Schanzenlos
Hamburg hat „Gefahrengebiete“ eingerichtet. Das ist eine Art Notstandsgesetzgebung und wird von nicht wenigen als rechtsstaatlich bedenklich angesehen. Der Ausnahmezustand ist eingetreten.
Es ist das Ende einer Eskalationsspirale, die mit Demonstrationen zum Erhalt der Esso-Häuser sowie der Roten Flora und dem Schanzenviertel allgemein angefangen hat. Und die Frage, die man sich stellen muss, lautet:
Wie zum Henker konnte es soweit kommen?
Das Hamburger Schanzenviertel ist kein reiches Viertel. Es ist ein Arbeiterviertel mit gewachsener Struktur und einem gewissen Charme. Das, was reichere Leute nach Berlin-Kreuzberg gezogen hat, zieht sie in Hamburg ins Schanzenviertel. Man findet hier für eine Großstadt vergleichsweise bezahlbare Mieten und annehmbare Wohnungen, das Viertel hat „Flair“ und ist auch aus irgendeinem Grunde gerade hip.
„Gentrifizierung“ ist das Gebot der Stunde. Das ist, knallhart gesagt, die Verdrängung dessen, was so euphemistisch als „Prekariat“ bezeichnet wird durch Menschen mit höherem und vor allem regelmäßigen Einkommen.
Die Hausbesitzer freut das in der Regel: Die neuen Mieter sind solvent und stehen zumindest in dem Ruf, die Immobilie nicht zu verunstalten. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die „Alteingesessenen“ freuts weniger. Denn steigende Mieten und die Verdrängung der günstigen Läden durch deutlich teurere erhöht den Druck, auf weniger begehrte Stadtteile auszuweichen oder Hamburg ganz zu verlassen. Verdrängungswettbewerb halt. Gentrifizierung.
Das sorgt für Spannungen, die sich im Hamburger Fall schon eine ganze Weile aufgebaut hatte. Im Fall der Esso-Häuser, wo der nicht unberechtigte Verdacht besteht, dass der Eigentümer die Häuser hat bewußt verfallen lassen, um dann neue, teurere Wohnungen bauen zu können, entluden sich diese Spannungen anhand von Demonstrationen.
Denn die Aufgabe der Esso-Häuser bedeutete in vielen Fällen auch die Aufgabe der fragilen Reststabilität, die Aufgabe der gewachsenen Bewohnerstruktur dort. Kein Mensch wohnt doch gerne in solchen Bruchbuden, wenn er nicht valide Gründe dafür hat: Funktionierende Nachbarschaft plus günstige Mieten sind zum Beispiel solch valide Gründe.
Das haben die Bewohner der Esso-Häuser jetzt verloren. Und *erstmal* auch ihr Hab und Gut, denn die Not-Evakuierung aufgrund von Einsturzgefahr in einem HOCHHAUS – da frage ich mich, wo denn all die Jahre die Bauaufsicht geblieben ist? Wo sind die exorbitanten Bußgelder, die man sonst schon gerne mal bei falscher Dachpfannenfarbe verhängt?
Die Leute waren zu Recht zornig und sind zu Recht auf die Straße gegangen, um dagegen zu demonstrieren.
Verschärft wurde das ganze noch durch das Hickhack um die Rote Flora. Das ist dort eine Art selbst organisiertes Sozialzentrum. Die Leute werden hier aufgefangen, es werden Behördengänge organisiert und auch diejenigen, deren Schulbildung für viele Dinge einfach nicht reicht, die knapp oberhalb des Analphabetismus angesiedelt sind, denen wird hier geholfen.
Politisch korrekt geht es in der Roten Flora nicht zu. Viele der Leute da sind noch nicht mal sympathisch. So what? Aber die Rote Flora hat dort geholfen, wo es die Stadt Hamburg nicht tut. Vor Ort und bei denen, die man so schnell aufzugeben bereit ist. Weil sie sich nicht adäquat ausdrücken und weil sie oft genug ein Benehmen wie eine offene Hose haben.
Die Rote Flora entstand durch viele Querelen und illegale Hausbesetzung aus dem ehemaligen Flora-Theater, dessen Geschichte selbst ein Beispiel für rücksichtslose Modernisierung ist – unter anderem wurde hier der Crystall-Palast, eine Stahl-Halle, die eigentlich denkmalgeschützt war, im Zuge des Teilabrisses, um eine moderne Musicalbühne zu schaffen, einfach verschrottet. Das Denkmal – weg.
