Genderqueeres Schachtelteufelchen


Was mir in letzter Zeit auffällt, ist der fiese Hang dazu, jeden in irgendein Schächtelchen zu packen.

Schwarz, weiß, gut, böse, Terrorist, Christ, Politiker, Schwul, Hete, genderqueer….genderwas?

Genderqueer. Das neueste Schachtelteufelchen, dass Leute frist.

Die Leute identfizieren sich als „genderlfluid“ – entweder völlig geschlechtslos, oder mit allen Geschlechtern einschließlich transgender – versucht nicht, das zu verstehen, das macht nur Kopfschmerzen. Wie man gleichzeitig männlich, weiblich und transgender sein kann…*aua* nein, Kopfweh. Nicht gut.

Torsten Dewi und ich gehen ja nicht immer konform und wir nerven uns gegenseitig auch ganz gut. Aber in einem hat er Recht. Der bei manchen fast verzweifelte Hang, zumindest *irgendeiner* unterdrückten Minderheit angehören zu müssen, damit man was besonderes ist, breitet sich aus.

Geradezu epidemieartig schießen gerade neue „Sexualitäten“ aus dem Boden, natürlich mit schützenswertem Grüppchen Menschen. Bei manchen dieser „Sexualitäten“ fragt man sich allen ernstes, ob die „Erfinder“ da länger als 2 sek. drüber nachgedacht haben, als sie die Normalität zu einer eigenen Sexualität erhoben, siehe Demisexualität.

Newsflash: Hit and run ist in zwischenmenschlichen Dingen nicht so der Brüller für die meisten.

Aber inzwischen gibt es so viele „Sexualitäten“, die, natürlich, wie kann es auch anders sein, in *ihrer* Sprache angeredet werden wollen. Profx. Lann Hornscheidt will nur noch geschlechtsneutral angesprochen werden. Wenn ich das richtig verstehe (ich deute das nach meinem laienhaften Unverständnis), „identifiziert“ sich Lann Hornscheidt als transgender genderfluid. Eine Art Sexualitätsknetmännchen, dass sich jede Sekunde neu erfindet.

Damit einher kommt ein Sprachterror für „geschlechtsneutrale Sprache“, die in diesem Essay hier brilliant auseinandergenommen wird.

Zitat:

Uns braucht es nicht zu kümmern, denn alle substantivierten Partizipien wie zu Fuß Gehende sind im Plural ohnehin Stan­dard­genus, also maskulin. Die Ideo­logen können sich ihm nur entwinden, wenn sie in die Türkei aus­wandern. Im Tür­ki­schen gibt es kein Genus und nur ein Pro­nomen für alles. Die historisch be­grün­dete Domi­nanz des Mannes kann es dort folglich nicht geben.

Das alles geht Hand in Hand.

Menschen, die in Schachteln stecken, die „ihre“ Gruppe zugewiesen bekommen haben, solidarisieren sich nicht mehr. Sie haben ihre Nische und kämpfen für diese.

Die Sprachneuschaffung unterstützt diese gesellschaftliche Diversifizierung noch. Das Gender Mainstreaming trennt die Leute anstatt sie zu vereinen, es vertieft Gräben anstatt sie zuzuschütten. Es schafft Jobs für Professoren, aber läßt die Leute zurück im Staub der Verständnislosigkeit.

Können wir uns darauf einigen: Wir sind alle Menschen. Wir lieben, wir hassen, wir schimpfen, wir loben, wir machen Fehler (mit Ausnahme von mir natürlich *g*) – Menschen halt. Imperfekt und so krumm wie das Leben.

Und gerade deshalb so wundervoll.

 

Veröffentlicht am 20. Januar 2015, in Doofes. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 42 Kommentare.

  1. Wenn die Schubladen zu klein werden, wird die Einteilung beliebig.

  2. An dieser Sprachverwirrung stoße ich mich schon lange. Es wird behauptet, dass Sprache Macht sei und die Menschen definiere, und da das Männliche zur Hauptnorm erhoben und das Weibliche als das Abweichende aufgefasst würde, zementiere der Gebrauch des generischen Maskulinums die vorherrschenden Verhältnisse.

