Der Nahe Osten am Scheideweg


Derzeit werden die Töne allenthalben schärfer. Die Folgen des Giftgasangriffes geraten zunehmend außer Kontrolle.

Der Iran droht den USA mit Krieg, wenn sie in Syrien eingreifen. Israel stellt sich auf die Seite der USA und meint, es hätte den Finger am Abzug.

Die USA selbst *wollen* da nicht eingreifen, weder die öffentliche Meinung im eigenen Land noch die Tatsachen rechtfertigen derzeit einen militärischen Einsatz.

Und die Russen stehen zu und warten auf ihren Einsatz. Der gut orchestriert und einen Wirkungstreffer in Richtung Washington beinhalten wird. Die Tatsachen sind sehr dürftig: Bislang ist nur klar, dass es eine Giftgasattacke gegeben hat. Und dass die syrische Regierung sich weigert, den UN-Inspektoren Zutritt zu den betroffenen Gebieten zu gestatten.

Daraus jetzt zu konstruieren, dass die syrische Armee tatsächlich die Granaten geworfen hat, ist fragwürdig. Das Gebiet ist nicht sicher. Wenn UN-Inspektoren zu Schaden kommen, durch Minen oder durch Scharfschützen, kann man sicher sein, dass wiederum die Regierung Assad als schuldig im Sinne der Anklage dasteht.

/update hab ichs nicht gesagt? „Die Opposition konnte die Sicherheit der UN-Inspektoren nicht garantieren“ – das ist eine versteckte Morddrohung. „Findet das Falsche und ihr seid tot.“

Es scheint fast, als hätten sich Medien und Vertreter der Regierungen darauf geeinigt, dass man Assad loswerden müssen. Ohne jedoch zu bedenken, wie die Nachfolge aussieht.

Glaubt man in Brüssel denn wirklich, dass danach einfach mal freie Wahlen abgehalten werden und die Syrer dann wählen dürfen? Glaubt man in Brüssel wirklich, dass das so einfach ist? Washington glaubt das nicht, darum auch das mehr als zögerliche Engagement. Man sieht geradezu wie sich die Entscheidungsträger winden. Sie wollen nicht. Aber möglicherweise müssen sie, getrieben von einer öffentlichen Meinung, die diesmal recht wenig fundiert ist.

Auch der Spiegel berichtet aus der „Hölle von Homs“ – Quelle ist angeblich ein Student, von dem man noch nicht mal weiß, ob er wirklich existiert oder ob da nicht die Rebellenarmee ein wenig PR in eigener Sache betreibt. Etwas sachliche Distanz wäre hier wirklich angebracht. Den Artikel hat eine Aktivistin verfasst, die eine Freundschaftsanfrage auf Facebook beantwortet hat. Ihre Äußerungen sind denn auch weniger von dem Wunsch nach Informationen gekennzeichnet als von einer tief emotionalen Verbundenheit. Und die macht blind.

Plötzlich auftauchende Facebook-Studenten, die in einer völlig zerbombten Stadt über Internet verfügen – das würde ich zumindest mal hinterfragen. Kein Wasser, kein Strom, aber Internet?

Versteht mich nicht falsch, Bürgerkriege sind etwas zutiefst verabscheuungswürdiges. Es ist der Krieg im eigenen Land um die Macht. Nicht mehr und nicht weniger. Und weil man emotional sehr verbunden ist, sind Bürgerkriege sehr oft sehr hässlich. Wir hatten vor gar nicht allzulanger Zeit das genau vor der Haustür. Bürgerkriege werden auch unglaublich schnell zu humanitären Katastrophen, weil die Kombattanten zu oft die Bevölkerung als Geisel nehmen in der Hoffnung, so die Oberhand zu erreichen.

Umso wichtiger ist es, aus der Distanz versuchen zu verorten, wer da gerade was tut. Sämtliche Informationen, die man bekommt, müssen verifiziert werden. Sie MÜSSEN nachrecherchiert werden. Man kann weder der Regierung Assad noch den Rebellen glauben, dass sie die uneingeschränkte Wahrheit sagen.

Sollte die syrische Armee wirklich diese Gasgranaten geworfen haben: Schmeißt Assad und seine Schergen raus. Aber wenn die Rebellen die geworfen haben, dann hätten sie ihr Ziel mit einer militärischen Intervention *endlich* erreicht, wenn die USA beschließen, einzugreifen. Dabei glaube ich nicht, dass sie wissen, dass sie dann Pandoras Box öffnen. Denn ein Eingreifen dort hat das Potenzial, zu einem Stellvertreterkrieg USA gegen Russland zu eskalieren. Und das kann keiner wollen.

