Mögest du in interessanten Zeiten leben


Man kommt ja echt nicht mehr hinterher. Die türkische Regierung zieht an ganz üblen Stellen Luft und gibt dem Wort „Größenwahn“ eine völlig neue Bedeutung.

Und in den USA? Man weiß nicht mehr, ob man den Kopf schütteln soll, verzweifeln, die Hände ringen oder die Haare raufen…

„We are surviving the 45th“ – so hat es ein Freund auf den Punkt gebracht.

Alles in allem sitzen wir grad tief im Dreck und ich sehe derzeit keinen, der uns rausholen kann.

Fangen wir mit der Türkei an, die ich gerne mal fragen möchte, ob bei denen die Psychiater jetzt auch alle Gülen-Anhänger sind.

Persönlich halte ich den „Putsch“ immer noch für ein Bubenstück von Erdogan, damit er endlich seine Kritiker loswerden kann – bis ins letzte Glied.

Hitler hat bei der „Nacht der Langen Messer“ nur knapp 200 über die Klinge springen lassen. Das hat gereicht. Erdogan ist inzwischen, wenn man alles mitzählt (Gefängnis, Entlassungen auch für Familienangehörige), deutlich über die 100.000. Sportlich, Herr Erdogan.

Und jetzt glaubt er womöglich, dass Deutschland eine Art türkischer Kolonie ist. Die Türken hier weiterhin seine treuen Wähler, denn schließlich: Die kriegen über die offiziellen Medien mit, was in der Türkei zu laufen hat. Ich diskutiere täglich mit türkischen Mitbürgern – und die sind fast durch die Bank pro Erdogan. Okaaay, der eine oder andere isses inzwischen möglicherweise nicht mehr.

Und hier fällt uns unsere „wasch mich aber mach mich nicht nass“-Haltung zu den „zuagroasten“ auf die Füße. Und zwar gewaltig. Anstatt die Leute zu integrieren, sind sie nach wie vor Bürger zweiter Klasse. Das gilt vor allem für die vierte Generation Türken, die wir inzwischen hier haben. Viele schaffen es – aber viele werden auch einfach aufgegeben.

Hallo Berlin – hört mit der doppelten Staatsbürgerschaft auf. Wenn die Leute x Generationen hier sind, einbürgern. Türkischer Pass ist abzugeben. Was meint ihr, wie schnell der Spuk aufhört? Und, Herr Oppermann: Nein, ich widerspreche ihnen entschieden. Wahlkampfauftritte sind NICHT von der Meinungsfreiheit gedeckt. Könnten sie bitte ihr Rückgrat suchen? Ich glaube, das ist ihnen irgendwo verlorengegangen.

Der Türkei muss jetzt echt entschieden entgegengetreten werden. Und nicht mit Wischi-Waschi-Rautenhaltung. Vor allem vor dem Hintergrund, dass türkeikritische türkischstämmige Blogger/Twitterer/Youtuber/whatever inzwischen Besuch von Anzugträgern bekommen, die freundlich darauf hinweisen, dass man sich doch besser türkeifreundlicher äußern sollte, sonst………!

Die Grauen Wölfe sind unterwegs. Und die halte ich in der Tat für eine Art 5. Kolonne der türkischen Regierung. Wieso werden die eigentlich nicht vom Verfassungsschutz beobachtet?

Hier muss jetzt klare Kante gezeigt werden. Es reicht allmählich mit den Zumutungen, die dieses Mäusegesindel vom Bosporus raushaut.

Die wollen Wahlkampf machen? Okay. Sie haben ein großes Land. Da geht das. Hier ist nicht der Platz dazu. Völlig egal, ob sie als „Privatleute“ kommen – das kann man nicht mehr trennen. Wenn sie hier in Stadien für den Erdoganfaschismus 2.0 werben, dann ist das eine Wahlkampfveranstaltung und eine Art AKP-Parteitag.

Wir sind das falsche Land dafür.

So, nachdem wir das geklärt haben, kommen wir zum zweiten Punkt heute:

Wir brauchen endlich ein gescheites Einwanderungsgesetz. Und zwar schnell. Wenn die CDU mal eben ihre Big-Boy-Panties anziehen könnte, dann haben wir das auch noch vor der Wahl im Sack. Warum?

Ganz einfach:

Einmal, damit Herrn Gauland endlich mal seine Worte in den Hals zurückgestopft werden. Er kann ja gerne die Meinung vertreten, aber bitte nicht unwidersprochen und so ein Einwanderungsgesetz wäre schon echt eine gute Gegenmeinung für den deutschen Möchtegerntrump.

Aber, wo wir beim Thema Trump sind: Der hat gerade der gesamten wissenschaftlichen Forschung in den USA den Hahn zugedreht. Und er hat Silicon Valley mit einem Federstrich die Arbeiter entzogen.

Die USA haben nicht die manpower, um die Lücken, die der Muslim-Bann reißt, füllen zu können. Zu lange ist deren Bildungssystem ein Futter für alle möglichen Ideologien gewesen und es gibt zuviele, die aus dem System kommen und kaum Lesen und Schreiben können.

JETZT wäre für ein beherztes Europa DIE Chance, hier Bedingungen zu schaffen, dass die Leute hier forschen und entwickeln können.

Wir haben bereits bessere Infrastruktur, weniger Überwachung, es ist netter hier und wir haben mehr Kultur. Jetzt muss nur noch der gesetzliche und finanzielle Rahmen geschaffen werden und wir hätten hier echt gewonnen.

