Die Jagd hat begonnen


Der Guardian ist kein Blatt, was man über die Anzeigenkunden „bändigen“ kann. Die Finanzierung erfolgt über eine Stiftung und steht auf stabilen Füßen.

Auch wenn es Leute gibt, die diese Art der Finanzierung für wettbewerbsverzerrend hält, versetzt es doch den Guardian in die Lage, dort Widerstand zu leisten, wo andere einknicken müssen, weil ihnen sonst die wirtschaftliche Grundlage entzogen wird.

Doch auch der Guardian hat Schwachstellen – es sind aber in dem Fall die Menschen. Alan Rusbridger macht einen unglaublich guten Job und der Mann hat ein Rückgrat, das ist bewundernswert. Er sitzt auf genau dem richtigen Platz. Ein sturer Dickschädel mit einem guten Gefühl für richtig und falsch.

Glenn Greenwald war der kreative Kopf, der ihn perfekt ergänzt hat. Zusammen konnten sie den größten Abhörskandal in der Geschichte der Menschheit aufdecken.

Doch David Cameron und Großbritannien hat sich weit von den freiheitsliebenden Menschen entfernt, die einst die Magna Charta erzwangen. David Cameron ist ein Machtmensch und der Guardian bedroht diese Macht konkret. Journalisten, die mit Edward Snowden direkt zusammengearbeitet haben, können aus Angst vor Strafverfolgung nicht mehr zurück nach Großbritannien.

Auch für den Guardian wird die Luft dünner. Alan Rusbridger ist vor den Untersuchungsausschuß geladen worden: Als Beschuldigter, Staatsgeheimnisse verraten zu haben. Der Verrats-Vorwurf wiegt nach wie vor schwer und wird mit langen Gefängnisstrafen belegt.

Der Guardian wird inzwischen von der Staatsmacht direkt bedroht. Und das ist wirklich ein Novum und eine der erschreckendsten Entwicklungen: Das kann nicht nur passieren ohne dass die Welt aufschreit, sondern es wird auch noch gerechtfertigt.

Man kann mit dem Guardian einer Meinung sein oder nicht. Aber wer zuläßt, dass der Guardian jetzt so schikaniert wird, der darf sich später nicht wundern, dass er selbst drangsaliert wird, wenn seine Meinung nicht mehr genehm ist.

Wem auch immer dann.

Es gibt die alte urban legend, dass ein Frosch, in kaltes Wasser gesetzt, dass langsam erhitzt wird, nicht versucht, zu fliehen sondern man ihn dann kochen kann.

Na, wirds langsam warm?

Veröffentlicht am 14. November 2013, in Mediales. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 8 Kommentare.

  1. “ Das kann * passieren ohne dass die Welt aufschreit, “

    * da fehlt ein „nicht nur“

  2. Ich habe schon vor einiger Zeit bemerkt, dass da was am Köcheln ist und mir auch schon Gedanken darüber gemacht, wie ich aus dem inzwischen dampfenden Kessel entkommen könnte, nur um festzustellen, dass der Kessel in einem Fettbad schwimmt…

  3. Tja, da werden halt tolle Gesetze eingeführt und dann entsprechend nach Dünkel umgesetzt.

    Und keiner hat halt die Implikationen richtig im Auge gehabt.

    • „Tja, da werden halt tolle Gesetze eingeführt und dann entsprechend nach Dünkel umgesetzt.“

      So isses. Ein netter Auszug dazu, es geht um die Aktion gegen David Miranda:

      „Additionally the disclosure, or threat of disclosure, is designed to influence a government and is made for the purpose of promoting a political or ideological cause. This therefore falls within the definition of terrorism.“ (Quelle: Reuters, via Fefe)

      Jeder der auf eine Regierung Einfluss ausüben will und politische Ziele verfolgt, ist also ein Terrorist. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Demnächst sind wohl auch Demonstranten, Oppositionspolitiker oder Linken-Wähler „Terroristen“.

    • manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das mit Absicht schwammig formuliert wird, damit ein jeder tun und lassen kann was ihm beliebt.

      😦

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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