine, ja klar, bedient die Werbung und das Buch sich rassistischer Motive. Insofern kann man das als Rassismus bezeichnen, wenn man das anhand der Definition für Rassismus abarbeitet. Aber diese Studentengremien scheinen öfter mal ironiefreie Zonen zu sein, die ganz furchtbar wichtige Arbeit für die Gesellschaft leisten, und dabei das wirkliche Leben ™ aus den Augen verlieren. Wenn die schon jemanden auszeichnen wollen, dann wäre Sarrazin ein Kandidat oder die AfD mit ihrem vom der NPD geklauten Indianerplakat oder die deutschen „Ermittler“ beim NSU-Skandal oder der deutsche Verfassungsschutz mit ihren V-Leuten in der NPD.

  4. >Und es ist auch sehr klar, dass sich diese Herrschaften anmaßen, gesellschaftlich erklären zu wollen, was denn ein korrektes, tolerantes und akzeptierendes Leben bitte ist.< Zitat Ende

    und dieser Satz aus deinem Munde…
    🙂

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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