Anleitung: Wie erringe ich einen Buchpreis
Es gibt ja viele Möglichkeiten, berühmt zu werden. Schriftstellerei ist eine davon. Die Krönung für einen Schriftsteller ist die Anerkennung durch die Fachwelt. Zum Beispiel durch einen Buchpreis.
Hier eine Anleitung, die nicht schiefgehen kann.
1. Entwirf deine Agenda. Du bist nicht nur Schriftsteller. Du bist auch Lehrer. „Neue Moral“ ist eine hervorragende Agenda. Am besten noch „christlich-konservativ“. Passe dein Äußeres deiner Agenda an. Tipp: „Christlich konservativ“ und „moderne Kleidung“ passen nicht zusammen.
2. Bring diese Agenda in deinen Büchern unter. Sei aber nicht zu offen. Sehr hilfreich haben sich poetische Formulierungen erwiesen.
3. Bring NEUES. Nie dagewesenes. Einen Monolog. Einen schweigsamen Dialog. Lasse die Leute in deinem Buch sich anschweigen. Stunden- und Seitenlang.
4. Finde einen Verleger. Das ist der schwierigste Part. Lege dich auf nichts fest. „Mein Buch hat keine Aussage, dass soll der Leser sich selbst erarbeiten.“ ist übrigens ziemlich gut. Damit deckt man ein sehr breites Publikum ab.
5. Passe deine Haare deiner Agenda an. Flotter Kurzhaarschnitt ist nicht zwingend mit einer christlich-konservativen Grundhaltung vereinbar, du minimierst hier deine Chancen, wenn du dich mit deinem Äußeren wohlfühlst.
6. Fange an, Interviews zu geben und Reden zu schwi…halten. Natürlich muss deine christlich-konservative Grundhaltung dabei betont werden, aber noch nicht zu offen, sonst zerstören die ganzen linken Radikalinskis deine sorgsam aufgebaute Agenda und damit auch deine Karriere.
7. Das Buch, fast hättest du das Buch vergessen. Du siehst zwei Männer in einem Auto fahren. TOLLE PARABEL. Du weißt zwar nicht wirklich, was einem Parabel ist, aber es klingt gebildet. Baue deinen Plot um diese beiden Männer. Gib ihnen ausländische Namen, das wirkt. Schreibe es runter. Je nach Schreibgeschwindigkeit sollte etwa eine Woche reichen. Hol dir notfalls ein Mikrofon und sprich den Text – das gibt Authentizität.
8. Dein Verleger ist begeistert. Du läßt publikumswirksam die Schweißperlen sehen und hebst die Bluse auf, kann man bestimmt nochmal brauchen. Der Verleger bringt das Buch raus. Viel anfangen kann er mit dem Text nicht, aber er hat einen tollen Klappentextschreiber.
9. Nach der Beerdigung des suizidalen Klappentextschreibers wird durch ein Redaktionsscrabble die Buchbeschreibung ergänzt und du kannst losziehen. Vorsichtige Interviews fürs Feuilleton. Bloß kein Mainstream, dafür ist deine Karriere noch zu fragil.
10. Du wirst für den Buchpreis nominiert. Du hast es fast geschafft. Deine Kleidung muss jetzt noch sorgfältiger an deine Agenda angepasst werden. Deine Frisur nochmal kritisch überprüfen und das Make-Up. Allmählich wirds was.
11. DU HAST GEWONNEN. Du bist jetzt Buchpreisträgerin. Das ist der Adelstitel unter den Schriftstellern. Vergiss deine Agenda nicht. Du wirst jetzt zu Vorträgen und Lesungen eingeladen und darfst auch mal für die großen Zeitungen Artikel schreiben. Zeige, worum es dir geht. Schimpfe auf Schwule, künstlich erzeugte Embryos und mach dich über hässliche, dicke Menschen in T-Shirts lustig.
12. Vergiss aber nicht, vorher im Haus alle Spiegel abzuhängen und die T-Shirts wegzuwerfen.
Willkommen in der Welt von Sibylle Lewitscharoff.
Veröffentlicht am 8. September 2014, in Ärgerliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.
Öh, ich finde unter 11 zwar das lustig machen nicht, aber das macht nix. Dieses Literaturkritikgeschwurbel habe ich mir für drei Zeilen angetan.
Wenn sich diese Unperson über andere wegen körperlicher Merkmale lustig macht, dann bleibt nur zu sagen: Wer im Schlachthaus sitzt, sollte nicht mit Schweinen werfen. Die Autorin entspricht ja nun auch nicht gerade dem Idealbild einer griechischen Venus.
Ich habe zumindest *versucht* noch etwas weniger schlimmes aus ihrem Geschwafel rauszuholen 😉
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