35 Jahre
Vor 35 Jahren schrieben wir das Jahr 1978. Es war der Kalte Krieg, die Nixon-Affäre hat immer noch Nachwirkungen gezeigt. Im Iran wurde die Opposition gegen den Schah immer stärker, letztendlich kam es dort zur Revolution.
Aldo Moro wird entführt. Ein Name, der bei vielen allenfalls noch vage Erinnerungen wachruft. 35 Jahre sind halt doch eine furchtbar lange Zeit. Ein halbes Leben.
Karel Wojtyla wird Papst, nachdem sein Vorgänger nach nur 33 Jahren Tagen plötzlich verstarb. Großbritannien, Dänemark und Irland erhalten die Vollmitgliedschaft in der EU, pardon, EG – Europäische Gemeinschaft. Europäische Union wurde das erst viel später.
In Frankreich wird eine Datenschutzbehörde gegründet.
Georg Leber tritt wegen einer Abhöraffäre des MAD zurück. Ein Politiker, der wegen einer Abhöraffäre ZURÜCKTRTITT. Heutzutage unfassbar.
Das Schloß Versailles wird durch einen Sprengstoffanschlag, durch einen terroristischen Akt, beschädigt. Folgen für die Gesetzgebung? Keine. Warum auch? Diese Verbrecher haben massive Sachbeschädigung begangen, das Strafmaß wurde offenbar als ausreichend angesehen.
Das erste Retortenbaby wird geboren, Louise Brown.
Das Landgericht Hamburg hat eine Sexismus-Klage von Alice Schwarzer abgewiesen.
1978 werden viele kleine Staaten unabhängig von Großbritannien, so auch Tuvalu und Dominica. Das britische Dominion zerfällt, Großbritannien ist offiziell keine Weltmacht mehr.
Die innerdeutsche Grenze wurde endgültig von einer Kommission festgelegt.
In 35 Jahren passiert so viel. 35 Jahre sind ein halbes Leben.
Und jetzt soll Bradley Manning für diese Zeit ins Gefängnis. Nicht, weil er bestraft werden soll – die Höhe der Gefängnisstrafe ist völlig überzogen und außerhalb jedes Rechtes. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die eigentlichen Mörder nach wie vor auf freiem Fuß sind.
Es sollte ein „abschreckendes Urteil“ werden. Ein Urteil, dass Nachahmer verhindern soll.
Oder mit anderen Worten: Wir haben soeben erlebt, wozu Rachejustiz fähig ist.
Veröffentlicht am 21. August 2013, in politisches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 4 Kommentare.
33 Tage war JP1 Papst. Nur mal so angemerkt. Und bei Versailles fehlt ein Verb.
Auch hier wieder: Der Zweck heiligt die Mittel. Mord an Osama bin Laden (und hunderten anderen, einschließlich vieler Unschuldiger), ein Präsident wird zur Landung gezwungen, einem Mann ohne Prozeß der Pass entzogen, ein „abschreckendes“ Urteil verhängt. USA und GB sind keine Rechtsstaaten mehr.
Danke. Telefonieren und bloggen gleichzeitig zahlt sich offenbar nicht aus 😉
35 Jahre – das ist mein gesamtes bisheriges Leben.
In den letzten 2 Stunden habe ich beim Eifelphilosophen verbracht:
http://www.nachrichtenspiegel.de/2012/11/07/hartz-iv-totet-weiter-in-dachau-wird-wieder-gestorben/
(leider fehlen in der Desktopversion die aktuellsten Kommentare, die in der Smartphoneversion vorhanden sind – da sieht es ziemlich schlecht aus – für den Rechtsstaat)
Spätestens jetzt sollte eigentlich jeder wissen, wie es um die rechtliche Einhaltung des Grundgesetzes steht.
Weder Bundesverfassungsgericht noch Bundespräsident scheren sich einen Dreck darum.
Gruß,
Matti12
Dass in den USA ein Strafrecht herrscht, welches Rache üben soll, das ist doch schon immer so.
Dass Richter, Staatsanwälte und Geschworene nicht über die Folgen ihrer Schuldsprüche nachdenken, ist auch offensichtlich.
Und dass Militärgerichte in USA „Recht“ sprechen, als habe man sich nicht aus dem Mittelalter weiterentwickelt, sollte eigentlich auch bekannt sein.
Die Verantwortlichen in USA scheißen grundsätzlich auf die Rechte anderer, biegen ihre Gesetze zurecht, missachten sie nötigenfalls und bezeichnen ihre Opfer im Zweifelsfalle als Kollateralschaden.
Sie scheinen auch vergessen zu haben, dass grundsätzlich jeder als unschuldig gilt, solange seine Schuld nicht erwiesen ist und dass die Schuld in einem fairen Verfahren nachgewiesen werden muss. Oder sie scheißen halt drauf…