Die Rote Flora existiert in autonomer Selbstverwaltung. Es gibt dort keine bezahlten Stellen, Renovierungsarbeiten werden in Gemeinschaftsarbeit erledigt und auch die Wiederherstellung nach einem Brand erfolgte ausschließlich durch die Hausbesetzer. Dass das Flora-Theater noch existiert, ist ihnen zu verdanken.
Verschiedene Versuche, diese illegale Hausbesetzung zu legalisieren, scheiterten. Und der Senat hat dann irgendwann das Flora-Theater an den jetzigen Besitzer verkauft mit der Auflage, die Rote Flora zu erhalten. Er kann das Flora-Theater nur verkaufen, wenn der Hamburger Senat zustimmt.
Der Eigentümer ist nun offenbar der Ansicht, dass diese Auflage zeitlich befristet ist. Das Gebäude sollte entweder für 20 Millionen Euro verkauft werden, wo hier aber die Zustimmung des Senats fehlte oder aber abgerissen und Platz machen für eine Neunutzung.
Beide Abrisse – Esso-Häuser und Rote Flora – hätten das Schanzenviertel völlig verändert. Nicht nur optisch, denn das Flora-Theater ist trotz der Schmierereien ein Hingucker, sondern vor allem ideell. Es hätte den Vorgang der Gentrifizierung erdrutschartig beschleunigt, sämtliche Strukturen, die überhaupt noch da sind, zerrissen und die Menschen „in alle Winde zerstreut.“
Es besteht der Verdacht, dass das von der Senatsverwaltung zumindest billigend in Kauf genommen wird. Das Schanzenviertel ist *auch* ein permanenter Unruheherd und wenn man die Leute dort durch Umsiedelungen zerstreut, zerstreut man auch den Widerstand.
Bis zu einem gewissen Punkt kann ich das auch verstehen. Denn auch wenn das dort oben so klingt als wäre ich pro Rote Flora eingestellt: Nein, bin ich nicht.
Womit wir beim Thema „Hausbesetzung“ wären. Was bis zu einem gewissen Grad noch zu rechtfertigen ist, wenn es um „strategischen Leerstand“ geht (leerstehende Wohnungen nicht mehr vermieten um danach das Haus abbrechen und teuer neubauen zu können), ist im Fall des Flora-Theaters zumindest am Anfang aus einer „DAGEGEN“-Kultur entstanden, die ich nicht teilen möchte. Gegen Missstände angehen: Jederzeit. Aber jemanden faktisch enteignen, weil einem nicht gefällt, was er mit seinem Eigentum macht, ist schlichtweg daneben.
Und Gewalt geht gar nicht. Unter gar keinen, wie auch immer gearteten Umständen.
Hinzu kommt dann noch die Behandlung der Lampedusa-Flüchtlinge, für die ein Bleiberecht (das übrigens niemandem wehtun würde) erstritten werden soll.
Was uns jetzt zum gegenwärtigen Ausnahmezustand bringt. Was war zuerst da? Huhn oder Ei? Es gibt in Hamburg keine Gewinner und keine Verlierer. Die Polizei und die Autonomen haben sich gleichermaßen nicht mit Ruhm bekleckert und beide auf Eskalation gesetzt wo man doch bitte mal besser geredet hätte.
Doch die Polizei sah keine Veranlassung dazu, denn schließlich „befindet man sich im Recht“. Und die Autonomen sahen sich als Opfer der Staatsmacht und haben gegengehalten. Es hätte beiden Seiten gut angestanden, hier ein bis drei Gänge runterzuschalten.
Und hier bin ich in der Tat eher links. Denn ich sehe die Pflicht zuvörderst bei der Polizei, hier für DEeskalation zu sorgen und nicht den eigenen Vorurteilen nachzugeben und blind draufzuhauen. Wir hatten bereits zuviel Polizeigewalt in den vergangenen Jahren und jedesmal wird es schlimmer. Es fing mit Heiligendamm an, ging dann weiter zu Occupy Frankfurt und jetzt Hamburg. Drei Menetekel in einer langen Reihe von Auseinandersetzungen, wo sich hinterher herausstellte, dass die Polizei Eskalation besser findet als Deeskalation.
