Nein, Frau Stokowski


Ich zitiere mal aus der SpOn-Kolumne:

Wenn wir uns aber bei jedem einzelnen Fall fragen, ob wir uns ernsthaft vorstellen können, dass eine Frau diese Taten begangen haben könnte, müssen wir wohl antworten: nur mit Mühe.

Stimmt, Frau Stokowski.

Wir sind daran gewöhnt, dass es Männer sind, die glauben, sie könnten anderen vorschreiben, wie diese sein sollten, und die meinen, entscheiden zu können, wer leben darf und wer nicht.

Genau hier fängt der Trugschluss an.

Ich kenne viele Frauen, die genau wissen, wie andere zu leben haben. Sie gehören da häufig genug auch zu, ihre Kolumnen bei Spiegel zeigen das ziemlich deutlich.

Ich kenne aber auch Männer, die von Frauen geschlagen wurden. Klarer Fall von „häuslicher Gewalt“. Ich kenne Männer, die sind vergewaltigt worden, als sie sturzbetrunken auf einer Party waren.

Brock Turner hat sechs Monate bekommen. Der junge Mann, der das anzeigen wollte, lautes Gelächter.

Ich kenne Frauen, die ohne mit der Wimper zu zucken mit Gewalt einfordern, wenn sie glauben, dass ihnen das zusteht. Die problemlos Leute zusammenschlagen, weil sie es können. Die sich dabei GENAUSO geil und unbesiegbar fühlen wie jeder Mann – und die genauso primitiv sind.

Eigentlich müsste ich ihnen dankbar sein für die Steilvorlage. Sie zeigen so deutlich auf, wo unsere Gesellschaft einäugig ist, dass es weh tut.

Das Gesetz ist da recht eindeutig. Der § 177 STGB stellt NICHT auf das Geschlecht ab. Es steht dort Person – Mann, Frau, transgender, non-binary: Pick one.

Aber es wird nicht rein auf Frauen abgestellt. Der Gesetzgeber hat also offensichtlich zumindest bereits unabsichtlich anerkannt, dass nicht immer Frauen die Opfer sind und nicht immer Männer die Täter.

Man muss kein Männerrechtler sein, um hier die Schieflage zu erkennen.

Wird eine Frau in der Ehe zur Täterin, ist die Situation für den Mann nahezu aussichtslos.

Schlägt er zurück, geht sie ins Frauenhaus, nimmt die Kinder mit und macht ihn fertig. Schlägt er nicht zurück, eskaliert die Gewaltspirale. Geht er, nimmt sie ihm Kinder, Existenzgrundlage – im Grunde genommen alles. Kommt dann noch der Vorwurf des sexuellen Missbrauches hinzu, nimmt sie ihm manchmal sogar die Freiheit.

Frauen als Täterinnen können im Grund genommen machen, was sie wollen. Es ist selten, dass, wie im Fall Kachelmann, das Kartenhaus in sich zusammenbricht.

Öfter sind die Fälle, wo eine Frau sich als Opfer geriert, ihr unbedingt und gegen jede Vernunft geglaubt wird. Dem Mann hingegen kein Wort, egal, was er vorbringt. Die Erfahrung durften schon viele machen. Jörg Kachelmann, Andreas Türk und der Lehrer, der seine Strafe vollständig absitzen musste, bevor das Lügengebilde seiner Beschuldigerin zusammenbrach.

Hatte ich nicht gerade einen Rant über Vorverurteilung und Selbstjustiz? Und dann läuft mir sowas über den Weg.

Denn wenn diese Fälle ihren Weg in der publizistischen Landschaft wiederfinden, ist das Narrativ oft geschrieben: Mann hat Frau vergewaltigt. Armes Ding. Miese Ratte.

Kann sich irgendwer mal erinnern, dass mal über einen Vergewaltigungsfall mit umgekehrten Vorzeichen („Mann als Opfer“) berichtet wurde, der NICHT aus dem Homosexuellenmilieu stammt?

Es ist leicht, angesichts dieser Tatsachen zu glauben, dass Männer nicht vergewaltigt werden. Dass Männer nahezu ausschließlich Täter, aber fast niemals Opfer sind.

Alles in allem aber wirft mal wieder ein genderisierter Artikel ein völlig schiefes Licht auf eine Situation.