    Ich habe mir lange überlegt, wie ich es handhaben möchte, wenn ich selbst schreibe, und ich habe mich letzten Endes zum Gebrauch des generischen Maskulinums nicht durchringen müssen. Nicht nur, dass es sich einfach flüssiger liest, wenn man nicht dauernd auf Sternchen, Binnen-I’s und andere Holperer trifft. Ich begreife im generischen Maskulinum auch irgendwie uns alle als gemeint (auch, wenn es sicher Menschen gibt, die einem verzweifelt das Gegenteil zu beweisen bemüht sind). Komisch, ich glaube kaum, dass eine Frau in Großbritannien beleidigt sein wird, weil man sie als „police officer“ oder „teacher“ bezeichnet. Ich suche noch verzweifelt nach dem Kennzeichen, das deutlich macht, dass hier explizit Männer gemeint sein könnten. Die Endung auf -er? Keine Ahnung…

    An dem Sprachbeispiel zeigt sich, was Sie auch im Bezug auf andere Schachteln äußern. Erst die Erfindung von allerhand Extrabegriffen trennt. Mit dem Augenmerk auf dem, was eint, fährt man doch eigentlich viel besser. Ist zumindest so mein persönliches Empfinden.

  3. Ich kann dir da denke ich zu 100% zustimmen.

  4. Wow, anderen Leuten die Identität absprechen. Klingt wie etwas, was ein CSU-Wähler tun würde. Besonders aufgeklärt bist du jedenfalls nicht.

  5. „… wir machen Fehler (mit Ausnahme von mir natürlich *g*)… “

    Da muss ich Dir widersprechen!

    Was das Ding mit der geschlechtsneutralen Sprache halte ich persönlich für mehr als nur leicht überzogen. Quasi eine „political correctness“ welche nicht wirklich benötigt wird.

    Schöner Artikel auf den Du da verweist 😀

  6. @Semilocon:

    Da spricht doch keiner dem anderen die Identität ab. Schlimm wäre, wenn man schlichtweg behaupten würde, alle müssten sich in ein heteronormatives Raster pressen lassen (und das wäre dann etwas, das CSU-Wähler tun könnten). Zu sagen, dass man generell erst einmal jeden Menschen als solchen wahrnimmt, eben als Individuum mit Eigenheiten, ist doch genau das Gegenteil. Wir sind letztlich alle verschieden, was uns alle gleichwertig (nicht gleich) macht.

  7. Wenn man schon einen Artikel darüber schreibt, sollte man vorher ordentlich recherchieren. Der Begriff für geschlechtslos ist nicht genderfluid, sondern agender. Das nur als kleine Anmerkung, aber es sind noch weitere Fehler drin.

    Und ja, es wird Identität abgesprochen, siehe „Können wir uns darauf einigen: Wir sind alle Menschen. Wir lieben, wir hassen, wir schimpfen, wir loben, wir machen Fehler (mit Ausnahme von mir natürlich *g*) – Menschen halt. Imperfekt und so krumm wie das Leben.“ Du darfst dich als Mann oder Frau identifizieren, aber sobald du etwas anderes bist kommt „Wir sind doch alle Menschen.“ Am besten streichen wir also die Frage nach dem Geschlecht, denn letztendlich sind wir doch alle Menschen. Ist doch egal.

    Ein Hoch auf Cissexismus.

    • Ich identifiziere mich als Mensch. Und ich weigere mich eigentlich recht strikt, auch nur ein Etikett aufkleben zu lassen. Das soll Cissexismus sein?

      *kopfschüttel* man kanns auch übertreiben.

      Auch das „ich identifiziere mich als “ – jo und? Was du bist und als was du dich identifizierst könnte mir nicht egaler sein. Das würde weder meine Haltung zu dir ändern noch würde ich dich anders behandeln. Warum auch?

      • Das Geschlecht ist also ein Etikett. Ich habe das noch nie so gesehen, dass Mann oder Frau sein ein Etikett ist. Erkenntnis. Danke. Du siehst dich also auch nicht als Frau, denn das wäre ja ein Etikett. Und das möchtest du nicht. Ok.

        (Ja es soll cissexismus sein, dass alles, was außerhalb der Geschlechtsnorm liegt, als Etikett bezeichnet wird.)

        Es besteht ein Unterschied zwischen „Mir ist egal, als was du dich identifizierst.“ und „Ich verstehe deine Identität nicht und tue sie als ‚Hang in einem Schächtelchen zu sein‘ ab.

        • Hmm, es ist Cissexismus, wenn einem egal ist, in welches Schächtelchen man sich steckt? Ich seh das anders. Ich kann akzeptieren und verstehen, wie Du Dich selbst siehst aber ich muss Dich deswegen ja nicht anders behandeln als alle anderen Menschen auch. Schließlich sind wir das: Menschen. Egal in welche „Kategorie“ Du Dich selbst gerne siehst. Und vielleicht sehe ich Dich auch in „Deinem“ Schächtelchen, vielleicht aber auch nicht und das wäre doch dann eine nette Diskussion, oder?

