Wenn die Realität die Satire überholt: Update


Marius Jung hat ein Interview gegeben. Ein sehr lesenswertes.

Mit einem Absatz hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Dasselbe treibt mich auch schon längere Zeit um:

Dass man glaubt, das Wort „Neger“ in alten Kinderbüchern umschreiben zu müssen, beruht auf einem Irrglauben: Als könne man mit einem Wort gleichzeitig den Rassismus ausmerzen. Wichtiger ist doch der respektvolle Umgang miteinander. Ich musste mir als Kind beim Friseur anhören, mir die Haare zu schneiden sei ähnlich, wie ein Schaf zu scheren – woraufhin ich mich weigerte, zum Friseur zu gehen. Und das beknackte Kompliment, dass ich ja so gut Deutsch spreche, höre ich bis heute.

Bingo.

Und ganz ehrlich? Bei seinem Lieblingswitz musste ich eine Sekunde grinsen, bis mir das Lachen wirklich im Hals stecken blieb.

Veröffentlicht am 24. Juni 2014, in Doofes. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 7 Kommentare.

  1. Irgend welche Dummköpfe müssen immer differenzieren, wo nichts zu differenzieren ist. Einfach gesagt ist die Unterstellung durch den Negativpreis (der Autor sei Rassist oder würde sich so äußern) selbst eine Diskriminierung.

    Liebe Universitäten und Studenten:
    Der Gebrauch von Wörtern ist abhängig vom Kontext. Wer ein Wort außerhalb eines oder gar ohne Kontext als diskriminierend empfindet, der muss sich darüber im klarem sein, dass möglicherweise er es ist, der den diskrimierenden Kontext bildet. Das Wort Neger bedeutet nichts anderes als Schwarz. Der Rest geschieht nur in dummen Köpfen. Nicht das Wort ist „schuld“. Rassisten und Dummköpfe sind schuld.

    Die negative Wertung eines Begriffs wie „Neger“ geschah also hier ausgerechnet durch die, die sich gegen Diskriminierung ausprechen wollten. Sie sind es selbst, die diese Diskriminierung, diese negative Bedeutung des Wortes im falschen Kontext (des Buchs) schaffen. Sie sind es, die das Wort „Neger“ diskriminierend werten und es klar so nutzen.

    Selbst wenn man annimmt, dass diese Menschen nur den negativ diskriminierenden Gebrauch von Worten durch Rassisten anprangern, so

    a) setzen sie ohne nachvollziehbare Begründung voraus, dass diese Anderen diskriminieren, also wirklich Rassisten sind (und verleien den Negativpreis an den, den sie vorgeben „schützen“ zu wollen)

    b) bleiben (hier) ausschließlich sie es, die diesen Gedanken an Diskriminierung hatten.

    c) ist mir sehr unklar, welches Recht die Preisverleier haben, für und sogar gegen Dritte und tatsächlich von Diskriminierung „Betroffene“ zu urteilen.

    Ich denke, da ist eine deutliche Entschuldigung angebracht.

    Was übrigens nun nicht bedeutet, das Wort „Neger“ sei nun nicht mehr verbrannt. Aus Respekt sollte man es sicher nicht unbedacht und schon gar nicht diskriminierend verwenden.

  2. Der Herr Jung gefällt mir. Ich sollte mir echt mal was von dem anschauen. Und sein Buch ist jetzt auch ganz oben auf der Wunschliste. Ich glaube das dürfte den Meinungshoheiten vom Student_innenRat ziemlich stinken, dass sie mit ihrem Preis auch noch zur Verbreitung dieser „pösen Rassismus Festchrift“ beigetragen haben.

    Aber für mich haben die den Vogel abgeschossen, dass sie Herrn Jung nicht nur Rassismus, sondern auch noch Sexismus vorwerfen, indem er sich selbst auf seinem Buchcover als Sex-Objekt darstellen lasse. Sag mal, merken die überhaupt noch was????

  3. ein anderer Stefan

    Dieser Student_innenRat ist so ein Paradebeispiel dafür, warum Weltverbesserer mittlerweile ein Schimpfwort ist. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint, so wie in diesem Fall. Ich finde es richtig, dass sich Studenten mit Rassismus beschäftigen und ihn anprangern. EIne moralinsaure, oberlehrerhafte Attitüde nach dem Motto „wir wissen besser als die Opfer, ob sie Opfer sind“ wird aber keinen positiven Effekt haben. Wie wäre es denn mal, mit den Betroffenen statt über sie zu reden? Aber dann müsste man ja womöglich seine schöne Nische „die Welt ist pöhse, nur wir sind gut“ verlassen und sich mit einer differenzierten Außenwelt beschäftigen.

