Verbieten
Gregor Gysi hats gesagt. Stephanie zu Guttenberg hats gesagt:
„Der Verkauf von Nacktbildern von Kindern muss grundsätzlich verboten werden.“
Klingt doch toll, oder?
Aber auch nur so lange, bis man mal genauer drüber nachdenkt, was denn dann alles verboten wird.
Klar, warum jemand Nacktfotos von Kindern kaufen muss, erschließt sich mir nur in einem sehr engen Rahmen. Aber ein Gesetz hat nun mal keine Fußnote, wo dransteht:
„Gilt nur für böse Menschen“
Und so wären auch andere von einem Verkaufsverbot betroffen.
Ein Fotograf macht eine Fotodokumentation eines indigenen Volkes irgendwo auf der Welt. Diese Menschen haben mit Kleidung nicht viel am Hut. Es ist warm, Kleidung ist nicht wirklich notwendig, die Kinder laufen nackt herum.
Er müsste die Bilder vor dem Verkauf der Fotodoku sorgfältig durchsehen, ob auch wirklich kein nacktes Kind auf dem Bild ist – sonst würde er sich strafbar machen. Und die Frage stellt sich an der Stelle, wie ausagekräftig eine Dokumentation über ein Volk ist, die ausschließlich Erwachsene zeigt?
Es gibt Puttendarstellungen. Und Cherumbim. Das sind Bilder und Statuen nackter Kinder. Es handelt sich dabei durchaus um Meisterwerke und nicht alle hängen in Museen.
Wenn man nicht aufpasst, darf ein Besitzer dieser Darstellungen diese nicht mehr verkaufen – weil sie jetzt Bannware sind.
Sinn macht das wenig, denn es wird kein Kind dadurch geschützt. Auch Strafverschärfung, wie sie Bosbach mal wieder gefordert hat, schützt hier keinen.
Was hilft, sind Sozialarbeiter in den Schulen. Aufklärung über die Fallen des Social Webs. Und zwar beide, Eltern und Schüler – eine Sensibilisierung darüber, dass man Nacktbilder von den eigenen Kindern eben nicht öffentlich an die Wand hängt. Und Facebook IST so eine öffentliche Wand.
Was hilft, sind barrierefreie Auffangstellen für Opfer. Und ich rede nicht von dem Rohrkrepierer-Projekt „N.I.N.A.“, dass mit 0180er-Nummer zu engen Öffnungszeiten arbeitet. Eine derartige Anlaufstelle MUSS zwingend 24/7 besetzt sein, auch und gerade nachts. Die müssen notfalls direkt eingreifen können und die muss vor allem eins sein: Kostenfrei.
Aber den Vorschlag, den Verkauf von Nacktbildern generell zu verbieten, halte ich für einen weiteren populistischen Rohrkrepierer.
Veröffentlicht am 19. Februar 2014, in Ärgerliches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 17 Kommentare.
Danke das du auch meine Befürchtungen so schön darstellst.
Ich teile deine Befürchtungen. Was ist mit Eltern, die ganz normale Fotos ihrer Kinder machen wollen?
Die wären bei einem reinen Verkaufsverbot aus dem Schneider. Denn die Eltern verscheuern diese Bilder ja nicht.
Würden Eltern aber Nacktbilder ihrer Kinder verkaufen, würde ich volles Rohr mit der gesamten Gesetzesmacht da einfallen. Inklusive Jugendamt.
DANN wäre nämlich der konkrete Anfangsverdacht des sexuellen Missbrauchs gegeben.
Wie immer: eine populistische Forderung aufblasen, damit alle beruhigt sind. Die Sinnhaftigkeit ist bestenfalls fragwürdig.
Am Ende wird das dann auch gerne benutzt, um mehr Überwachung einzuführen – na, schreien sie schon wieder nach VDS?
Hinzu kommt mMn noch ein ganz anderer Punkt: es gibt Menschen, die sind pädophil. Das ist so und läßt sich nach den mir bekannten Untersuchungen auch nicht ändern. Wenn jetzt einer dieser Menschen anhand von Nacktphotos von Kindern – bei denen es nicht um posing geht, keine besonderer Augenmerke auf Genitalien gelegt wurde, etc., also einfach bei Bildern nackter Kinder beim Spielen – diesen seinen Trieb unter Kontrolle halten kann – ist es dann sinnvoll das zu verbieten? Das Argument, dass der Trieb erst durch die Bilder angeheizt wird, halte ich für albern, das ist die gleiche Ebene mit der manche Menschen Pornos generell verbieten wollen, weil Männer nach deren Konsum ja geradezu gezwungen sind jemanden zu vergewaltigen. Und Ottokataloge MInderjährigen nur ohne Unterwäscheseite ausgehändigt werden sollten.