  8. eternallyn00by

    „Die Leute identfizieren sich als “genderlfluid” – entweder völlig geschlechtslos, oder mit allen Geschlechtern einschließlich transgender – versucht nicht, das zu verstehen, das macht nur Kopfschmerzen. Wie man gleichzeitig männlich, weiblich und transgender sein kann…*aua* nein, Kopfweh.“
    Transfrauen sind gleichzeitig weiblich und transgender. Transmänner sind gleichzeitig männlich und transgender. Trans* ist in erster Linie mal kein Geschlecht, sondern heißt nur, dass man ein anderes Geschlecht ist als das bei Geburt zugewiesene.
    Genderqueer, der Begriff, den du dir zum Aufhänger nimmst, heißt einfach nur „nicht (rein) männlich oder weiblich“. Das kann was dazwischen sein oder eine Mischung oder was ganz anderes, von w/m unabhängiges.
    Genderfluid bedeutet, dass sich das gefühlte Geschlecht verändert, statt immer das gleiche zu sein (bei manchen öfter, bei anderen nur gelegentlich).

    „Newsflash: Hit and run ist in zwischenmenschlichen Dingen nicht so der Brüller für die meisten.“
    Demisexualität bedeutet, nur bei Menschen, die man schon gut kennt, überhaupt verlangen nach Sex zu haben. Es geht nicht um „aber One Night Stands mag ich nicht“, es geht nicht um das Drumherum. Nur darauf, unter welchen Bedingungen man überhaupt sexuelles Begehren hat. Wie leicht das misszuverstehen ist zeigt denke ich schon, warum Leute denen es so geht für sich selbst da ein Wort wollten.

    „Menschen, die in Schachteln stecken, die “ihre” Gruppe zugewiesen bekommen haben, solidarisieren sich nicht mehr. Sie haben ihre Nische und kämpfen für diese.“
    Das erklärt die nichtbinären Feminist*innen. Und die homoromantischen Pansexuellen, die mit Bis und Lesben zusammen Zeug machen. Und… Dass es dir anscheinend auch nach ausführlicher Recherche unmöglich ist, „genderqueer“, „genderfluid“, „geschlechtslos“ und „transgender“ halbwegs definiert zu haben- huch, machen die vielleicht doch nicht alle ihr eigenes Ding und leben in klar umzäunten Communities, obwohl sie so viele seltsame Wörter haben? Verwirrend.

    Anyway- wenn du uns alle als imperfekt akzeptierst, aber nur nach *deinen* Bedingungen und Kategorien, was soll das überhaupt.

  9. ein anderer Stefan

    Also, die sexuelle Identität eines Menschen ist mir erstmal wurscht, so lange sie für mich nicht relevant ist. Ich kategorisiere Menschen zunächst nach ihrem Erscheinungsbild, ob Mann oder Frau. Das ist optisch ja meist ablesbar. Bei Menschen, bei denen das optisch nicht eindeutig ist, bin ich erstmal irritiert. Ich denke, das geht wahrscheinlich vielen Menschen ähnlich. Wenn ich in der Interpretation meiner Wahrnehmung einen Fehler mache, und mein Gegenüber sich dadurch zurückgesetzt fühlt, dann würde ich um Entschuldigung bitten und nach einem Hinweis fragen, wie es denn gewünscht ist. Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau in ihrer Identität angesprochen fühlen, sind wahrscheinlich eine sehr kleine Minderheit. Als Minderheit, so fürchte ich, muss man mit Mißverständnissen der Mehrheitsgesellschaft leben müssen. Diskriminierung setzt aber meines Erachtens eine Absicht seitens des Diskriminierers voraus. Ein bloßes Mißverständnis sehe ich da anders.

    • Falsch. Diskriminierung setzt keine Absicht zu diskriminieren voraus, sonst würde es Diskriminierung wahrscheinlich gar nicht geben. Die wenigsten Menschen, die diskriminieren sehen es selbst als Diskriminierung an. Beispiel: Die ganzen Menschen, die ihre Sätze mit „Ich bin ja kein Rassist, aber..“ oder mit „Ich hab nichts gegen Ausländer, aber…“ (es ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt, dass nach solchen Satzanfängen meistens extrem diskriminierender Mist folgt).
      Es gibt generell nicht nur die „bösen Rassisten/Sexisten/Homopoben/usw.“ bei denen man das sofort sieht, die sowieso totale Nazis sind. Jeder Mensch, jeder von uns, diskriminiert manchmal und hat manchmal Vorurteile – auch die nochso reflektiertesten. Es kommt nicht auf die Absicht an, sondern darauf, wie man sich selbst reflektiert, wie man eigene problematische Denke reflektiert, und wie man darauf reagiert wenn man auf problematisches/diskriminierendes Verhalten angesprochen wird.

