Weihnachten


Weihnachten ist jedes Jahr immer das Fest, wo alles perfekt sein muss. Wo jeder sich perfekt benehmen muss, wo jeder Handgriff perfekt sitzt und wo die Stimmung perfekt gut sein muss.

Wir haben verlernt, lockerzulassen. Und wir haben verlernt, dass Perfektion durchaus auch in den Fehlern liegen kann, die wir machen. Denkwürdige Familienfeiern sind doch nicht die wo alles glattlief.

Und dann gibt es die Weihnachtsfeiern, wo es nicht glattlaufen *kann*.

Weil man krank ist. Weil man weiß, dass man vielleicht nicht mehr lange zusammensein kann. Oder weil jemand gegangen ist, ohne sich vorher zu verabschieden.

Dieses Jahr habe ich die volle Packung dessen im Blog-/Bekanntenkreis mitbekommen und oft wußte ich nicht mehr, wie ich trösten sollte. Selbst mir gehen manchmal die Worte aus, wenn die Trauer des anderen so groß ist, dass man die Leute nur noch in den Arm nehmen kann. Doch das geht nicht, wenn die Entfernung zu groß ist.

Virtuell in den Arm nehmen gibt ja dann oft Kabelsalat in der WLAN-Verbindung, will man auch nicht unbedingt.

Am Heiligen Abend dieses Jahr habe ich mit meinem Vater einen Spaziergang gemacht. Nicht weit, nur ein paar Meter. Wir haben nicht viel geredet, dass mussten wir auch nicht. Unser Ziel war eine kleine Kapelle. Als wir dort eintraten, sahen wir die liebevoll aufgestellte Krippe. Die Kapelle hat keinen Pfarrer, sie ist zur stillen Einkehr gedacht.

Ich bete nicht – habe ich nicht und werde ich nicht. Alle formalen Gebete sind mir so fremd, als kämen sie von einem anderen Stern. Was ist das für ein Gott, der das Vaterunser als Anbetungsform nimmt?

Aber ich habe stattdessen an die gedacht, denen es so viel schlechter geht als mir. Die so traurig sind, dass es wehtut, das mitanzusehen und man doch nichts tun kann.

Und ich habe gehofft, dass mir jemand zuhört, wenn ich sage: Mach, dass es ihnen bald besser geht. Keine sollte so traurig sein müssen, weil er um einen seiner Liebsten trauert, egal ob Mensch oder Tier. Keiner sollte Schmerzen leiden müssen und keiner sollte nicht mehr aus noch ein wissen oder nicht wissen, wie es ihm im Alter geht.

Und doch ist es manchmal so. Ich kann das nicht ändern. Aber ich kann an euch denken.

Gewidmet:
Andi, Nali, Karl, OP-Tisch-Pilotin, Aurela, Bunker Ratten, Katzi und allen anderen, denen es gerade nicht gut geht. Das hier war für euch. Vielleicht hats ja einer gehört.

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Veröffentlicht am 26. Dezember 2013, in Persönliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 6 Kommentare.

  1. Dangeschön.

    Und, Du hast doch gebetet 😛

    Wenn auch auf eine Art und Weise, die vielleicht echter ist, als jedes Vater Unser es sein kann.

    Nenn es anders, ich mache es ähnlich und nenne es beten. Ich könnte es auch anders nennen, das würde nichts ändern. Ob jemand zuhört, weiß ich nicht, manchmal habe ich das Gefühl, es könnte so sein. Und wenn es nur ich selbst sein sollte, dann ist auch das gut.

  2. Liebes Tantchen, Dein „Gebet“ wurde er- und gehört 😉
    Fühl Dich virtuell geknuddelt und umarmt.
    Deine Bunker Ratte

  3. Ich mag es gar nicht sagen, aber das ablaufende Jahr war eines der besten seit langem für mich 😀

    Auch von mir der Wunsch an die, denen es nicht so gut geht, es möge besser werden.

  4. Hm, 2013.
    Eines der besseren Jahre – in jedem Fall ein unvergessliches – mein erstes Jahr hier „in der Fremde“ … 🙂 Unterm Strich möchte ich es nicht streichen, auch wenn so ein paar Tage oder auch Wochen nicht hätten sein müssen… 🙂

    Und ja, Tantchen – egal wie du es nennst – mögen deine Gebete erhört werden 🙂

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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