Fundstück aus dem Web


So ab und an klicke ich mich gedankenlos durchs Netz und stoße dann auch mal auf die hochgelehrten Seiten unserer Unitäten. Wo man stuckadiert auf Akamie. Sechs Silvester höheren Blödsinn.

Glaubt ihr nicht? Dann guckt mal hier.

Es geht um die Bewerbung zum Fachschaftsrat. Das sind Studenten, die gewählt werden, weil sie sich besonders hervor…ach, es wird gewählt. Sagen wir es so: Es sind die Nasen, die sich auch für ein politisches Amt zur Verfügung stellen würden. Mit derselben Qualifikation.

Die Bewerbungen sollten, das ist zumindest die Theorie, nicht dahingerotzt und zumindest in einem einigermaßen vernünftigen Deutsch geschrieben sein. Gucken wir uns das doch mal genauer an:

Der erste Bewerber für den Fachschaftsrat, Georg Lukas, scheint wirklich Eltern mit einem Faible für Star Wars zu haben. Gut, dafür kann er nix. Für seine „Bewerbung“ allerdings schon. Grammatik ist fragwürdig, Satzstellungsfehler bereits in dem kurzen Abschnitt und dazu noch Rechtschreibfehler („Belangen“). Seine armen Dozenten und Professoren. Der Satzbau erinnert an den ersten Aufsatz eines Erstklässlers: „Das Auto ist rot. Wir sind im Auto gefahren. Bis zur Ampel.“

Datt war nix, Jung. Das geht besser. Vor allem, wenn du dich für den Vorsitz bewirbst. Ein bisschen anspruchsvoller darfs dann schon sein, meinst du nicht?

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Der nächste Bewerber: Noch ein Lukas. Auch hier: Satzstellungsfehler und Grammatikfehler gleich im ersten Satz und hinzu kommt ein krasser Logikfehler. Entweder bringt sich *jeder* in der Fachschaft ein oder aber nur einer, der gewählt wird. Beides zusammen geht nicht. Der zweite Satz ist zwar formal in Ansätzen richtig, aber stilistisch einfach nur daneben. Gegen Satzzeichen scheint Lukas einen aktiven Krieg zu führen.

Datt war nix, Jung. Das geht besser. Vor allem, wenn du dich für den stellvertretenden Vorsitz bewirbst.

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Der nächste ist ein Jonathan. Und ehrlich? Yay. SO muss das aussehen. Stilistisch einwandfrei, man hat die Rechtschreibkontrolle drüberlaufen lassen und der Herr kann ganze Sätze bauen. Wow.

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Ein Mädchen. Eine Sandra. Der Tippfehler springt einem geradezu schmerzhaft ins Auge. Satzbau ist aus der 5. Klasse entnommen, seither scheint sie recht wenig dazugelernt zu haben. Aber sie kann zumindest zwei Hauptsätze miteinander verknüpfen. Sie möchte den Fokus auf mehr Veranstaltungen legen. *hüstel* in einem Arbeitszeugnis wäre so ein Satz der Hinweis, dass sie lieber feiert als arbeitet.

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Ein Tim. Und dazu nur kurz gesagt: Wenn der die Kasse so verwaltet, wie der Sätze baut, dann gute Nacht, Marie.

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Eine Victoria. Lehramt. Also künftige Lehrerin. Aua. Von künftigen Lehrern erwarte ich grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache. Doch die sind hier nicht vorhanden. Satzbaufehler reiht sich an Grammatikfehler an Rechtschreibfehler. Satzzeichen sind überbewertet. Was mir geradezu schmerzhaft ins Auge sprang, war:

Sie will sich für mehr Aktivitäten wie „Spieleabende“ einsetzen. Das kann ich so *richtig* vor mir sehen. Frau künftige Grundschullehrerin macht eine Veranstaltung:

Auf dem Programm steht: Mensch ärgere dich nicht im Gruppenplay mit gemeinsamem Auswürfeln. Ziel der Aufgabe ist es, ein gruppendynamisches Würfelerlebnis zu produzieren. Mühle und Dame für die, die bereits das Würfelerlebnis gemeistert haben. Sollte jemand ein wenig mehr „Thrill“ brauchen: Uno mit drei (!) Kartensets.

