Salute to Mr. Hawking
Physik ist langweilig. Dachte ich in der Schule. Ne, halt. Ich fands total faszinierend, aber ich konnte die Rechenwege nicht verstehen. Heute weiß ich, warum. Aber damals bin ich schier verzweifelt.
Ich bekam „Eine kurze Geschichte der Zeit“ in die Pfoten. Und das änderte nichts an meiner Unfähigkeit, mit Zahlen umzugehen oder mich grandios bei allem zu verschätzen, aber ich verstand ein wenig mehr, wie unser Universum funktioniert. Meine Faszination, immer da, aber halb am verhungern, weil der Dünger fehlte, war voll da und sollte nie wieder weggehen.
Ich habe das Buch nie ganz gelesen – ich konnte immer nur Kapitelchen lesen und dann war mein Hirn wieder voll und musste das verarbeiten. Aber die Fähigkeit Hawkings, komplizierte Dinge einfach zu erklären, war einmalig.
Sie veränderte auch, wie *ich* die Welt sah. Nie sonderlich gläubig – aber seitdem bin ich eiserner Atheist. Ich stellte, auch durch Hawking fest, dass ich keinen Gott brauche, um ein anständiger Mensch zu sein. Ich brauchte mich. Ich brauchte keinen Über-Erwachsenen, der auf mich aufpasst wie auf ein Kleinkind vor der offenen Keksdose. Sondern ich brauchte meine eigenen Regeln und die der Gesellschaft. Funktioniert.
Die Erkenntnis ist vielleicht banal, aber für mich war das eine *der* fundamentalen Erkenntnisse über die Zeit. Nicht zuletzt angestoßen von Stephen Hawking.
Die Welt ist so faszinierend und aufregend – und Hawking hatte die Gabe, das so zu vermitteln. In Worten, die ein Laie verstehen konnte. Die ICH verstehen konnte.
Ich bin dankbar, dass es ihn gab. Ich hätte ihm ein leichteres Leben gewünscht, aber Wünsche sind Schwingen, die nicht immer tragen.
Stephen Hawking starb heute morgen an Albert Einsteins Geburtstag.
Ich kann mir keinen passenderen Abgang für einen der größten Physiker dieser Zeit vorstellen.
Veröffentlicht am 14. März 2018, in Trauriges. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare.
Von allen Nachrufen die ich gelesen hab war dies der schönste.
Dankeschön. ❤