  4. Ich fand den Lieblingswitz schon ganz nett 😉

  5. Berta Brahmer

    @Joachim says: 24/06/2014 at 14:48
    Danke Joachim, das war mal wieder fällig, während ich dich las, fiel mir fortwährend der dazu passende „berühmte Sprachwissenschaftler“ Anatol Stefanowitsch ein, der in einer „Mohrenstraße“ wohnt, das offiziell bekämpft, weil er aus seiner Sicht gegen die Diskriminierung von „Farbigen“ mit den Begriffen „Neger“ oder „Mohr“ aktiv handeln muß.
    Angesprochen von Leuten, die „Mohr“ / „Neger“ als Namen tragen und etwas verwundert über seine ernsthaft betriebenen Vorstellungen zur Umbenennung der Berliner Mohrenstraße waren, kam nichts.
    Ob er evtl. die Leipziger da mal eben beratend unterstützt hat? Es würde wohl gut zusammen passen.
    Dessen ungeachtet gibt es zig weitere Deutungen und Herkünfte, die ein renomierter Sprachforscher wie Anatol Stefanowitsch zum Begriff „Mohr“ ausgraben könnte, wenn er wohl wollte.
    Jeder schmückt sich halt mit seinem „Mohr“, wie schon früher, wo man damit gut Aufmerksamkeit erregen konnte.
    Im Falle der Mohrenstraße ist das gewissermaßen als Ersatz für „Mohr“- ein dunkelhäutiger, es soll Nelson Mandela werden.
    Nun bin ich ein Verehrer von diesem hervorragenden Menschen und begreife übehaupt nicht, wieso eine kleine verwinkelte und eventuell gesellschaftlich fragwürdig betrachtbarem Namen ausreichen Soll, das Lebenswerk dieses Menschen dort in diesem Straßennamen zu verstecken, nur damit der dort ansässige Sprachforscher sich und seiner zu protegierenden Profession ein Label verschaffen kann, ohne praktischem oder geistigen Nutzen.
    Nelson Mandela hat wahrlich einen größeren Umfang der Würdigung als den Alibi-Ersatz für „Mohr“ verdient.

    Wie meint Tante Jay doch eingangs
    „Wenn die Realität die Satire überholt: Update“,
    ja, wenn es doch wenigstens auch hier Satire wäre, die da „überholt“ wird:
    http://www.qiez.de/mitte/wohnen-und-leben/buendnis-fordert-umbenennung-in-nelson-mandela-strasse/165312096

  6. Political correctness stinkt! Vorallem diese orwell’sche Sprachsäuberung geht mir gewaltig auf den Senkel. Erst gestern habe ich mir die Frage gestellt, wann der Genderwahn wohl anfängt, an den Worten „Vaterland“ und „brüderlich“ in unserer Nationalhymne zu knabbern.

    Was ist denn das Ziel dieser ethnischen Sprachsäuberung? Dass Dinge, die man nicht mehr aussprechen darf, auch nicht mehr existieren? Ist das Weltbild dieser Weltverbesserer wirklich so naiv? Oder geht es nur darum, dass man alles verbietet, was im dritten, vierten, fünften Schritt eventuell möglicherweise vielleicht zu Rassismus oder Sexismus führen könnte?

    Was ich meine? Die Feststellung, dass Marius Jung eine andere – dunklere – Hautfarbe hat als der durchschnittliche Mitteleuropäer, ist zunächst mal nur das: eine einfache Tatsache. Ganz egal, ob man den Dunkelhäutigen nun als Neger, Afro(deutschen), Schwarzen, Maximalpigmentierten oder sonstwie bezeichnet. Eine Abwertung der Person kann sich doch nicht bereits aus der Feststellung einer Tatsache ergeben, sondern nur aus dem Zusammenhang, in dem man diese Feststellung trifft.

    Aber die Abwertung wird von diesen Sprachsäuberern schon darin impliziert, dass ich überhaupt die Tatsache feststelle, dass ein bestimmter Mensch ein anderes Aussehen hat. Alle Menschen sind gleich … dieses rechtliche Dogma wird als tatsächliches Dogma missinterpretiert. Die Sprachsäuberer verleugnen Männer, Frauen, Große, Kleine, Dicke, Dünne, Blonde, Brünette, Schwarze, Weiße … das alles darf es nicht geben, weil ja alles, was vom Oberbegriff „Mensch“ abweicht, zu Diskriminierung führen KÖNNTE.

    Ich bin froh, dass wir Menschen uns voneinander unterscheiden. Mal ganz ehrlich: Wer von Euch will ein Klon von Angela Merkel sein?!

    • IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!

      Ich wollte eigentlich heute noch etwas essen…

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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