      • Wow. Einmal Rundumschlag inklusive Goodwin. Nicht schlecht.

        • Wow. Einmal (bzw eig schon mehrmals) ein komplett inhaltsloser Kommentar ohne Argumente, nur mit einer Referenz auf Godwin ohne zu wissen/verstanden zu haben was Godwins Law überhaupt ist. Ziemlich schlecht.

  10. Wenn in ein Kino nur 127 Menschen passen, ist es völlig unerheblich, welches Geschlecht oder welche Orientierung diese Menschen haben, das hat nichts mit Ausgrenzung zu tun.
    Im Gegenteil, wenn ich die vorhandenen Plätze gleichmäßig aufteilen würde, würde ich mich als Teil egal welcher Menge ausspioniert und bevormundet vorkommen.
    Wenn es in Bewerbungsschreiben egal sein soll, welches Geschlecht der Bewerber hat, um Nachteile und Diskriminierung zu vermeiden, weshalb dann exzessiv beim sonstigen Schriftverkehr darauf achten und splitten?

  11. Du willst also keine Kategorien. Wieso machst du das dann am Beispiel „genderqueer“ fest, wieso nimmst du nicht die Kategorien „weiblich“, „männlich“ und regst dich über die auf? Dass du dich für „genderqueer“ entschieden hast und eben nicht für die Kategorien „Mann“/“Frau“ zeigt, dass es dir eben nicht darum geht, Menschen als Menschen zu sehen, sondern nur darum die Identitäten von eh schon mariginalisierten Menschen noch weiter unsichtbar zu machen.
    Es gibt Geschlechterkategorien, in jedem Ausweispapier, bei jedem Fragebogen, bei jedem Behördengang etc wirst du Geschlechterkategorien finden, wenn du angeben musst ob du „weiblich“ oder „männlich“ bist. Doch über diese Kategorien, die eben Menschen ausgrenzen die weder (rein) weiblich noch (rein) männlich sind, regst du dich nicht auf. DASS ist ein Zeichen von Heteronormativität und Privilegien.
    Wenn Menschen mit Privilegien (seien es cis-Privilegien, weiße Privilegien, oder hetero Privilegien) sagen „Ich will keine Kategorien“ bedeutet das übersetzt immer „Ich will, dass du so bist wie ich, so wie die (gesellschaftliche) „Norm““.
    Es gibt Geschlechterkategorien, es gab sie immer. Zu sagen, „wir sind doch alle gleich, warum braucht ihr ne Kategorie“ bedeutet einfach nur, „ihr müsst euch den Kategorien anpassen, die da sind – also in dem Fall zweigeschlechtliche Mann/Frau-Kategorien“.

    • Man kann sich die Welt natürlich auch einfach machen. Hier wir marginalisierten und dort ihr Privilegierten.

    • Das sind im übrigen, mit Verlaub, Totschlagsargumente, die eine Diskussion unterbinden sollen, weil du es nicht erträgst, dass jemand eine andere Sicht hat. „Du bist privilegiert, halt gefälligst die Schnauze zu dem Thema, mit dem ich marginalisierter viel besser auskenne“

      Dabei bekommst du noch nicht mal Sexualität, Geschlecht und Gender säuberlich definiert, was dich per se schon mal als Diskussionspartner disqualifiziert.

      Eigentlich fehlt bei dir nur noch die „genderneutrale Sprachformulierung“ um das Bild komplett zu machen.

      • Interessant, dass du automatisch davon ausgegangen bist, dass ich mit marginalisierte Menschen mich meinen würde. Es geht dich zwar eigentlich nichts an, aber ich bin cis und hetero, zähle also bei dem Thema genauso zur priviligierten Gruppe wie du auch. Aber weißt du was ich im Gegensatz zu dir kann: Meine Privilegien reflektieren, marginalisierten Menschen zuhören und reflektieren wie scheiße es ist marginalisierte Menschen noch weiter zu diskriminieren, als sie es eh schon sind.
        Aber eigene Privilegien komplett zu leugnen: Ganz großes Kino! Du glaubst wahrscheinlich auch an cisphobia und heterophobia.

  12. Lochkartenstanzer

    > Wir sind alle Menschen

    Jetzt hast Du aber die Eichhörnchen diskriminiert.