Im Zweifel nimmt man Menschen, denen bewußt ist, dass sie einen gefährlichen Trieb haben, eine legale Ausweichmöglichkeit für die auch kein Kind leiden musste. Ich finde, dass ist die falsche Richtung.
Ich wäre mit „für die kein Kind leiden musste“ etwas vorsichtiger.
Ich kenne Leute, von denen gibt es Fotos und die leiden bis heute. Und deren größte Angst ist es, irgendwann per doofem Zufall auf „ihre“ Bilder zu stoßen.
Nicht schön, wirklich nicht schön. Und man sollte bei der ganzen Geschichte zumindest auch eins nicht vergessen: Azov hat sehr viele Opfer produziert.
Das ändert nichts an der rechtsstaatlichen Aussage. Aber die sind dennoch da.
Macht Euch klar, dass es beim Verbot des Verkaufs von Nacktaufnahmen nicht um Kinder geht. Hier wird nur ausgenutzt, um populistisch „Politik“ zu machen, Massen zu bewegen, eine pseudo- Rechtfertigung um Wahlen zu gewinnen, als sei Politik das Dschungelcamp.
Für die ARD sind Ringerspiele in Rumänien – da wo Dracula haust – das Problem. Die ARD assoziiert Missbrauchsbilder im Mischmatsch mit Badephotos mit dem Internet, als sei es das düstere Schloß in Transsylvanien. Als sei ein Bild ansteckend wie der Biss eines Vampirs und Pädophilie sein eine übertragbare Infektion.
Eine ganze Webseite, TV und Radio zu diesem Komplex knallhart am Thema vorbei. Na ja, Hauptsache Quoten?
Dazu mal nur ein einziger Gedanke.
Da ist ein Bild eines nackten Kindes. Was denkst Du? Wie nochmal hat uns der „liebe Gott“ geschaffen? Wie kommt jemand auf die Idee, darunter Pornographie zu verstehen und das deshalb verbieten zu wollen?
Geht es um uns, die das Undenkbare nicht sehen wollen? Oder geht es um unsere eigene schmutzigen Phantasie? Nicht? Hallo, das geschieht sogar Kirchenleuten! Geht es darum, uns selbst zu überhöhen und in Szene zu setzen, wenn wir Pfui, ein nacktes Kind schreien? Wie kann man überhaupt auf diese Idee kommen, wenn sie nicht schon im Kopf vorhanden ist?
Anders kann ich mir nicht erklären, dass keinerlei naheliegende Maßnahme erfolgt, dass nur über Bilder geredet wird und sogar die Fachleute einfach ignoriert werden – bzw. denen das Geld gestrichen wird. Kleine Wi**** können wir fangen. Nur den Kindern sollen wir nicht helfen können? Wen wollt ihr verarschen?
Vermutlich niemanden. Mir scheint wir haben einfach keine Ahnung welche Einstellung und welche Taten notwendig sind um die Gesellschaft auch nur minimal gesunden zu lassen.
Joachim, die Frage ist aber legitim, warum jemand nacktbilder eines Kindes (!) kaufen muss. Wenn Familienfotos auf dem Rechner sind: Okay. Am Strand laufen die Kiddies schon mal ohne alles rum, oder auch im Garten. Und das ist auch in Ordnung so. Das will auch keiner verbieten – es geht um den KAUF und VERKAUF dieser Bilder.
NICHT in Ordnung ist aber, wenn jemand Familienfremdes Fotos von den nackten Kindern macht (was man nicht wirklich kontrollieren kann, vor allem nicht an vollen Stränden) und wenn diese Fotos dann verkauft werden.
Die Motivation des Käufers darf hier durchaus hinterfragt werden.
Und dann die andere Seite: Spannender Text von Twister:
http://www.heise.de/tp/blogs/5/155891
Korrekt. Für Missbrauch auch in einer sehr weiten Auslegung ist das nicht legitim.
