Immer noch die Ukraine


Hat sich die Lage in der Ukraine beruhigt? Nein.

Ist sie durchsichtiger geworden? Leider ebenfalls nicht.

*seufz*

Nach wie vor spielen unfassbar viele Interessen in der Ukraine mit.

Die Russen haben jetzt die Krim und sind erstmal zufrieden. Allerdings ist zu diesem Zeitpunkt recht klar, dass die die NATO NICHT in der Ukraine sehen wollen. Und sie werden das auch zu verhindern wissen.

Die NATO hingegen ist fest entschlossen, die Rest-Ukraine dem Bündnis einzuverleiben. Und dank dem Spiel mit dem Feuer kann man ja jetzt auch Russland wieder super als den Superbösewicht darstellen, der die arme Ukraine einfach so gespalten hat.

In Kiew werkelt eine Laienspielschar vor sich hin, die vom Wort „Politik“ wahrscheinlich bislang nur in den Nachrichten gelesen hat. Die Regierung dort hat keinerlei Autorität, keinerlei Kraft und kann genau nix durchsetzen.

Dann die Svoboda, die Rechtsradikalen. Deutschland unterstützt, zusammen mit der EU und der NATO diese Gruppe ganz offen und ich stehe hier nur noch mit offenem Mund und frage mich, was die da gerade reitet. Man legt sich mit dieser Gruppierung nicht ins Bett, die sind doch völlig indiskutabel.

Wladimir Klitschko hat diese Lektion inzwischen hoffentlich gelernt. Eine Rolle spielt er dort nicht mehr.

Die Ukraine selbst ist völlig zahlungsunfähig. 2 Mrd. Dollar Schulden aus Gasverkäufen alleine bei den Russen, die bislang aus Rücksicht auf die Krim da eher nachsichtig waren. Die Krim ist kein Handelsgut mehr – und nun wird aufs Gaspedal gedrückt. Von dem Gas, was da immer geklaut wurde, reden wir mal nicht, okay?

Tja. Und nun?

Derzeit sehe ich zwei Möglichkeiten: Die Regierung in Kiew sieht ein, dass sie wirklich nichts reißen kann und gibt die Ost-Ukraine frei. Die wird sich dann, wie die Krim, Russland anschließen.

Oder Kiew vertraut darauf, dass die EU-Truppen US-Truppen NATO-Truppen das Kind schon schaukeln werden, stellt sich stur und es kommt zu einem Bürgerkrieg.

Derzeit sieht es leider ziemlich nach Variante 2 aus. Und DIE kann sehr schnell nach hinten losgehen. Denn die Russen sehen nicht so aus als seien sie gewillt, großartige Kompromisse zu machen. Sie wollen die NATO nicht in ihrem Hinterhof – und die Ukraine ist der Hinterhof. Und derzeit sieht das nach einer freien Eskalationsspirale auf, wo jeder darauf wartet, dass der andere kalte Füße kriegt und Verhandlungen aufnimmt.

Dazwischen stehen, wie immer, die Minoritäten, die nirgends wirklich gewollt sind. Die Krim-Tataren zum Beispiel. 😦

Hätte es anders laufen können?
Sicher. Die NATO wusste sehr genau, was sie tat, als sie der Ukraine eine Mitgliedschaft anbot und damit direkt den Hafen Sevastopol bedrohte. Meines Erachtens war das auch strategisches Kalkül, um die NATO als Bündnis wieder in Stellung zu bringen. Dass die USA so bereitwillig der NATO die Zügel überlassen, weil sie genau wissen, dass sie so auch einen Fuß in der Europa-Tür haben, bestätigt das eigentlich nur.

Im übrigen möchte ich an der Stelle festhalten, dass die Ost-Ukraine veritable Gründe hat, NICHT in die EU zu wollen, bzw. sich Russland anzuschließen. Allen Menschenrechtsfragen zum Trotz gehts den Russen eigentlich wieder ziemlich gut. Putin hat das Land nach oben gebracht, Wirtschaftlich stehen die gut da. Und die angeschlossenen Republiken profitieren ebenfalls davon.