Wir habe in Deutschland ein Demonstrationsrecht. Und eine – eigentlich – geschulte Polizei, die dieses Recht unter anderem zu schützen hat. Solange eine Demonstration friedlich ist, haben da keine schwer gepanzerten und bewaffneten Polizisten mit Schilden armiert reinzulaufen. Und selbst wenn eine Minderheit meint, hohl drehen zu müssen, kann man die Idioten rausziehen und den (friedlichen) Rest weiterlaufen lassen.
Das ist der Job der Jungs. Dafür werden die bezahlt. Und es ist eigentlich auch eine Sache der Führung vor Ort, dass sie für Deeskalation sorgen, indem sie Kontakt zur Demoleitung aufnehmen, indem sie Störenfriede gezielt rausziehen. Das schützt auch direkt die Beamten „an der Front“ – wenn eine Demonstration gar nicht erst entgleist, gibts auch keine verletzten Beamten.
Indem sie sich im Benehmen nicht denen angleichen, denen sie sich überlegen wähnen.
Und genau das passiert bei Demonstrationen immer weniger – die Demonstrationsfreiheit wird so ausgehebelt und die Polizei zunehmend als bedrohlich empfunden und eben nicht als der den Bürger schützende Arm des Staates. Das Demonstrationsrecht ist in Deutschland bereits nur noch Makulatur und nicht Bürgerrecht.
Und die Rote Flora? Unabhängig von ihrer Entstehung gibt sie Menschen die notwendige Unterstützung, die sonst keine bekommen, nur Repressalien.
Der Erhalt des Zentrums ist notwendig. Für die Menschen – und für das Viertel.
Wäre es nicht mal eine schöne Aufgabe für den Senat, statt der Elbphilharmonie mal diesen Karren aus dem Dreck zu ziehen? Anstatt Prestigeprojekt mal ein menschliches?
Das dürfte auch viel vom Zündstoff im Schanzenviertel entschärfen. Und ein Viertel wieder ruhiger werden lassen, dass bereits mitten in der Umwandlung steckt.
Veröffentlicht am 7. Januar 2014, in Innenpolitisches, politisches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 14 Kommentare.
Jo, sowas hat hier in Hamburg Tradition.
Zwei Sachen die ich hier im Süden Hamburgs mitbekommen habe:
Investor wollte eine Hütte hochziehen, dummerweise stand an der Stelle ein denkmalgeschütztes Haus. Eines Abends ist aus Versehen ein Bulldozer in das Haus gekracht welcher an der daneben liegenden Baustelle arbeitete. Haus war danach akut einsturzgefärdet. Er durfte die Hütte dann abreissen und musste nur einen kleineren Betrag zahlen wegen Sachbeschädigung.
Zweite Sache. Investor wollte eine Hütte am Rande des Stadtparks bauen. Ging nur aufgrund von alten Bäumen nicht die dort standen und nicht gefällt werden durften. Eines Tages kamen ein paar Waldarbeiter und fällten die Bäume. Aus Versehen…. der Auftrag den sie hatten bezog sich eigendlich auf GAAANZ andere Bäume. Ooops. Wie unschön. Strafe waren ein paar Hundert EUR pro Baum und er durfte bauen.
GRRR. Ich könnte jedes mal kotzen. Den hätte ich die Hütte wieder aufbauen lassen. Stein für Stein in Eigenarbeit. Nix Helfer. Und die Bäume neu anpflanzen.
Schön, dass Du als langjährige Anwohnerin und Kennerin der Örtlichkeit und Begebenheiten einen wohlfundierten Artikel geschrieben hast.
Gut, dass es noch Insider gibt.
Ich danke dir für deine Einschätzung und freue mich über das Lob. Denn ich bin weder Anwohnerin noch Insider. Ich hab die vorliegenden Quellen ausgewertet. 😉
Forget it. Not gonna happen.
Der Senat dieser Stadt, ob Grün, Schwarz, Rot oder sonstwie gefärbt, hat kein Interesse an „menschlichen“ Projekten. Sie haben nichtmal Interesse daran, was das Volk will und entscheidet.
Siehe: „Verkauf des Landesbetrieb Krankenhäuser“ – der Volksentscheid war dagegen, es ist trotzdem passiert und die Patientenversorgung in den privatisierten Kliniken spottet jeder Beschreibung. (Als Beispiel: Zwei Tage nach Einlieferung bekommt jeder Patient eine laaaange Kette Nahrungsergänzungsmittel. Weil der Krankenhausfraß diese Stoffe nicht enthält! Was die einem als „Essen“ verkaufen ist eine Zumutung. Aber die technische Ausstattung ist top.)
