Donald Trump


So. Nu isser endgültig gewählt. Nach einem Wahlkampf, der mit „dreckig“ nicht ausreichend beschrieben ist. Wo wirklich jeder mitgemacht hat, der irgendwo nen Hacker rumstehen hatte – um Clinton zu verhindern, die Obamas Politik fortgesetzt hätte. Was einerseits gut gewesen wäre, in vieler Hinsicht aber auch sehr schlecht.

Nun gut. Donald Trump also. Mal ein paar Gedanken dazu.

Ich glaube, dass viele Donald Trump nicht richtig einschätzen. Und dass sein Vokabular und vor allem deren Bedeutung, sich deutlich von denen aller anderen unterscheidet.

„Establishment“ – damit hat er nicht die Millionäre gemeint, wie viele fälschlicherweise annahmen. Sondern die Politik, die seiner Meinung nach völlig versagt, auf jedem Gebiet. Die ihn zudem der Strafverfolgung aussetzt (ich erwarte demnächst klammheimlich deutliche Lockerungen im Sexualstrafrecht, um ehrlich zu sein).

Für Donald Trump ist nicht er das Establishment – die berühmten 1%. Sondern die Politik in Washington, die ihm widerrechtlich Grenzen aufzeigt. Die will er beseitigen. Folgerichtig besteht sein Kabinett eben auch nicht aus Politikern, von Mike Pence mal abgesehen, den er als Feigenblatt brauchte, sondern aus „Business people“ die „wissen wie man einen Deal macht“.

Er verkennt *oder ignoriert es bewußt* vollständig, dass die Aufgabenstellung eines Staates völlig anders ist als die einer privat geführten Firma. Gesundheitsfürsorge, Justiz, Pflegebereich, Bildung, Verwaltung – das sind alles keine Bereiche, die sich gewinnbringend führen lassen. Donald Trump ist meines Erachtens angetreten, um das Gegenteil zu beweisen.

Wir werden in den USA demnächst imho eine Privatisierungswelle ungeahnten Ausmaßes erleben – und die Trump-Holding wird daran hauptsächlich verdienen.

Sein „Global Warming denial“ ist imho auch nur vorgeschoben. Neue Technologien bedeuten Investitionen und gebundenes Kapital – das ist was für Elon Musk, nicht aber für Donald Trump. Er braucht die fossilen Energieträger, damit er da soviel Geld wie möglich rausholen kann. Investitionen bedeuten langfristige Engagements und so handelt Trump nicht. Vor allem nicht in dem Bewußtsein, dass er in vier Jahren ganz sicher nicht wiedergewählt wird, weil bis dahin auch der letzte seiner Wähler begriffen hat, dass Donald Trump nicht wirklich eine gute Wahl war.

„Interessenkonflikt“ – besteht für ihn nicht. Er ist der Präsident, der CEO der USA Inc. Und als solcher stehen ihm nicht nur die Privilegien zu sondern da das Gehalt (auf das er ja eh verzichtet) ziemlich mager ist, wird er an der Privatisierungswelle verdienen und das für völlig in Ordnung halten. Er ist die USA – und die USA ist er. Für ihn besteht nach der Wahl dort kein Unterschied mehr, also ist es in Ordnung, wenn er verdient. Folgerichtig bleibt er übrigens Executive Producer seiner Reality-TV-Show. Als Judge wird er dort nicht mehr auftreten, weil selbst er merkt, dass das nicht wirklich mit der Jobbeschreibung „POTUS“ übereinstimmt.

„Den Sumpf aufräumen“ – Der „Sumpf“ waren für ihn die Politiker in Washington und die Geheimdienste, die ihn daran gehindert haben, Geld zu verdienen, wie er es will. Mit Mindestlöhnen. Mit gesetzlichen Arbeitnehmerschutzregelungen (so dürftig die in den USA auch sind). Mit Diskriminierungsverboten.

Ich erwarte hier, dass das alles (vor allem im LGBT-Bereich, vergesst Mike Pence nicht) sehr schnell nivelliert und zurückgefahren wird. Für die 99% werden es sehr schwere vier Jahre.

Was noch?

Außenpolitik. Rex Tillerson ist ein Freund der Russen. Es steht zu erwarten, dass sich die amerikanische Außenpolitik *deutlich* verändern wird. Taiwan wird anerkannt, was das Risiko, dass China da mal eben einmarschiert und sich das Land zurückholt, imho zu einer Realität machen wird. Die geben Taiwan nicht einfach so auf, und im Zweifel, wenn Gesichtsverlust droht, handeln die. Die Frage ist nicht „ob“ – sondern „wie“.

Das wird von der Trump-Truppe imho völlig falsch eingeschätzt. Beijing selber ist zwar harsch, aber das Wording ist nichts, was ein Trump jetzt als Drohung verstehen würde. Er glaubt, das wären zahnlose Hunde, die kläffen, seine Reaktion zeigt das deutlich. Er eskaliert da auch lustig vor sich hin – ganz so, wie er das bei einem Übernahmekampf mit einer anderen Firma machen würde.

Nur: Er berücksichtigt nicht, dass die Chinesen personell die größte Armee der Welt haben. Und schlecht ausgerüstet sind die auch nicht. Oder schlecht trainiert. Wenn da nicht bald ein diplomatischer Riegel vorgeschoben wird, dann knallt es gewaltig, fürchte ich. An der Taiwan-Frage wird das entschieden werden.

Innenpolitik: Die Mauer wird er nicht bauen – das hat er irgendwo schon gesagt. Auch sonst war sein Wahlkampf durchsetzt von Lügen, die er jetzt nach und nach zurückfährt. Verfahren gegen Hillary Clinton wegen ihrer „Verbrechen“? Nö, war nur ein Scherz.