Allerdings gibt es Putten, Madonnenbilder mit Baby und Statuen, Satire, Cover, „lebensechte“ Barbie-Puppen oder einfach nur Provokation bis zur Kunst. Menschen sind sexuelle Wesen – nein keine Objekte sondern Wesen mit meist eindeutigen Geschlechtsmerkmalen und Gefühlen. Warum soll das mit Gewalt verborgen werden, was eine Tatsache ist?
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Manneken_Pis
Besonders den Abschnitt zu Richard von Weizsäcker.
Das Unrecht und auch die Unschuld existieren im Auge des jeweiligen Betrachters. Ansehen selbst ist keine Schuld. Sonst wäre jemand schon mal schuldig eine Möhre zu betrachten. Besser: sonst wird niemand ohne persönliche Gefahr einer Hausdurchsuchung eine schäbige Webseite anzeigen und sich so gegen Kindesmissbrauch wehren (können). Pädophile könnten sich auch keine Hilfe suchen um echte Katastrophen zu vermeiden.
Wollen wir eine Gedankenpolizei? Um wen geht es? Um die Kinder oder um den, der sich über Bilder aufregt – um nicht zu sagen aufgeilt?
Dagegen ist es eine Form von Missbrauch, wenn jemand Nacktbilder Minderjähriger macht um da ein ein einschlägiges Bedürfnis zu befriedigen. Kein Mensch ist damit einverstanden. Schon gar nicht mit der Weitergabe von echten Missbrauchsbildern zu … fragwürdigen Zwecken.
Niemand kann mir erklären, wie heute legal so ein Photo zu machen wäre. Nein, auch nicht am Strand. Es gibt ein Recht am eigenen Bild, die Menschenwürde. Kinder stehen unter besonderem Schutz (z.B. was geschäftsmäßige Entscheidungen, etwa zum „Photoshooting“ angeht).
Das Recht ist hier hinreichend. Das Recht verhindert auch nicht alle Morde. Wir müssen damit leben, dass Recht trotzdem nicht falsch ist.
Jegliche Form von Missbrauch gehört jedoch vor jeder weiteren Diskussion zunächst am Entstehungsort bekämpft. Aufklärung(!!!), Hilfsangebote (Opfer!!! aber auch Pädophile), Sexualforschung, auch Sensibilisierung und Eigenverantwortung (im Netz, auf der Straße), fähige Polizei usw. bringen deutlich mehr, als diese Diskussion über Bilder. Ich sage es notfalls noch 10000 mal.
Achtet einfach mehr auf die Kinder.
Dem letzten Satz kann ich mich vollumfänglich anschließen.
Der erste Absatz war eigentlich nur nochmal eine Wiedergabe meines Artikels 😉
Ein Informationsverbot braucht mindestens einen stichhaltigen Grund. Bei beim Besitzverbot von Kinderpornografie ist dieser dadurch gegeben, dass ein Verbrechen (am Kind) keinen geschäftlichen Anreiz bieten kann. Das ist ein höherwertiger Schutzgegenstand.
Ein generelles Verbot von Nacktbildern mit Kindern (Strand, Planschbecken, FKK-Gelände) ist nicht begründbar und mangels höherwertigem Schutzgegenstand vermutlich verfassungswidrig. Es grenzt nicht an, sondern ist konkret Gesinnungsschnüffelei.
Das hat auch keiner gefordert – es ging um ein VERKAUFSverbot. Nicht um das Besitzverbot. Das ist ein Unterschied 😉
Verkaufsverbot ist Stufe eins.
Aber was soll nun extra verboten werden zu verkaufen, was schon verboten ist zu verkaufen, ja sogar zu erstellen?
Was? Zur Erklärung:
Man möchte doch keine Kataloge, gar Werbung mit Kindern verbieten. Das sind nahezu identische Inhalte – nur das die Kinder eben in der Regel nicht nackt sind. Es gibt (darüber hinaus) viele legitime Formen der Darstellung von Nacktheit, auch von Kindern. Die dienen manchmal Pädophilen als legaler Ersatz. Blöd, aber besser als direkte Ausbeutung (von Kindern) oder gar Übergriffe (auf Kinder).
Eigentlich selbstverständlich und deshalb sinnvoller als ein Verkaufsverbot von Nacktfotos wäre nachzusehen, ob Medien legal und menschenwürdig entstanden sind.
