Die russische Bigotterie


Nun finden die Spiele also statt in Sotschi.

Unabhängig von Menschenrechten, von Gleichheit oder auch nur Respekt vor den Menschen. Ich habe lange überlegt, ob oder was ich schreiben soll, denn ich stehe mit wachsendem Entsetzen vor einem Russland, dass, was die Gleichstellung Homosexueller angeht, noch nicht einmal das Mittelalter erreicht hat.

Mir wurde glaubhaft berichtet, dass man in Russland inzwischen vorsichtig sein muss, wenn man einen Regenbogen an der Tür hat. Der Regenbogen ist das Symbol der LGBT-Community, und wer so etwas an der Tür hat, wird automatisch als Supporter verdächtigt.

Pogrom inklusive.

Denn die gesunde russische Volksseele empfindet einen profunden Abscheu vor der unnatürlichen Art, wie Homosexuelle Sex haben. Sie wissen das genau, denn in verschiedenen Foren wird sich immer wieder sehr intensiv darüber ausgelassen, wie schwule Männer „es“ hintenreingeschoben bekommen oder wie Frauen die Dosen klimpern lassen. Ich kann kein russisch, ich muss mir das immer erzählen lassen. Frauen kann man ja laut diesen echten Männern noch „zeigen“ wie ordentlicher Sex geht, aber diese Schwulen, die kriegt man ja nicht mehr männlich. Einfach totschlagen, diese schwanzlosen Männer.

Das mit dem gesunden Volksempfinden kenn ich irgendwoher, dass da gerne bemüht wird, um kriminelles Verhalten zu rechtfertigen.

Denn Gewalt gegen Menschen ist NIE gerechtfertigt. Zu keiner Zeit. Zu keiner Stunde. Aus keinem Grund. Darum sind Kriege verabscheuungswürdig und darum sind auch diejenigen, die in einer Beziehung oder ihre Kinder missbrauchen und quälen, nicht zu entschuldigen. Und mir isses an der Stelle hupe ob das Männer oder Frauen sind.

Schlimm ist, dass die russische Regierung, anstatt ihre Bürger zu schützen, noch hingeht, und, aufgestachelt durch einen Patriarchen, bei dem bei MIR der Gaydar auf Vollanschlag geht, Gesetze erläßt, die diese Minderheit, die doch einfach nur leben und lieben will, weiter marginalisieren und kriminalisieren.

Russland steht hier in einer Linie mit dem Iran und anderen Staaten, die Homosexualität unter Strafe stellen.

Es ist aussichtslos, die Spiele zu boykottieren. Das würde nach meinem Dafürhalten die Situation in Russland noch verschlimmern, weil dann noch zusätzlich die Wut auf Homosexuelle abgeladen wird, dass „ihre“ Spiele versaut wurden von ein paar Schwuchteln.

Bereits jetzt ist die Stimmung derart aufgeheizt, dass es bereits zu Morden kam, die nicht weiter ermittelt werden. Die Täter gehen straffrei aus, sie haben ja nur Schwule getötet. Und die fühlen sich bestätigt und machen weiter.

Wie umgehen mit der Situation da?

Ich weiß es, ehrlich gesagt nicht. Ich habe derzeit das dringende Bedürfnis, die „Rattenlinie“ aus der Nachkriegszeit zu reaktivieren und alle Schwulen und Lesben dort rauszuholen. Sie erfüllen die klassischen Bedingungen für politisches Asyl, sie werden politisch verfolgt aufgrund ihrer Sexualität.

Und genug Platz hätten wir. Wir exportieren einfach im Umkehrschluß ein paar von unseren Rechtsaußen nach da drüben.

Win-win?

 

Veröffentlicht am 9. Oktober 2013, in Nachdenkliches, Trauriges. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.

  1. Ich habe noch keine Kultur erlebt, welche Beleidigungen derart intensiv in ihre Alltagssprache integriert hat wie die russische. „blyad“ ist vermutlich das meistgenutzte russische Wort, und entspricht ziemlich genau dem englischen „fuck“.

    Russland will zwar offiziell „weg aus Asien und europäisch werden“, das ist meiner Meinung nach allerdings eine Beleidigung anderer asiatischer Staaten. Diese Art der Diskriminierung Andersdenkender ist nicht „asiatisch“, sondern „russisch“.

    Meine Sympathie zu diesem Land liegt etwa bei „idi na hui, blyad“

  2. Doch, Boykott ist die einzige Möglichkeit.

    Mit jeder Olympiade wird es schlimmer mit dem Überwachungsterror. Das liegt wohl am schlechten Gewissen der austragenden Staaten. Sie haben ganz begründet Angst. Wenn Russland sich nun mit ihrem Hass auf Homosexuelle von jeder Humanität entfernt und gleichzeitig PRISM alt aussehen lassen möchte, dann spricht das Bände. Es sind nicht wir, die den Terror anheizen.

    Aber deshalb Hass auf Russen? So allgemein? Vorurteile? Nöö – wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen.

  3. Am schönsten wäre es, wenn alle Sportler eine Regenbogenarmbinde oder -schärpe trügen und kollektiv nicht starteten, sondern nur an Wettkampfstätten auftauchten.

    😀

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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