Er hat mehr gelogen als jeder andere Politiker je gelogen hat. Zusammengenommen. Er hat öffentlich einen gehandicapten Journalisten lächerlich gemacht. Er war offen rassistisch, homophob und misogynistisch. Die Leute haben ihn trotzdem gewählt.

Und nun?

Pragmatismus. Wir müssen mit diesem Kleinkind im Körper eines 70jährgen nun 4 Jahre umgehen und seine Wutanfälle überstehen. Das Electoral College hat ihn gewählt, wie es abzusehen war. Was sonst sollten sie auch tun?

Die Option, dass er über irgendeinen Ausrutscher stolpern wird, ist imho non existent und selbst wenn: Dann wäre Mike Pence derjenige, der die Ansagen macht. Neuwahlen wird es NICHT geben. Der Vice President tritt ein, wenn der President zurücktritt oder stirbt und führt die Wahlperiode zuende.

Was erheblich schlimmer wäre. Denn Mike Pence ist ein religiöser Dogmatiker der schlimmsten Sorte. Er ist Kreationist, wissenschaftsfeindlich und ein absoluter Widerling. Der Mann wird, wenn er losgelassen ist, alle Menschenrechtserrungenschaften der letzten 60 Jahre im Alleingang zurückfahren, damit die Weiße Rasse wieder den ihr zustehenden Platz hat.

Trump will Geld verdienen. Viel Geld.

Pence hat eine Agenda.

Beide zusammen sind eine Katastrophe, aber eine, mit der wir versuchen müssen, zu leben.

Veröffentlicht am 19. Dezember 2016, in Außenpolitisches, politisches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 9 Kommentare.

  1. Die totale Privatisierung des Staates…

    Erinnert mich an den Absolutismus bzw Feudalismus.

    • Das ist imho gar nicht so weit davon weg. Die CEOs der großen Firmen handeln in der Tat wie Feudalherren – in Nadelstreifen.

      Die Demokratie ist imho abgeschafft, man wählt doch eh nur noch alle 4 Jahren den nächsten Kleiderständer. Die wahre Macht liegt bei den Großkonzernen.

      Und jetzt holen sie sich die auch offiziell.

  2. „Er war offen rassistisch, homophob und misogynistisch. Die Leute haben ihn trotzdem gewählt.“
    Ein nicht unbedeutender Teil seiner Wähler hat ihn nicht trotzdem sondern deshalb gewählt.

    Und das ist bei uns nur graduell anders.

    • Ja. War evtl. ein zu schwaches Wording. Aber bezüglich des US-Rassismus brodelt in mir noch ein weiterer Artikel. Inklusive Vergleiche zu DE.

      Mal sehen, wie ich das hinkriege.

  3. Danke. Die zutreffendste Analyse, die ich bisher gefunden habe.

  4. 4 jahre Wutanfälle überstehen waäre ja evtl. noch zu machen, wenn man hier in Europa die Neven behält. Putin halte ich zwar für ein A….loch, aber so blöd sich von einem kindischen Narzissten zu allzu unbedachten Handlungen hinreißen zu lassen, wenn der plötzlich mal seine Ansichten um 180° dreht, halte ich ihn doch nicht. Erdo ist auch ein A…loch, doch mit dem hat Trump offenba rnoch nichts am Hut. Bei den Chinesen hm, naja.

    Solange es nur um Wutanfälle geh, denke ich, dass die die meisten Regierungen der Welt weglächeln können, mit Wut im Bauch aber diplomatischer Vernunft im Kopf.

    Aber ich befürchte ansonsten, dass einer wie Trump vorallem mit denen zusammen, die er da offenbar in sein Kabinett packen will, in 4 Jahren soviel Schaden anrichen kann, dass der sich wenn überhaupt jemals wieder ganz bestimmt nicht in ein oder zwei weiteren Wahlperioden beheben lassen wird.

    • Vor allem, wenn man sich anguckt, dass seine Bildungsministerin Bildung komplett privatisieren will (von der Grundschule an) und als Alternative für die, die das nicht bezahlen können, Homeschooling stärken will.

      Was kann da schon schiefgehen?

  5. Er will den IS „zur Hölle bombarideren“ und gleichzeitig eine „wunderschöne Sicherheitszone“ in Syrien einrichten.
    Er will atomar massiv aufrüsten (da werden sich die vereinten Millardäre freuen) in trauter Einhaet mit Putin, der krz vorher erklärt hat, er wolle ebenfalls massiv atomar aufrüsten und nach Möglichkeit Raketen entwickeln, die jedes bisherige Abwehrsystem überwinden können.

    Vielleicht haben die beiden ja auch vorher telefoniert und sich verabredet, dass sie den jeweils eigenen militärisch industriellen Komplexen ein wenig unter die Arme greifen wollen, woran sie vermutlich beide jweweils mitverdienen ….

    Es ist nur noch gruselig. Der Mann ist gewählt, auch vom electoral College. Da beißt die Maus keinen Faden mehr ab, der ist praktisch schon mehr oder weniger an der Macht. Eigentlich hätte er es nicht mehr nötig platte Schlagworte abzuliefern. Man könnte somit meinen, dass er das alles ernst meint, todernst.

    Jeder, der nach der Wahl gesagt hat, dass Trump sich schon beruhigen und vernünftig werden wird,wenn der Wahlkampf erstmal vorbei ist, sollte mal in sich gehen. Und jeder, der gesagt hat, er werde dann schon auf seine klugen Berater hören, sollte mal schauen, ob er irgendeinen einzigen Hinweis findet, wo Trump auf jemanden gehört hat außer auf sich selbt, mal abgesehen davon, das die Liste derer, mit denen er sich umgibt, nicht viel Hoffnung macht, dass irgendwas an „kluger“ Beratung bei rum kommt.

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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