  13. ein anderer Stefan

    @ Malalaika: wenn ich mich äußere, tue ich das aber in der Regel bewußt – ich habe ja auch die Option, mich nicht zu äußern, oder mich anders zu äußern. Dass die Menschen hier in Selbsttäuschung meinen, mit ihren „Ich bin ja kein…, aber…“ würden sie sich selber von diskriminierenden Standpunkten exkulpieren, zeigt höchstens, dass sie ihren eigenen Standpunkt nicht reflektiert haben, nicht aber, dass das unbewußt geschieht. Es ist natürlich richtig, dass ich eine Diskriminierung, von der ich nicht weiß, dass der andere sie als solche empfindet, und von der ich nicht annehme, dass jemand sich durch meine Aussage (oder Tat) diskriminiert fühlen könnte, auch nicht als solche erkennen kann. Jeder Mensch hat Vorurteile und denkt in Schubladen, damit machen wir uns die Welt handhabbar. Wichtig ist die Erkenntnis, dass dem so ist, und daraus im Idealfall folgend die Bereitschaft, eigene Fehler anzuerkennen und versuchen, „besser“ zu reden und zu handeln. Das setzt aber ein Maß an Selbstreflektion voraus, dass die wenigsten Menschen immer haben – jeder hat mal einen schlechten Tag. Und manche Menschen sind schlicht zu denkfaul, um so weit zu kommen. Und es gibt bösartige Menschen, die andere bewußt runtermachen, diskriminieren, attackieren – oft genug, weil das der einzige Weg ist, wie sie sich selber hochstellen können.

    Jeder Mensch hat Eigenschaften, die andere zur Diskriminierung nutzen können – ich selber war in der Grundschule die „Brillenschlange“ als einer der wenigen Brillenträger ab der 2. oder 3. Klasse, und mein Nachname lädt seit jeher zu dummen Kommentaren ein. *schulterzuck* Da muss man sich halt ein dickes Fell zulegen, und vielleicht nicht jede Empfindlichkeit pathologisieren und problematisieren. Das geht nicht immer, ist mir klar. Aber die Welt ist oft genug voller A….löcher, und wir können nicht jedesmal, wenn uns einer auf die Füße tritt, heulend zu Mama rennen.

    • Aha und woher weißt du, dass deine Äußerungen bewusster sind als die der „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber…“-Fraktion? Die denken auch, dass sie reflektiert und bewusst reden würden.
      Deine Antwort zeigt mir ehrlich gesagt eher, dass du dir vielem vielleicht doch noch nicht so bewusst bist wie du scheinst. Sonst würdest du Diskriminierung nicht mit Hänseleien gleichsetzen und sonst wärst du dir auch über den Unterschied zwischen systemischer Diskriminierung und individuellen Erfahrungen bewusst (und ja, das sag ich als Brillenträgerin, die auch schon einiges an Hänseleien erlebt hat).
      Und dann würdest du vorallem nicht bei LGBTIQ-Feindlichkeit von „auf die Füße treten“ und „heulend zu Mama reden“ sprechen, während gleichzeitig jeder zweite Transgender-Mensch unter 26 einen Suizidversuch hinter sich hat u.a. eben wegen jener systemischen Diskriminierung, die sie ständig überall erleben und die nicht vergleichbar ist mit Hänseleien.

    • Sehr schön geschrieben. Stimme dem vollends zu! 🙂

  14. ein anderer Stefan

    Hallo Malaika,
    da ich offensichtlich einen wunden Punkt getroffen habe, entschuldige ich mich in aller Form. Ich wollte Dir (und anderen Menschen) nicht zu nahe treten.
    Und ehe ich weiter wie ein Blinder über Farbe rede und mehr Schaden anrichte, lass ich es damit gut sein. Sorry.

    • Hey,
      du hast zumindest bei mir keinen wunden Punkt getroffen, ich bin cis und von Transfeindlichkeit nicht (direkt) betroffen. Aber trotzdem nehm ich deine Entschuldigung natürlich an und aktzeptiere deine Antwort.