Und wo man schon mal dabei ist, sollte man vielleicht sowohl auf die Assad-Regierung als auch auf die Rebellen einwirken, dass man doch bitte humanitäre Hilfe für die Menschen vor Ort zuläßt.

Und an der Reaktion darauf kann man dann ermessen, worum es den Pistoleros dort eigentlich geht.

Veröffentlicht am 25. August 2013, in Außenpolitisches, politisches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 5 Kommentare.

  1. Cui bono ?
    Also wer hat international ein Interesse an dem Land und was bedeutet das ?
    Demnächst werden dann wieder Säuglinge aus den Brutbehältern geschmissen und vergessen wir nicht die pösen Atombomben die irgendjemand schon quer im Allerwertesten durch die Gegend trägt m(
    *facepalmsmiley*

  2. „Also wer hat international ein Interesse an dem Land und was bedeutet das ?“
    Interesse außer den Syrern selbst? Erstmal keiner, da zumindest die Ölvorkommen dort eher klein sind. Vielleicht für ’ne Pipeline, aber da gibt es sicherlich Umgehungsrouten. Israel muss daran gelegen sein, dass Syrien endlich „befriedet“ wird, denn an den Kriegen der Araber gegen Israel waren die Syrer immer groß beteiligt, wenn nicht gar Antreiber (zusammen mit Ägypten).

    „Demnächst werden dann wieder Säuglinge aus den Brutbehältern geschmissen…“
    Was bringt dich auf dieses schmale Brett? Und aus welchem Grunde sollte jemand soetwas tun? Denn derjenige, dem dieses nachgewiesen werden würde, hätte verschissen, bis in die Steinzeit.

    „…und vergessen wir nicht die pösen Atombomben die irgendjemand schon quer im Allerwertesten durch die Gegend trägt…“
    Erstens ist so eine Atombombe recht groß und wird sicherlich von niemandem im Allerwertesten getragen. Es ist zwar so, dass sowohl die USA, als auch Russland und Israel Kernwaffen besitzen, sie einzusetzen ist in diesem Falle aber kontraindiziert. Für Israel und seinen Verbündeten USA schon aus dem Grunde, dass dann alle arabischen Nachbarn ihre Anstrengungen, Israel „von der Landkarte zu tilgen“ verstärken werden und die Russen werden auch ’nen Teufel tun da mit Kernwaffen einzugreifen, denn auch sie wollen sicherlich nicht am Pranger stehen wegen eines solchen Einsatzes.
    Und auch die Chinesen, eine große Macht mit Kernwaffen, werden da nichts mit eben diesen Waffen machen, weil sie großes Interesse daran haben, in der Welt der ärmeren Länder als großer Wohltäter dazustehen und das ist einfacher, wenn man solche Waffen besitzt, sie aber nicht einsetzt.
    Auch Frankreich, Großbritannien, Pakistan und Indien werden, zumindest in diesem Falle, die Füße still- und ihre Kernwaffen in den Depots lassen.
    Ein Krieg in dem Atomwaffen eingesetzt werden, kann immer eskalieren und dann im wahrsten Wortsinne die Menschheit in einem riesigen Feuerball vom Angesicht der Erde fegen.
    Wahtscheinlicher ist, dass auch hier irgendwann USA und Israel mit konventionellen Waffen auf der einen und die Russen auf der anderen Seite eingreifen werden; erstere offen, letztere verdeckt und sich die Nasen blutig kloppen, das Land verwüsten und hinterher wie so oft in desolatem Zustand sich selbst überlassen.

    • Das mit den Säuglingen bezog sich auf den Kuwait-Stunt, den die US-Geheimdienste gepullt haben:

      Ansonsten fürchte ich, dass du m it deiner Einschätzung leider recht hast 😦

  3. @JoyntSoft:
    Sarkasmus und Zynismus sind Dir nicht bekannt ?
    Wie Tantchen schon erwähnt hat waren beide Dinge also die Säuglinge und die Atombomben = Massenvernichtungswaffen gezielte Desinformationen westlicher Nachrichtendienste.
    Das hier ist der gleiche Modus Operandi, ergo wer hat den größten Nutzen international gesehen ?
    Und eine Atombombe so wie sie die „Terroristen“ bzw. die „Bunkerbomber“ haben wollen ist ca. 12kg schwer und sehr klein …

    • „Sarkasmus und Zynismus sind Dir nicht bekannt ?“

      Doch – durchaus.

      Und das mit den Atombomben hast du unglücklich formuliert 😉

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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