Legal bedeutet: mit dem freien Einverständnis des Kindes und der Eltern! Legal bedeutet: ohne Schaden für das Kind. Legal bedeutet, die Würde der Kinder muss gewahrt bleiben. Das muss man durchaus streng sehen und am Kindeswohl messen. Im Zweifel für das Kind. Doch die bloße Aussage, dass es sich um ein Nacktbild handelt, reicht nicht. Nacktheit ist nicht verwerflich.
Erzähl‘ mir niemand, das sei mit bestehenden Gesetzen nicht möglich. Notfalls geht das einfach mit dem Urheberrecht und dem Recht am eigenen Bild. Schlimm ist nur, dass bei der Durchsetzung der Gesetze und bei der Mitverantwortung des Einzelnen und der Gesellschaft starke Defizite bestehen.
Daran wird ein Verkaufsverbot gar nichts ändern. Es wird genau keinem Kind helfen. Dafür wird dieses Verbot immer wieder für Probleme und Fehlurteile sorgen, Ressourcen binden, Nacktheit tabuisieren und von den eigentlichen fatalen Ursachen ablenken.
Statt zu verbieten müssen wir etwas tun. Ein Gesetz zu schaffen und zur Tagesordnung überzugehen ist bei Weitem nicht hinreichend.
Aber gut, verbieten wir also am Besten jede Form von Nacktheit. Es kann ja sein, dass wir Alle einfach miese Schweine, dumm wie Brot und der Demokratie und eine Freiheit nicht würdig sind. Denn offensichtlich wir springen alles an, was einen Fetzen Haut zeigt oder bei drei nicht auf den Bäumen ist.
Wenn das so ist, dann gibt es aber keinerlei Grund sich ausgerechnet jetzt dermaßen aus dem Fenster zu lehnen.
Wenn man die Bilder nicht ver-/kaufen darf, dann werden sie halt getauscht.
Und wenn man das auch nicht darf, dann werden sie halt „unterm Ladentisch“ gehandelt.
Drogenhandel wurde durch Verbot schließlich auch nicht wirklich unterbunden…
Gesetze verhindern Straftaten niemals vollständig. Sie stellen die Tat unter Strafe, um einerseits eine Abschreckung darzustellen und andererseits Menschen bestrafen zu können, die in ihrem Verhalten von dem abweichen, was der Gesetzgeber als zulässig erachtet. Insofern ist es Quatsch, ein Strafgesetz an dem Erfolg des Verhinderns von Straftaten messen zu wollen. Ob Strafen wirklich helfen, jemanden von einer Tat künftig abzuhalten, ist eine ganz andere Frage. Insbesondere dort, wo es um Mißbrauch anderer Menschen geht, scheinen Strafen eher wenig zu helfen. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man annimmt, dass derartige Taten triebgesteuert sind. Hier muss es zum Schutz der Gesellschaft darum gehen, Wege zu finden, den Täter möglichst wirksam von künftigen Taten abzuhalten. Höhere Gefängnisstrafen werden da wahrscheinlich eher wenig helfen – durch Gefängnisstrafen werden nur wenige Menschen zu „besseren“ Menschen. Es mangelt an Hilfe für die Opfer und Möglichkeiten für die Täter, mit ihrem Trieb umgehen zu lernen. Was hilft es, wenn ich einen Pädophilen 10 oder 20 Jahre lang einsperre, ihm aber nicht zeige, wie er seinen Trieb kontrollieren kann? Alle kriminellen Pädophilen lebenslang in Sicherungsverwahrung zu nehmen, kann ja schwerlich die Lösung sein.
Wenn es um kriminelle Pädophile geht – warum nicht? Die Voraussetzung für Sicherungsverwahrung sind vorhanden und ehrlich gesagt: So viele sinds nicht.
Sexueller Missbrauch zu Hause ist der Regelfall – wenn man da überhaupt von Regelfall sprechen kann.
Und DA geht es nicht um Pädophilie. Nicht mal annähernd. Die Täter hier sind normalerweise nicht pädophil.
Die sind ganz kleine Würstchen, die den Missbrauch benötigen, damit sie sich selbst besser fühlen.
Oder um es mit Pispers zu sagen: Es sind nicht die Eier. Es ist der Kopf. Die brauchen die Unterwerfung des Kindes zum Boost des eigenen Egos.
Und DAS bekommt man auch mit den schärfsten Strafen nicht in den Griff, da hilft nur Aufklärung, Anlaufstellen einrichten und Augen auf.