  15. Oh man – als ich mitte der 80er in die schule ginge, wurde langsam vom allgemeinen maskulinen mehrzahl auf die version Schüler/-innen umgestellt. Dann irgend wo in den 90ern oder 2000ern begegnete mir dann das SchülerInnen, dann in form von StudentInnen. leute, früher wurde auch nur schüler gesagt, und es waren alle eine lehranstallt besuchenden kinder / jugendliche / lernenden gemeint. Oder muß ich in zukunft noch „JugenInnen“ sagen‽

    Ihr habt doch mit eurem gegenderten quark doch einen an der waffel. was kommt als nächstes? daß ich als mann mit das beste stück amputieren muß, damit die welt irgendwelchen kampflesben, queer, transgener, maskulin und sonstigen vollpfosten in den kram paßt? Früher gab es mann, frau und irgend was dazwischen. dann noch schwule und lebsen und damit war die welt komplett…

    und mal ehrlich: so lange ich keine sexuelle beziehung mit jemandem haben will, ist mit seine orientierung wumpe – er (/sie/es/wasweißich) will als mensch behandelt werden, ich will als mensch behandelt werden und damit haben wir wohl das basisminimum, das zumindest für eine gesellschaft notwendig ist. und was im schlafzimmer abgeht, da zieht man höflich die vorhänge zu und hält die fresse…

    • ps: die tischplatte ist inzwischen beim gehirn wieder gleichrichten zertrümmert – ich nehm mir also nun die haustüre vor, vielleicht hilft das mal…

      • Hätte hier noch 5 cm starkes Hartholz rumliegen…

        Wobei ich bezweifle, dass man damit das Hirn gleichrichten kann, habe es versucht, hat nicht funktioniert.

  16. Wieder mal bestätigt: Am süffigsten sind doch immer noch Diskussionen über Religion.

  17. Ich stelle mal eine Frage in den Raum: Die Frage nach der Kategorie (nicht schlagen wenn ich das Wording nocht so drauf hab) ist doch eigentlich eine Kategorisierung der Sexualität. So habe ich es verstanden.
    Warum ist die eigene Ausrichtung so wichtig, dass sie im Sprachgebrauch unbedingt gewürdigt werden muss?

    Ich bin ebenfalls ein Verfechter des Menschseins.
    Eine mögliche Lösung wäre die Abkehr von Herr/Frau/Familie hin zu reinen Vornamenbennungen. Dann wäre niemand bevor- oder -nachteiligt und die Sprache nicht unnötig verüberkompliziert.

    • Damit historische gesellschaftliche Klassifikationen aufgebrochen werden, die auch eine feste sprachliche Basis haben.
      Das war mal der ursprüngliche Gedanke und wenn ich sie richtig verstand auch von Judith Butler mitunter so gemeint, die im englischen Bereich mit dem Wort „gender“ auch eine wichtige Unklarheit säubern wollte. Die Definitionen von „gender“ und „sex“ sollten hierbei die eigene persönliche Auffassung deines Geschlechts und die biologische Ausstattung voneinander linguistisch trennen, was beides im englischen Sprachraum vorher nur mit „sex“ übersetzt wurde. Gleichzeitig schafft man so einen Ansatz zum Aufbrechen des Verständnis von alten Auffassungen, z.B. dass „dein Geschlecht dich als Mann oder Frau definiert. Punkt!“

      Dieser Grundgedanke wurde weiter geführt und führte in der Forschung z.B. auch zum Begriff des „cis“ als Gegenpol des „trans“ in der Geschlechtsidentifizierung.
      So zumindest fing mal das alles an.

      Was eigentlich zur Verbesserung von Sprachlücken und mitunter für die Gleichbereichtigung von betroffenen Personen anfing entwickelte sich in einigen Bereichen (wie in den Kommentaren zu lesen) zu einer Klassifikation des Geschlechts und der sexuellen Ausrichtung. Eigentlich genau das was man zuerst damit bekämpft hatte.

      Das ganze nur weil eben die Art wie wir sprechen auch einen Einfluss auf unsere Auffassung der Umwelt und uns selbst hat.

  18. BasementBoi (@TheBasementBoy)

    Was für ein Rotz.

    Natürlich spreche ich gewissen Leuten Ihre Identität ab.

    Natürlich kann sich jeder einbilden Albert Einstein zu sein, aber wenn das keinen Bezug zur Realität hat, bleibt es eben Unsinn!
    Was Leute wollen, die so vehement auf ihre geheiligte Einzelwahrnehmung pochen, ist die Wahrheit zu exekutieren und Ihre Privatideologie durchzudrücken – auf das jeder jeden Blödsinn behaupten kann.

    Das dürfen Sie natürlich versuchen, aber ich werde Sie dann eben auslachen.