Und jetzt die EU. Angesichts der Schulden der Ukraine kam natürlich sofort die Austerity-Politik zum Vorschein, die bereits Griechenland auf Jahrzehnte hinaus zerstört hat. Die Verwerfungen, die diese Politik dort angerichtet hat, werden wir auf lange Zeit hinweg nicht wirklich einschätzen können. Die Säuglingssterblichkeit ist gestiegen, es leben viele Griechen in bitterster Armut. Und zu alledem kommt noch der Spott durch deutsche Medien. Danke auch an dieser Stelle. „Ihr griecht nix“ *kotz*

Auch Spanien, Portugal und Italien sind an die Kandare genommen worden, mit zum Teil verheerenden Folgen. Das wird hier in den Medien überhaupt nicht thematisiert, aber wer öfter mal in Spanien ist, sieht die Verwerfungen dort.

Und jetzt die Teile der Ukraine, die sich der EU anschließen wollen. Bereits jetzt sind im öffentlichen Sektor richtig Leute entlassen worden und die Renten sind eingedampft. Das haben die in der Ost-Ukraine natürlich auch gesehen. Und kurz den Rechenschieber genommen, durchgerechnet, gesehen, dass 1+1 auch in der Ukraine = 2 ist und dann mal gepflegt den Stinkefinger in Richtung EU gezeigt.

Wenn sie schlau sind.

 

Veröffentlicht am 23. April 2014, in Außenpolitisches, politisches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 4 Kommentare.

  1. Ich hoffe nur, dass es dort nicht gewaltig kracht.

  2. ein anderer Stefan

    Unsere GroKo macht je gerade das nächste Fass auf. Steinmeier verhandelt mit Georgien über ein „assoziierungsabkommen. So richtig lernfähig scheint unsere Außenpolitik ja nicht zu sein – oder glauben die, die Russen würden es sich gefallen lassen, dass noch ein Anrainer in den „Westen“ gezerrt werden soll? Völkerrecht hin oder her – wenn die NATO anfängt, dort eine Präsenz aufzubauen, werden die Russen das unterbinden.

  3. Eins verstehe ich nicht und ich habe diesen Aspekt bisher nirgends gelesen:

    Es sind doch für den kommenden Mai Wahlen in der Ukraine angesetzt. Die Wahlsieger werden die derzeitige Übergangsregierung ablösen. Was spricht dagegen der gesamten Ukraine den Ausruck ihres Wählerwillens zuzugestehen? Wenn die Mehrheit sich rechts orientiert, sind sie selbst Schuld an ihrem Schicksal und Russland kann sein Volk dann immernoch schützen, wenn es im neuen Parlament unrepräsentiert ist und Ächtung erfährt.

    Womit hat Kiew Russland provoziert, außer mit dem Ausssetzen eines Gesetzes Russisch als gleichwertige (Amts-)Sprache anzuerkennen?

    Oder gibt es Hinweise, dass diese Wahl nicht korrekt ablaufen wird? Werden die Interessen der ethnischen Russen nicht durch eine Partei vertreten?

    Und warum demonstrieren die Ostukrainer nicht gegen die aktuelle Regierung, wie es damals auf dem Maidan passiert ist und offenbar funktioniert hat, um ihre Interessen durchzusetzen. Warum besetzten stattdessen verhältnismäßig wenige radikale Kräfte die öffentliche Ordnung?

  4. „Ich hoffe nur, dass es dort nicht gewaltig kracht.“
    Dein Wort in Gottes Gehörgang, das kann noch übel enden.
    Und dass die „Westler“ jetzt noch mit Georgien verhandeln, machts nicht einfacher.
    Das wäre so, als verhandelten die Chinesen mit Mexico oder die Russen mit Kanada über ein solches Abkommen.

warf folgenden Kuchen auf den Teller

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