Könnte es nicht sein, dass in Lille keiner nach dem Geschlecht der Täter gefragt hat, weils keinen Nachrichtenwert hat? Weils völlig egal ist? Weil es die Opfer nicht interessiert, ob sie von einer Frau oder einem Mann zusammengetreten wurden?

Könnte es nicht sein, dass ihr geradezu verzweifeltes Bemühen, Gewalt zu einer rein männlichen Angelegenheit zu erklären, dass von unserer Gesellschaft immer wieder wegentschuldigt wird, ein wenig in die Irre geht?

Sie würden wahrscheinlich sagen: „Nein. Das muss geklärt werden“

Meine Antwort ist sehr anders. Sie lautet:

„Ja, es ist schwer, wöchentlich eine Kolumne zu schreiben. Das heißt aber nicht, dass das eine Rechtfertigung für wöchentlichen Unfug ist. Gewalt wird nirgends „wegentschuldigt“. In den Medien sind die Positionen bei Gewaltdelikten immer klar gezogen. Gewalt wird verurteilt. Der Täter als Täter dargestellt und nicht, wie im Fall Brock Turner, als eigentliches Opfer.

Sie vermischen die Realitäten der USA mit unserer in good old Germany – doch ich weiß sehr genau, weil ich in beiden Berichterstattungen tief drinstecke, dass ein Fall Brock Turner bei uns sehr anders gehandhabt werden würde („Jugendstrafrecht“, keine „Sex-Offenders-List“). In den USA sind sexuelle Übergriffe teilweise alltäglich. Das ist dort ein gesellschaftliches Problem, das *dort* gelöst werden muss.

Davon aber Rückschlüsse auf unsere Gesellschaft zu ziehen, ist falsch. Doch genau das haben sie getan.

Nein. Es macht keinen Unterschied. Gewalt ist nicht männlich. Gewalt ist menschlich. Sie zu beherrschen, sie nicht nach außen zu tragen, Menschen nicht zu verletzen, das ist die Aufgabe, die jeder einzelne von uns hat.

Sie allein auf Männer abzuladen, geht fehl. Und liefert zuviele Entschuldigungen für Täterinnen.

 

 

Veröffentlicht am 15. Juni 2016, in Ärgerliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 6 Kommentare.

  1. „Wenn wir uns aber bei jedem einzelnen Fall fragen, ob wir uns ernsthaft vorstellen können, dass eine Frau diese Taten begangen haben könnte, müssen wir wohl antworten: nur mit Mühe.“
    Ist das jetzt ein Plural Majestatis? ICH fühle mich jedenfalls nicht gemeint. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass die Intention der des Plural Majestatis sehr nahe kommt, indem Frau Stockowski ihre Aussage las von vorherein über jeden Zweifel erhaben darstellen will, weil es ja „wir alle“ sind, die sich das angeblich nur schwer vorstellen können, was natürlich völliger Blödsinn ist.

    Es gibt reichlich gewaltbereite weibliche Hooligans, die hin und wieder auch durchaus mal zutreten, und es wird auch darüber berichtet, wenn auch sicher erheblich weniger als über Männer, weil letzteres eben vermeintlich „typischer“ ist. Und es gibt auch Berichte über weibliche Straßengangs, deren Mitglieder überhaupt kein Problem damit haben einen Mann zusammenzuschlagen und lebensgefährlich verletzt liegen zu lassen. Auch die kann man finden, wenn man danach sucht.

    Was häusliche Gewalt angeht, lassen sich durchaus auch Fälle finden, die öffentlich gemacht wurden, bei sexueller Gewalt kenn ich mich nicht aus, sexuelle Belästigung kommt aber recht häufig vor wird nur NOCH weniger angezeigt als bei Frauen, weil die betroffenen Männer damit rechnen müssen auch von Mitgliedern des eigenen Geschlechts lächerlich gemacht zu werden.

    Also, es mag sein, dass es quantitative Unterschiede gibt, ob die so groß sind wie allgemein angenommen, wage ich bei den vermutbaren Dunkelziffern bei Gewalt gegen Männer mal zu bezweifeln, aber es gibt keine prinzipiellen qualitativen Unterschiede.

  2. Dass Gewalt in der Beziehung generell dem männlichen Part zugewiesen ist – ohne Rücksicht auf die Fakten – bringt einige Damen in Versuchung zu operationalisieren.