Oder, um es auf die Spitze zu treiben: Wir würden die NASA nach Europa holen.

Hallo, Berlin. Jemand wach? Gibt grad viel zu tun.

Veröffentlicht am 4. März 2017, in Innenpolitisches, politisches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.

  1. Bemerkenswert an Erdogan ist der Fakt, dass das Volk tatsächlich hinter dem steht, nach meinen Zeitungskenntnissen auch die 3. Generation türkischer Einwanderer bei uns. Holla.

    Ich versuche mich mal am historischen Vergleich mit dem Wahlausgang Janʼ33 in Deutschland:

    Hier gab es eine De-Feudalisierung „von oben“ – Folge von WKI. Im Unterschied zu Frankreich mit der Revolution als landeigenem Produkt.

    Bei Türkens gab es eine De-Feudalisierung durch Kemal Atatürk – ebenfalls „von oben“ statt durch eine volkseigen initiierte Revolution. Bemerkenswert etwa die dortige Gesetzeslage, dass der Regierungschef einen akademischen Abschluss vorweisen muss. Kein wirklich demokratisches Element.

    Zur gesellschaftlichen und politischen Entwicklung dort ist alles schon gesagt.

  2. Bei dieser Thematik mit den Türken hier in Deutschland und den Wahlkampfauftritten der AKP habe ich ein ernsthaftes Verständnisproblem. Es wird ein Riesenaufwand betrieben, um es Mitbürgern mit türkischer Staatsangehörigkeit hier in Deutschland die Teilnahme an „Wahlen“ zu ermöglichen. Da werden ganze Stadien für zur Verfügung gestellt. Das ist nicht mal mein Problem.

    Es kommt ziemlich häufig vor, dass türkische Mitbürger in Deutschland sich hinstellen und das Loblied auf die Türkei und auf ihren „Präsidenten“ anstimmen. Ich habe schon aus mehreren Richtungen solche Aussagen mitbekommen. Da bekommt man richtig das Gefühl, dass sie Deutschland scheiße finden und die Türkei ist das tollste Land auf der Welt. Da frage ich mich: Was machen die dann hier? Warum leben diese Leute denn nicht in der Türkei, wenn das ein so viel tolleres Land ist, sondern sitzen hier in Deutschland und schimpfen auf ihren Wohnort?

    Und das soll jetzt kein Gerede sein à la AfD „sollen die doch wieder heimgehen“. Nein, das ist wirklich eine Verständnisfrage. Ich möchte das gerne verstehen. Das ist etwas, das ich in meinem Weltbild nicht einordnen kann. Dieses Verhalten ist für mich unlogisch. Ich könnte mir nicht vorstellen in einem Land zu leben, das ich in meinem Innersten verabscheue und gleichzeitig meine Heimat in den höchsten Tönen zu loben mitsamt der nationalistischen Regierung, die sich wie ein verzogenes Kleinkind aufführt, obwohl ich dort nicht lebe. Ich würde doch dann eben in dieses gelobte Land zurückgehen.

    Wenn man sagt, dass sie eben nicht dorthin zurückgehen können, weil sie dort nicht mehr in der Gesellschaft integriert seien, dann ist das für mich kein Argument. Viele Türken haben ja eben auch die türkische Staatsangehörigkeit. Von der Legalität her also kein Problem. Reisefreiheit haben wir ja auch. Man braucht auch als Deutscher nicht mal einen Reisepass für die Türkei. Was hält diese Leute also in Deutschland, wo die Deutschen doch so scheiße sind? Ich würde das zu gerne verstehen.

    • ein anderer Stefan

      Ich glaube, das ist das Phänomen, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist. Die Deutschtürken sind hierzulande nicht wirklich integriert, viele fühlen sich, selbst wenn sie hier geboren und aufgewachsen sind, immer noch fremd und unwillkommen. Auf die Gründe will ich jetzt nicht weiter eingehen. Das führt möglicherweise dazu, dass die Heimat der Eltern oder Großeltern verklärt wird. Ich könnte mir auch denken, dass etliche der Einwanderer ihre gesellschaftlichen Vorstellungen und Ideale mitgebracht und an ihre Nachkommen weitergegeben haben. Das passt dann nicht unbedingt zu den hiesigen Vorstellungen und führt zu Konflikten. Dazu mag außerdem kommen, dass manche jüngere Deutschtürken die Türkei vielleicht nur aus dem Urlaub kennen und den Alltag nicht erlebt haben. Das ist durchaus selbstwidersprüchlich, aber der Mensch ist nun mal nicht immer rational. Wir wissen ja auch, dass rauchen, Alkohol und fettes Essen ungesund sind – aber richten wir uns danach? Die Frage ist, finden diese Menschen Deutschland wirklich scheiße, oder ist das eine spontane, emotionale Reaktion auf wasauchimmer? Die Zunahme von xenophober Gewalt in den letzten Jahren hilft sicherlich auch nicht. Auf der anderen Seite ist der deutsche Staat vielleicht doch nicht so schlecht – viele „Gastarbeiter“ kamen ja damals hierher, weil es für sie zu Hause keine gescheiten Perspektiven gab, und das wird sich in ländlichen Regionen wohl nicht wesentlich gebessert haben.

      Letztlich kann ich da auch nur spekulieren.

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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