  19. Ein ausgesprochen schönes Essay – zumindest der themenrelevante Teil, der sich mit der Sprachhistorie beschäftigt.

    Ich bedaure allerdings, dass der vom Autor demonstrierte Einblick in unsere Sprache in den Schlusssätzen dazu genutzt wird, einen Spagat zu einem sachlich komplett anderen Thema zu machen: Ohne Überleitung oder Trennung wird im Schlussteil implizit vorausgesetzt, dass Asymmetrien in Hinblick auf die Geschlechterverteilung durch historische gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu erklären sind. Als einzige Lösung für diese nicht belegten Ungerechtigkeiten wird propagiert, dass man doch, statt eine Generation warten zu müssen (auch dies natürlich ohne Belege), die andere Seite unterdrücken könne: „[Die Frauenquote] ist nicht ungerecht, sondern nur vor­über­gehend un­günstig für den Mann.“

    Dass von einer Unterdrückung von Unschuldigen bei der Umkehr des Vorzeichens plötzlich nur eine kleine Unannehmlichkeit für eine Generation von Menschen – ach, nein, Verzeihung: Männern – wird, ist nichts neues. Es ist allerdings schade, dass sich ein ansonsten hervorragender und hervorragend durch Beispiele belegter Artikel auf den letzten Zeilen in unfundierter Propaganda ohne Bezug zum Thema verliert.

    Sicherlich kann man zu diesem Thema unterschiedlicher Meinung sein, jedoch halte ich den Abstecher ins Blaue am Ende für einen erwähnenswerten Kontrast zum gut recherchierten Hauptthema, der zumindest mir die Leselust auf der Schlussetappe deutlich getrübt hat.

    • Das verlinkte Essay war nicht von mir. Das vorab.

      „Nicht belegte Ungerechtigkeiten“ – wie z.b. Paygap? Ich kenne mindestens eine Frau, der mit ausdrücklichem Geschlechtsbezug eine gleiche Entlohnung verweigert wird. Protest? Zwecklos, man ist Leiharbeiter und den Job dann schneller los als man pieps sagen kann.

      Anekdotenhaft, ja. Aber das gibts ja nicht nur einmal – nur zugegebenermaßen nur sehr selten so klar ersichtlich.

      Nach wie vor *sind* Frauen in der Arbeitswelt benachteiligt. Ob jetzt die Frauenquote zum Erfolg führt, wage ich zu bezweifeln, aber einen Versuch ist es wert.

      Dass jetzt andere Lebensbereiche Frauen die Oberhand haben, ist hier folgerichtig. Liebe Männer, ihr könnt nicht alles haben. Die eigenen Privilegien behalten und dann noch ausbauen weil ihr z.b. beim Sorgerecht benachteiligt werdet, das geht nicht.

      • Ich habe einen sehr langen Text verfasst – aber selbst wenn ich einen Blog hätte, hätte der gut und gerne für zwei oder drei Posts gereicht. Ich versuche mal, die wichtigsten Punkte daraus zusammenzufassen:

        Ich persönlich sehe Diskussionen um den Paygap als sehr problematisch an: Es gibt dort zum einen Verzerrungen durch Sonderzulagen für Nachtschichten, Gefahrenzuschläge, et cetera; zum anderen scheinen die Berufswahlen von Frauen und Männern statistisch gesehen um so weiter zu divergieren, je freier die Entscheidung getroffen werden kann.

        Wichtig ist, dass das ein Thema ist, bei dem man sehr stark zwischen Statistik und Individuen unterscheiden muss: Die statistische Aussage „Männer sind größer als Frauen“ wird nicht dadurch widerlegt, dass man irgendwo eine Frau finden kann, die größer ist als einige Männer.

        Die Beobachtung, dass es Berufe gibt, die man statistisch betrachtet zurecht als „Frauen-“ oder „Männerberufe“ bezeichnen kann (schönes Video dazu: The Gender Equality Paradox) , bedeutet also in keiner Weise, dass es nicht Individuen gibt, die einen Beruf der exakt anderen Kategorie ergreifen. Da ich deine Stories auf DAUjones immer genossen habe, weiß ich, dass unter anderem du selbst ein gutes Beispiel dafür bist.

        Statt jetzt über Frauenquoten durch eine Art „geschlechtsquotenbasiertes Pseudobeamtentum“ Frauen (als Individuen) dazu zu bewegen, aus monetären Erwägungen in Männerberufe zu wechseln, statt einen Beruf zu ergreifen, der ihren persönlichen Interessen entspricht (ich persönliche sehe eine starke Korrelation zwischen der Ergreifung eines Berufs entsprechend der persönlichen Interessen und dem Maß der Kompetenzbildung in jenem Beruf), wäre meines Erachtens die interessantere Frage:
        Warum werden „Männerberufe“ besser bezahlt als „Frauenberufe“?

        Ein Programmierer verdient mehr als ein Krankenpfleger. Warum?

