Ist ne Weile her
Aber mich gibts noch.
Aber, Gottverdammt, ich hab wenig Zeit. *g*
Wie es mir geht? Großartig 🙂
Die Arbeit in der Flüchtlingshilfe trägt langsam Früchte. Wir können die Leute mehr und mehr unterbringen. Wohnung, Arbeit, Ausbildung.
Ich lege dabei den Fokus auf Hilfe zur Selbsthilfe. Ich muss den Leuten nicht alles vorkauen. Die müssen selber machen.
Familiennachzug Eritrea. Kompliziert. Zeitdruck. Aber geht. Hundenachzug Syrien. Geht auch. Fundraiser läuft. 😉
Ich hab ein Gartengrundstück. Und keine Kohle. Aber das nix Neues, gehts halt langsamer.
Ich bin unter Ritalin. Und das Gefühl ist… boah. Wie beschreibt man das?
Ich kenne mich nicht ohne Depressionen. Das „ich“ war immer depressiv. Auch in der Kindheit. Glücklich gabs mich nicht. Wie sich herausstellt, eine Folge der ADS (ohne „hyper“, ich war mehr das Träumerle). Kommt halt Hand in Hand.
Diagnosen gabs damals nicht. Und so habe ich mit einer ziemlich üblen ADS versucht, mein Leben irgendwie auf die Reihe zu bekommen. Mit unerkannten Depressionen als „Dreingabe“.
Der Zusammenbruch nach meiner Krebserkrankung und ständigen Überforderung auf der Arbeit war eigentlich nur folgerichtig und folgte dem ersten Zusammenbruch mit etwa 35. Gut 5 Jahre hab ich dann noch die Fassade aufrechterhalten bevor alles komplett zusammenbrach. Es ging nicht mehr. Ich wurde suizidal, ich zog mich von allem zurück.
Die Langzeitleser kennen mein Blog. Wie ich die vergangenen Jahre mit mir selbst gekämpft habe, mit meiner Situation, meiner Umwelt. Mit der Nachrichtenlage 😉
Wenn ich heute einige Artikel direkt aus 2009 lese, wundere ich mich über mich selbst – wie ich das überlebt habe. Wie ich es geschafft habe, ohne mich vor den Zug zu werfen. Ich weiß es heute nicht mehr. Ich war nach 2009 nicht direkt suizidal, aber ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn mich ein LKW getroffen hätte – es wäre mir egal gewesen.
Medikinet aka Methylphenidat hat tatsächlich den Unterschied gemacht.
Ich nehme meine Medis jetzt rechtzeitig und regelmäßig, weil ich mich dran erinner, das ich das muss.
Und mit dem (endlichen) ausbalancieren sowohl der Schilddrüsenhormone (das Mistding ist ja raus) als auch der Neurotransmitter im Hirn – ich bin noch ich. Aber fröhlicher. Keine Depressionen. Die sind WEG.
Und ich kann wieder in Umgebungen mit vielen Leuten ohne Panikattacken. Ohne das Gefühl zu haben, den Bezug zur Realität zu verlieren, weil ich die vielen Signale nicht einordnen konnte.
Ich war gestern im Kino. Normalerweise komme ich da schweißgebadet raus. Auf dem Weg, offen auf der Straße, fühlte ich mich immer beobachtet, ich war auf „Alarmierung“ programmiert. Ständig. Konstant. Ich musste überall wissen, wer wo ist, wie nahe er mir ist.
Gestern? Ich bin die Straße langflaniert und habe zum ersten mal bemerkt, dass andere mich NICHT bemerken. Dass ich in der Menge tatsächlich anonym bin und außer einem beiläufigen Blick nichts kommt.
Ich kam aus dem Kino ohne durchgeschwitztes T-Shirt. Ein entspannter Abend, der MICH entspannt zurückließ. Die Veränderung kam beiläufig, fast nebenbei und ich hätte es fast nicht bemerkt. Das Gefühl der Erleichterung ist so groß, dass man es nicht mehr bemerkt. Eine Last, von der ich nicht wusste, dass ich sie trug: Weg.
Nur ab und an packt mich die Wut, dass das so ein verdammt harter Kampf war. Von wegen „die Diagnose ADHS kriegt man hinterhergeschmissen“. Am Arsch – nicht, wenn du schon Diagnosen im Buch stehen hast.
Grundsätzlich bin ich derselbe Mensch. Genauso kompliziert, immer noch kreativ. Immer noch mit genügend Ideen für Storyplots. Streitsüchtig wie eh und je, das wird sich auch nicht mehr ändern.
Aber aktiver. Und glücklicher. Mir gehts zum ersten mal in 47 Jahren RICHTIG gut.
Ja, das wird sich einnivellieren. Natürlich. Das Gefühl der Erleichterung wird der Gewöhnung Platz machen.
Ganz ehrlich?
Gerne. An sowas kann man sich gut gewöhnen.
Veröffentlicht am 12. Juni 2016, in Persönliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 5 Kommentare.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie es mich freut das von dir zu hören.
Danke dir =)
Ich will mich da mal anschließen. Tantchen ist sowas wie eine gute Freundin für mich und sie gesund UND munter zu sehen ist eine Erleichterung.
Der schönste Post seit Jahren von dir, fühl dich trotzdem gedrück einfach mal in den Arm genommmen. Zwischendurch hatte selbst ich der dich ja nicht wirklich kennt, sondern nur deinen Blog, Angst um dich. Da ist so ein Post von dir einfach nur herrlich zu lesen.
MfG
dat
Blondman
Kerstin, du ahnst gar nicht, wie sehr mich das freut!
Ich hoffe, dass jetzt nicht noch etwas gesundheitliches dazwischenschlägt – sondern endlich mal der Weg kontinuierlich in eine Richtung geht – nach oben! *knuffel*