Was aus dem Rückkauf der Energienetze in Hamburg wird, mag ich noch nicht beurteilen, aber ich behaupte mal, daß auch in Zukunft Vattenfall und e.on „ihren Anteil“ an den Netzentgelten bekommen.
Insofern: Ich halte das Schanzenviertel in seiner jetzigen Form schon für Geschichte. Dafür werden Senat und Bürgerschaft schon sorgen, egal, wie rechtens, Wählerwillen-entsprechend oder menschlich das ist.
Schade drum.
Ganz einfache Rechnung: Da wohnen Leute, die keine Kohle haben, die müssen wech, also macht ihnen das Leben so unangenehm wie möglich.
Und dass den Senat das nicht interessiert, überrascht nicht wirklich.
Politiker halt – mich würde nur mal interessieren, wieviel sie bekommen, von denen, denen die den Weg freimachen für neue Spekulationsobjekte und Luxushütten.
Was fragwürdiges Verhalten der Polizei angeht, so reiht sich Stuttgart 21 und Dresden nahtlos ein, wobei die „Sicherheitszone“ eine neue Eskalationsstufe darstellt – da fällt mir nur noch ein Godwin zu ein. Soweit ich weiß, hat der Senat die Polizei mit einer fragwürdigen Gesetzesänderung zu solchen Dingen ermächtigt, die nicht richterlich angeordnet werden und nicht rechtsmittelfähig sind. Wenn ich im Prinzip nach Belieben kontrollieren und verweisen kann, sind Grundrechte außer Kraft gesetzt, die auch für den letzten steinewerfenden Idioten nun mal noch gelten. Das kann man nur noch Polizeistaat und Willkür nennen. Warum? Weil es wie überall darum geht, dass die Politik die Investitionen schützen will und darum die Polizei als „langen Arm“ vorschickt. Und da die Politik gar nicht so genau wissen will, wie die Polizei das macht, kriegen die halt so ein Ermächtigungsgesetz. „Plausible Deniability“ my ass.
Laut Wikipedia sind die Häuser wohl in der Tat akut einsturzgefährdet, was natürlich an lange unterlassener Instandhaltung liegt – normalerweise ist ein Beton-Bau der 60er Jahre jetzt zwar stark sanierungsbedürftig (deswegen: http://de.wikipedia.org/wiki/Carbonatisierung_%28Beton%29), aber bricht noch nicht zusammen. Solche Häuser können auch bei nur mäßiger Pflege deutlich länger halten – mit diesem Beispiel habe ich derzeit zu tun: http://de.wikipedia.org/wiki/Hochhaus_am_Albertplatz. Bei den Esso-Häusern ist es genau der beabsichtigte Verfall, den Tante oben beschreibt, und dann Abriß und Neubau. Den „Charakter eines Dorfplatzes für St. Pauli erhalten“ – dass ich nicht lache. Hallo? Reeperbahn? Dorfplatz? Gehts noch? Immobilienfuzzyschwurbelscheiße ist das.
Die Häuser gehören aufgrund ihrer sozialgeschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt.
Ich hör jetzt besser auf, sonst rege ich mich nur auf.
Und was bringt es die unter Denkmalschutz zu stellen? Dann ignoriert man sie ein wenig länger und sie werden trotzdem abgerissen. Siehe das schöne Fachwerkhaus bei mir um die Ecke: http://www.bildarchiv-hamburg.de/hamburg/parks/stadtpark_harburg/
So lange ignoriert und Pachtwünsche abgewimmelt bis es baufällig war. Wohl gemerkt das Ding gehörte zu dem Zeitpunkt der Stadt. Aber es war wohl jemand an dem Grundstück interessiert. Dann hat man es abgerissen und jetzt steht da ein nicht mehr so nettes Gebäude.
Nachtrag: Das Abwimmeln war übrigends schon elegant zu nennen. Nicht das sie einfach NEIN gesagt hätten. Sondern: Natürlich würden wir sie gerne als Pächter begrüssen. Wie sie wollen ein Restaurant da rein machen und müssen dazu die Küche neumachen. Nein das geht aus Denkmalschutz nicht. Tresen? Denkmalschutz, Bühne die nicht mal große Änderungen gebraucht hätte und nur sicher verschraubt werden müsste? Denkmalschutz. Ich wette wenn jemand mit modernen Schuhen die Hütte hätte betreten wollen hätten sie was dagegen gehabt.
