Samba auf Brasilianisch
Die Fußball-WM in Brasilien nähert sich. Die Leute sind ekstatisch, ganz Brasilien feiert.
So sind die Schlagzeilen, die derzeit überwiegend durch die Gazetten geistern. Doch es gibt noch eine andere, dunklere Seite, die ein Schlaglicht auf derartige Großveranstaltungen werfen und wie sehr die Moral aus dem Ruder gelaufen ist.
Brasilien hat ein Armutsproblem. Die brasilianischen Straßenkinder sind legendär, die Favelas ebenso. Doch das passt nicht zu dem Image eines Landes, dass diese Probleme besiegt hat und eine Fußball-WM ausrichtet.
Fast ungehört verhallen die ängstlichen Schreie der Kinder, die gezielt gejagt und „erlegt“ werden. Das passiert regelmäßig, als brasilianisches Straßenkind hat man keine hohe Lebenserwartung. Doch was jetzt passiert, hat neue Dimensionen und hat auch zu Unruhen im Land geführt.
Zwangsumsiedlungen, um Stadien und Hotels bauen zu können. Eine intensive Jagd auf Obdachlose und Straßenkinder. Und ich rede nicht davon, dass die irgendwie in Heime gesteckt werden: Sie werden wie Ungeziefer, als dass die Polizei sie wahrnimmt, erschossen.
Von eben dieser Polizei.
Die Favelas, aufgrund der übergroßen Armut auch ein Hort der Kriminalität – sie werden „Zwangsbefriedet“.
Was sich genau dort zuträgt, sagt derzeit nur eine Stimme laut. Ein unabhängiger Journalist namens Mikkel Keldorf Jensen. Für ihn wurde der Traum der brasilianischen Samba zu einem nicht enden wollenden Alptraum. Der Dokumentarfilm, den er drehte, er stößt ab.
Doch das darf ja, mal wieder, nicht sein. Ob Olympia in China oder Russland, ob die WM in Brasilien oder Katar – es stehen Milliarden auf dem Spiel.
Da zählen Kinder nicht mehr viel.
Wieviel ist ein Menschenleben wert?
Brasilien gibt jetzt mit einer nie gekannten Brutalität darauf die Antwort:
Weniger als ein Fußballspiel.
Veröffentlicht am 5. Juni 2014, in Trauriges. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.
‚…erteilen wir Ihnen die Genehmigung für die von Ihnen beantragte Veranstaltung *WM auf Großbildleinwand* unter folgenden verpflichtenden Auflagen: […] ist an jedem Veranstaltungstag unmittelbar vor dem Beginn des übertragenen Fußballspieles die Dokumentation von Mikkel Keldorf Jensen in voller Länge vorzuführen […]
Ordnungsamt Blafasel
gez. -unleserlich-
Komisch, von ekstatisch feiernden Brasilianern habe ich bisher noch nicht mal in den Massenmedien was gehört (OK, der Springerverlag ist da ein schwarzer Fleck, den lese ich selbst in meinem Newsfeed nicht).
Das Problem der großen Fußballveranstaltungen ist ja nicht neu. Sie lohnen sich für die Ausrichter einfach nicht. Deshalb sollen die EMs ja jetzt quer über den Kontinent verteilt werden. Und bei den WMs ist es so, dass die „großen“ Fußballnationen sich die WM-Ausrichtung entweder nicht leisten können oder wollen (Fall Brasilien) und die, die sich die Ausrichtung leisten können und wollen sind Fußballerisch bisher eher weniger in Erscheinung getreten (Quatar).
So toll ich eine Fußball-WM als Fan finde (so viele friedliche Leute auf einem Haufen sieht man selten, wie es beim Public Viewing zu finden ist), so sehr glaube ich, dass die WM als Turnier sich selbst überlebt hat.
Und das was da im Moment mit den Straßenkindern in Brasilien abgeht ist schlimm, aber so grausam es sich anhört doch nur ein Zeitproblem. Bisher hat der Staat meist einfach gewartet bis sich das Problem von selbst gelöst hat (die Lebenserwartung der Kinder war auch vor der WM alles andere als hoch). Jetzt muss was unternommen werden, dass die Kinder (und nicht nur die) nicht im Weg sind.
Offensichtlich gibt es immer noch viele Menschen, die andere Mitglieder ihrer Gattung nicht als gleichwertig Betrachten. Seien es die Stadionarbeiter in Quatar, die sehr an Zwangsarbeiter erinnern. Oder hier eben die Straßenkinder in Brasilien.
Ich frage mich ja ob Brasilien denn etwas aus dem, was bisher geschehen ist und während der WM passieren wird, lernt?
In 2 Jahren sind dann auch noch die Olympischen Spiele, da wird das sicher nicht besser.
Es sind ja durchaus nicht nur Strassenkinder die „entfernt“ werden, da wird jeder entfernt der „unpassend“ sein könnte.
Wurde nicht die Armee auch schon gegen die Bevölkerung eingesetzt bei Aufständen?
Die Fifa hatte doch die Woche auch angedeutet das für Qatar Gelder geflossen wurden. Und in reichen Ländern werden Probleme einfach durch Geld gelöst.
Keine WM im Land?->Geld->WM im Land
Keine Stadien im Land->Geld->Stadien werden gebaut
zu den Umständen will kein Bürger dort arbeiten->holt man sich halt Gast/Sklavenarbeiter
Arbeiter sterben wie die Fliegen->neue Arbeiter, sind ja schliesslich nur ein geringer Nebenkostenpunkt im Budget