        Einerseits natürlich: Angebot und Nachfrage. Es gibt nur einen ausgesprochen kleinen Kreis von wirklich guten Programmierern. Bei Krankenpflegern hingegen … sieht das meines Erachtens genauso aus: Der Anteil der wirklich *guten* Krankenpfleger dürfte ziemlich gering sein – nur schert sich anscheinend niemand darum.
        Und genau das ist der Aspekt, über den wir uns als Gesellschaft Gedanken machen sollten: Ist das nächste Ballerspiel tatsächlich mehr wert als eine gute Versorgung im Krankheitsfall?

        Für viel sinnvoller als konstitutionalisierte Diskriminierung durch eine Frauenquote (oder selbst eine neutral gehaltene Geschlechterquote) hielte ich an dieser Stelle die Einführung des BGEs als Maßnahme, das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt dahingehend zu wenden, dass weniger Arbeitskräfte als Jobs zur Verfügung stünden. Dann nämlich würde sich der Markt für die gesellschaftlich wirklich notwendigen Jobs dahingehend regulieren, dass die Gehälter in diesen Jobs ausreichend ansteigen, um die Versorgung zu gewährleisten: Wenn mir zwei Wochen lang keiner meinen Müll abholt, bin ich sicherlich so angepisst, dass ich auch gerne etwas mehr für die Abholung zahle – bis sich irgendjemand findet, der sagt: „Ich habe zwar keinen Bock auf Mülltransport, aber ok – für DAS Gehalt mache ich es.“

        Und das schönste daran: Es ist völlig egal, welche Person das dann letzten Endes ist und es funktioniert im Gegensatz zu irgendwelchen Quoten ganz ohne eine gesellschaftliche Gruppe gegen eine andere auszuspielen.

        Denn: Egal ob Männlein, weiblein, trans, cis, oder was auch immer: Letzten Endes sitzen wir alle im gleichen Boot.

        Deinen Kommentar zum Sorgerecht hingegen lehne ich strikt ab. Das klingt nach „Ätschbätsch, das lassen wir uns nicht nehmen. Das habt ihr Männer jetzt davon!“
        Und das ist genau die Art von beschissenem Machtspielchen, das ich bei meinen eigenen Eltern beim Sorgerecht erlebt habe: Beim Sorgerecht haben beide Eltern gefälligst die Klappe zu halten. Wer damit versucht, seine Machtgeilheit zu befriedigen, gehört an die Wand gestellt. Bei Entscheidungen zum Sorgerecht gibt es genau EINE Partei, deren Interessen relevant sind: Die Kinder, um deren Zukunft es geht. Das Recht der Eltern auf bevorzugte Umsetzung der eigenen Interessen endet genau in dem Moment, in dem sie sich dazu entschieden haben, Kinder in die Welt zu setzen.

        • Ach, eine Sache, die ich vergessen habe:
          Das mit dem Chef deiner Bekannten – das geht nicht an. Das ist vor allem auch ein blöder Chef. Auch dort würde das BGE für eine deutlich bessere Verhandlungsposition sorgen.

          Ich sehe allerdings nicht, wie eine Geschlechterquote an der Situation groß etwas ändern würde: Zugegeben könnte es möglicherweise dafür sorgen, dass *mehr* unterbezahlte Frauen eingestellt würden – aber solange die Arbeitslosenquoten so bleiben, wie sie sind, wird auch weiterhin kein Spielraum für faire Verhandlungen sein: Dann wird halt eine unterbezahlte Frau mit einer anderen ersetzt.

          Genau für solche Fälle haben wir aber bereits unsere Antidiskriminierungsgesetze. Die Gesetzeslage ist da – es ist lediglich, wie z.B. auch in Mobbingfällen – extrem schwer, die Sachlage gerichtsfest zu belegen.
          Auch dafür sehe ich allerdings in einer Frauenquote keine Hilfe.

          • Ich gehe auf deinen Text nicht ein, weil er überhaupt nicht zum Thema passt.

            Es ging nicht um pay gap oder BGE oder Diskriminierung von Frauen, es ging rein darum, dass nicht nur die Gesellschaft Leute in Schablonen pressen will sondern die Leute, die in diese Schablonen gepresst werden, nicht nur zum Teil fröhlich reinhopsen sondern diese Schablonen auch noch ständig neu erfinden.

            Neulich noch gesehen, dass jemand „Car sexual“ ist – erotische Anziehung nur auf Autos.

            Das ist ein Fetisch, aber keine Sexualität.

            Diskutier am Thema, okay. Aber ich hab keine Lust, das Gespräch hier weiterzuführen.

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