Hm. Dann sind die Hamburger Denkmalschützer – sonderbar. Da hatte ich bisher einen anderen Eindruck. Oder das war Order von oben, jeden potentiellen Pächter durch völlig absurde Auflagen und Einschränkungen zu vergraulen.
Aber das ist ja auch nicht das Thema.
Korrekt, das ist nicht das Thema, fügt sich aber gut in das Gesamtbild ein 😉
Thema Polizei:
Eigentlich sollte man von der deutschen Polizei was Gutes erwarten, schliesslich werden die ja (je nach Bundesland) 2-3 Jahre im Dienst und auf Polizeihochschulen ausgebildet.
Nicht wie in den USA wo ein paar Wochen Police-Academy ausreichen.
Aber der Alltagstrott und wohl auch Machtgefühle, sowie Druck von oben und Druck von unten tun ihr Übriges um die Situation nicht zum Besten zu wenden.
Vorbilder aus Film und Fernsehen und die Realität in anderen Staaten mit Polizei sorgen für den Rest.
Thema: Denkmalschutz
Das der Denkmalschutz gerne ausgehebelt wird scheint ja weitverbreitet zu sein, „Unfälle und Zufälle“ sorgen dann dafür das abgerissen wird.
Letztes Jahr hier auch ein Beispiel in der Stadt: Denkmalgeschütztes Haus soll komplett saniert werden und die historische Front soll erhalten bleiben.
Was macht man also? Genau, der hintere Teil des Hauses wird abgerissen und die 3-stöckige Häuserfront wird erstmal stehen gelassen ohne jegliche Stützung.
Endergebnis: Front muss umgehend abgerissen werden, wegen Gefährdung der Allgemeinheit und jetzt steht da ein wunderschöner Neubau.
Aber die Denkmalschützer lassen sich auch gerne überreden a la „Wenn ich das nicht so machen darf, dann lass ichs und geb mein Geld woanders aus“.
Thema Gentrifizierung
Das geht ja langsam allen größeren Städten so.
Viele wollen hinziehen weil es so ein tolles Flair hat und verdängen dadurch den Flair gleich wieder und auch die bisherigen Bewohner.
Jahrelang war ja Berlin noch eine der günstigsten Metropolen und in den „Szenevierteln“ konnten sich die Menschen das Leben noch leisten, das ändert sich ja inzwischen auch, ist aber noch nicht auf dem Level von London angekommen.
Wo sollen eigentlich die Normalbürger hin wenn es in den Großstädten zu teuer wird? Noch eine Position in einem Vorstand aufnehmen kann nicht jeder.
Die Arbeitskräfte ziehen dann wieder aufs Land wo es billiger ist und irgendwann ziehen auch die Reicheren wieder aufs Land weil die Großstadt zu öde ist und der Kreislauf geht weiter.
Die Armen können nicht aufs Land ziehen, weil sie sich die Kosten fürs Auto nicht mehr leisten können – das wiegen auch die günstigeren Immobilienpreise nicht mehr auf. Zudem wird die Infrastruktur und Versorgung auf dem Land immer schlechter – Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitsversorgung etc., von Jobs ganz zu schweigen.
Der Trend, in die Stadt zu ziehen, ist ungebrochen und führt ja (u.a.) gerade zur Gentrifizierung. Deswegen werden ja die Rufe nach sozialem Wohnungsbau gerade wieder lauter. Da der „Markt es ja regelt“, sind bezahlbare Wohnungen nicht mehr im Trend, weil die sich nicht vermarkten lassen, bzw. kein (hoher) Gewinn zu erzielen ist. Die Kommunen haben „dank“ des Trends, die öffentliche Hand wie ein Wirtschaftsunternehmen zu betreiben, ihren Wohnungsbestand verhökert. Die Einnahmen versickern in den strukturellen Schuldenproblemen, die Wohnungen werden jetzt oft genug gar nicht mehr instandgehalten, und die Stadt hat keinen Wohnraum mehr zur Hand und muss Sozialfälle aller Couleur jetzt teuer einmieten. Da hat man richtig was gespart!
Ich rege mich schon wieder auf…
Ruhig, Brauner!
Alles wird gut!
😉
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