Mädel, für Brettspiele brauchst du doch nur das Brett nehmen, was du vor dem Kopf hast. Das ist recyclebar, umweltfreundlich und wächst nach.

Kind, werde erstmal erwachsen, bevor du ernsthafte Aufgaben übernimmst. Und mach nen Deutschkurs. Bei den anderen ist das ja noch einigermaßen zu verzeihen, aber du willst Lehrerin werden. Und eine Lehrerin, die SO schreibt, würde mich dazu bringen, mein Kind woanders anzumelden.

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Michael: Kann man so echt durchgehen lassen. Ganze Sätze, keine großen grammatikalischen Auffälligkeiten und alles in allem weiß er offenbar, wovon er redet.

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Fabian: *facepalm* mehr nicht. Sowas klappt vielleicht in der Oberstufe, aber doch nicht auf der Uni? Bitte?

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Maximilian: Auch in Ordnung. Hilf mir mal einer: Die Veranstaltungen – meine ich das nur oder sind das alles „yay, Party“-Studenten? *g*

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Jana: Rechtschreibung mau. Satzbau. Ach was red ich. Sollte nochmal überarbeitet werden. Wirklich.

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Philip: Jede Wette, der ist Pirat. Wombats für alle. *lach* der ist sogar mal richtig cool. 🙂
Er hat genau den richtigen Sinn für Ernsthaftigkeit, was den Beirat angeht 😀

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Domenico: Hm. Das scheint die Lorem-Ipsum-Bewerbung zu sein.

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Max: Kurz und knapp und klingt wie: „Ihr kommt zur mir, sonst setzt es was“. Würde ich unter „notorische Nervensäge“ abheften. Teamplayer ist der nicht.

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Christian: Sagt, was er macht, was er vorhat – und das sogar in leserlichem Deutsch. Wow. Kann man so gelten lassen 😉

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Last but not least: Christian der Letzte. Aua. Die gesamte Bewerbung ist fast unleserlich, sie strotzt vor Fehlern und vor allem ist sie meines Erachtens eins: Ein direkter Eingriff in die Dekanatsleitung. Die Datenbank, die er da einrichten will, könnte zudem datenschutzrechtlich fragwürdig sein, es gibt einen Grund, warum an einer Universität, die offenbar über SAP verfügt, eine derartige Datenbank nicht existiert.

Und ganz ehrlich? E-Sport-Team? Wtf? Tu dich mit Victoria zusammen und macht E-Sport-Brettspiele?

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So. Ich weiß, ich weiß. Weit aus dem Fenster gelehnt und so. Weil auch meine Sätze ganz sicher weder fehlerfrei sind noch grammatikalisch völlig richtig.

Ich bewerbe mich aber nicht für einen Posten in einem Fachschaftsrat einer Universität, der dafür da ist, Studierende zu unterstützen. Bei ganz vielen Studenten hatte ich zudem das Gefühl, dass die den Posten im Fachschaftsrat nur deshalb haben wollen, weil sie im Studium bereits auf massive Schwierigkeiten treffen und sich so den Postenbonus holen wollen.

Das sind dann auch meist die, die die „Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden“ verbessern wollen. Da ich diese Pappenheimer bereits auch aus anderen Unis kenne, ist dieser Satz derjenige, der am entlarvendsten ist:

Es geht ihnen nicht um „verbesserte Kommunikation“ – sie wollen den Posten auch, damit sie ein Machthebelchen mehr haben, um den Professor, der sie möglicherweise gerade hat durchfallen lassen (und das, wenn ich mir die Bewerbungen so ansehe, völlig zu Recht), so unter Druck zu setzen, dass der beide Augen zudrückt und sie durchkommen läßt.

Und genau dafür ist der Fachschaftsrat nicht gemacht. Und schon gar nicht gedacht, liebe Leute.

 

Veröffentlicht am 11. September 2014, in Ärgerliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare.

  1. Und genau das ist der Grund, warum ich mich an meiner Uni nicht in der Fachschaft engagieren will. Meistens nur Selbstdarsteller und Wichtigtuer. Und die Paar, die sich tatsächlich engagieren, gehen einem mit ihrem Übermutti-Engagement dann gleich noch tierisch auf den Keks.

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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