    Unter der Flagge „Anonym“ diese Anekdote: in meiner (später gescheiterten) Beziehung gab es von meiner Seite einige Versöhnungsversuche, die partiell im Bett stattfanden. Als – Tage später – die Partnerin äußerte, sie fühle sich vergewaltigt, folgerte ich: vergewaltigt, geht gar nicht, sie muss davor bewahrt werden.

    Die folgenden fünf Jahre bis zur anschließenden Trennung habe ich sie konsequent nicht angerührt. (Sofortige Trennung ging nicht, die Kinder waren noch nicht aus dem Gröbsten raus.) Das war durchaus grausam von mir. Dazu bekenne ich mich auch. Nur körperliche Gewalt ist mir zuwider.

  3. „Kann sich irgendwer mal erinnern, dass mal über einen Vergewaltigungsfall mit umgekehrten Vorzeichen („Mann als Opfer“) berichtet wurde, der NICHT aus dem Homosexuellenmilieu stammt?“

    Ja, da gab es diesen Fall von einer Frau, die Männer zu sich nach Hause lockte und sie dann einsperrte um sie als Sexsklaven zu missbrauchen. Die Presse fand das über-komisch und sprach von „Kurioser Pressemitteilung der Polizei u.ä.“

    http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Muenchner-Nymphomanin-schlaegt-wieder-zu-id19839836.html

    Wäre dieser Fall umgekehrt, wäre da sicher anders drüber berichtet worden zumal es sich hier offenbar um eine Widerholungstäterin handelte.

  4. Und dass das Misstrauen gegenüber Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen, daher stammen könnte, dass es inzwischen diverse solcher Fälle gab, wird weder im SpOn noch im verlinkten FAZ-Artikel angemerkt.
    Auch da wieder, der Gedanke, dass eine Frau eine Täterin sein kann, wird komplett ausgeblendet oder gleich als abstruss abgetan.

    Ich finde es immer wieder sehr bedauerlich, wie so manche selbst proklamierte Feministin oder selbst proklamierter Feminist, eklatanten Sexismus an den Tag legt und ja, die Frau (nahezu) rein in der Opferrolle zu sehen, ist Sexismus, es ist eine Rolle die einzig auf dem Geschlecht basiert.

    Aber ich vergass, Frauen können ja nicht sexistisch sein, da sie ja unterdrückt werden, die Logik muss mir auch noch jemand so erklären, dass ich sie begreife.

    Aber dann bin ich wieder froh, dass es auch Leute wie Tante Jay oder Liana Kerzner gibt, die den Titel Feminismus mit Ehre tragen und auch entsprechend handeln/argumentieren und mich daran erinnern, wofür Feminismus steht, zumindest für mich.
    Danke an dieser Stelle.

  5. ein anderer Stefan

    Ich frage mich immer, was diese Brachialfeministen eigentlich erreichen wollen – alle Männer abschaffen oder mindestens hinter Gitter stecken (oder wahlweise kastrieren)? Ich nehme naiverweise an, dass das Ziel innerhalb einer Gesellschaft ein friedliches Zusammenleben sein sollte – das ist schon schwer genug, ohne dass man dazu Leute braucht, die Teile der Gesellschaft aus ideologischer Verblendung heraus aus Monster betrachten.

  6. Das Problem ist mehrschichtig.

    Dass Frau Stokowski augenscheinlich gegen Schreibhemmung ankrampft, will sagen: Zeilen mit Gewalt füllt ohne Rücksicht auf Sinn und Fakten, springt ins Auge.

    Dahinter steht eine politische Gemengelage mit mehreren bewegenden Momenten:

    Zum Einen die Riege der – teils selbsternannten – Freiheitskämpferinnen, die außer Freiheitskampf nichts gelernt haben und nach Erreichen der letzten Ziele um ihren Lebenssinn fürchten. Aus dieser Riege speisen sich Charaktere wie – allen voran – Schwarzer, oder vorliegend Stokowski.

    Zum Anderen eine Landes- und Bundespolitik, die Emanzipationsforderungen aus vergangenen Zeiten missbrauchen zu wohlfeiler Klientelpolitik – unter dem Deckmantel des „Wohls für die Frauen“ (alles Quatsch!). Beispiel: Frauenquote für hochdotierte Posten (was diese zu „Pöstchen“ degradiert), aber Null Engagement für Emmely an der Discounterkasse.

    Stokowski schwimmt auf der Welle. Ihr ist Opportunismus vorzuwerfen, aber nicht Verursachung.

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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