Einmal ist einmal zuviel?


Die Odenwaldschule hat *wieder* einen Lehrer entlassen. Weil er strafwürdiges Material auf dem Rechner hatte.

Die Odenwaldschule hat *immer noch* das fatale „Familiensystem“ laufen, das bereits so viele Opfer gekostet hat. In diesem System sind die Kinder schutzlos den Lehrern ausgeliefert. Und das „Vier-Augen-Prinzip“, erweitert um die Tatsache, dass die Lehrer nicht mehr mit den Kindern zusammenwohnen, macht das nicht besser.

Die Odenwaldschule weigert sich beharrlich, die Opfer zu entschädigen. Mit dem Hinweis, dass sonst kein Geld mehr für die Schüler da wäre. Sie ist allenfalls bereit, ein paar Almosen zu zahlen, aber nicht die Beträge, die nötig wären, das Leid zu lindern.

Die Odenwaldschule hat sich überlebt. Sie muss geschlossen werden. Der Ruf ist endgültig verspielt, das ganze ist nur noch wie das schmerzhafte maschinelle Am-Leben-halten eines Todgeweihtn um jeden Preis. Doch dieser Preis ist zu hoch, denn er kann Leben kosten.

Die Odenwaldschule *kann* ihren Ruf nicht mehr wiederherstellen. Das Lebenswerk Hartmut von Hentigs und Gerold Beckers verdient es, vergessen zu werden. Die Männer verdienen es, vergessen zu werden.

Und die Odenwaldschule verdient das auch.

Veröffentlicht am 28. April 2014, in Ärgerliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 7 Kommentare.

  1. „aber nicht die Beträge, die nötig wären, das Leid zu lindern“
    Ob das überhaupt geht?

    • Ja und nein. Die Lebenszeit bekommt keiner zurück. Keiner.

      Aber du kannst lindern. Viele Betroffene sind lange Jahre nicht arbeitsfähig. Sie zu unterstützen, damit sie ein menschenwürdiges Leben führen können, wäre das erste.

      Therapien, um die Auswirkungen zumindest zum Teil wieder zu lindern. das zweite. Viele Therapien werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Hier müsste die Odenwaldschule (oder die Kirchen) in voller Höhe einspringen.

      Erwähnte ich schon, das wir eine Institutshaftung brauchen?

      Und dann natürlich Schadenersatz. Das da oben waren nur die Milderung der direkten Folgen. Der Schadenersatz hilft dann für die Zeit, die verloren ist.

      Damit kannst du ihnen kein Leben wiedergeben. Aber ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.

  2. aussichteinsicht

    Ich gebe dir recht, dass es nicht schade um eine Schule zu sein scheint, die so etwas deckt, verharmlost und leugnet.
    Schade ist es um die originäre Idee der Schule. Ich stehe den Reformpädagogen sehr gespalten gegenüber, aber der ursprüngliche *Ansatz* ist per se nicht schlecht. Nur leider bieten diese „Familien“ kaum Kontrolle gegenüber Missbrauch – etwas, was die Gründer wohl nicht bedacht hatten.

    • Das Konzept ist gut. Aber die Umsetzung muss anders erfolgen. Die Gründer werden kaum auf die Idee des Missbrauchs gekommen sein – damals war das einfach kein Thema.

      Heute ist es eins. Und der Umgang der Schule mit dem Thema ist, gelinde gesagt, katastrophal.

      Nicht die Schule ist das Opfer. Dei Schüler sind es.

    • Das Konzept war schon immer anfällig für Missbrauch durch pädophile Lehrkräfte. Einzelne Kritiker werfen der Reformpädagogik sogar vor, dass es sich um ein von Anfang an päderastisches, zumindest aber pädophiles Konzept gehandelt hat. Ersteres halte ich für übertrieben, letzteres nicht unbedingt. Man muss dabei auch die unterschiedliche Bewertung pädophiler Orientierung im Lauf der Zeit sehen. Die Jugendbewegung und die Wandervögel die die Landschulheimerziehung beeinflusst haben waren da nach heutigem Verständnis manchmal zumindest in der Nähe der Pädophilie.

      Dass bei dem Konzept Lehrkräfte mit einer gewissen Neigung und „Liebe“ zu Jungendlichen bevorzugt zu solchen Lehranstalten finden würden, ist eigentlich in diesem Konzept mehr oder weniger (unabsichtlich?) angelegt.

  3. Ich muss sagen, ich finde das System nicht wirklich umsetzbar. Ansich ja eine schöne Idee. Aber wenn ich das richtig verstanden habe lebt jeweils ein Lehrer in einer Wohngruppe mit seinen Schülern. Es ist schön den Lehrern soviel Idealismus zuzutrauen, dass sie ihr Leben den Schulern widmen. Allerdings schätze ich den Prozentsatz derer die das wirklich aus den richtigen Gründen tun als verschwindend gering ein. Wieviele Leute würden sich um fremde Kinder kümmern, und das rund um die Uhr statt eine eigene Familie zu gründen? Ich denke doch eher verschwindend wenig. Ich finde das Konzept lockt geradezu Pädophile an.

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