Aus der Bonbondose
Die, die ihr Kinder habt, kennt das vielleicht. Eine Rasselbande von Kindern steht um den Schrank rum, wo der Bonbontopf draufsteht und will gerne ran. Ein Racker kommt auf die Idee, nen Stuhl auf den Tisch zu stellen und dann draufzuklettern, um dann endlich an die Leckereien ranzukommen. Ein williges Helferlein findet sich rasch und es geht los. Alle stehen kichernd drumrum.
Es ist klar, was passiert. Der Kleine hat die Pfote schon in der Bonbondose, da geht die Tür auf, Mutti kommt rein und fragt lautstark: „WAS IST DENN HIER LOS?“
Der Kleine erschrickt, der Stuhl wackelt, die Kinderschar spritzt auseinander, der kleine Racker schägt sich den Kopf auf und die Kinder stehen betreten umher, während Mutti streng fragt: „Wer ist denn auf DIE Idee gekommen?“
Die Kinder gucken sich betreten an und sagen: „Aber der hat angefangen.“ und zeigen auf die blutige Nase des Rädelsführers.
Nunja.
Der kleine Racker Keith Alexander ist leider kein Kind mehr. Sein Helferlein James Clapper auch nicht. Und die Verteidigung, dass „alle anderen auch spionieren“ ist so lahm, dass einem die beiden fast leid tun könnten.
Derzeit stehen die Amerikaner buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen da. Und überdies mit ziemlich kleinem Inhalt, jeder guckt auf das Gemächt und findet es viel zu klein für die große Klappe die sie so haben.
Derweil ist Mutti hochempört und verwahrt sich aufs Schärfste gegen die Übergriffe der Amerikaner. JETZT tut sie das – nach dem Wahlkampf. Das wird gerade sehr genau registriert.
Und nach wie vor geht es NUR um das Merkelhandy. Nicht um die millionenfache Totalüberwachung der gesamten globalen Kommunikation eines jeden von uns, und darum, dass unsere Geheimdienste den Amerikanern über einen langen Zeitraum Daten frei Haus geliefert haben.
Folgerichtig sieht man selbst unsere sonst so aufmerksamkeitsgeilen Geheimdienstbosse eher nicht so offen herumstolzieren. Sie halten sich mit Äußerungen alle fein zurück – selbst so Kameramagneten wie Jörg Ziercke ist derzeit fast vom Erdboden verschwunden. Gerüchten zufolge hat er Sandsäcke vor seinem Büro stapeln lassen, die er Angela Merkel von ihrer Wahlkampfaktion abschwatzen konnte.
Und genau HIER muss angesetzt werden. Hier muss endlich aufgeklärt werden. Die Amerikaner sind mir an der Stelle ziemlich hupe – der Fisch stinkt bei uns.
Und hier muss er ausgewickelt werden.
Veröffentlicht am 29. Oktober 2013, in Innenpolitisches, politisches. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.
Dazu hat Sascha Lobo was geschrieben:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/nsa-affaere-sascha-lobo-ueber-konsequenzen-a-930509.html
Vor allem müssen wir hier aufräumen und den Amerikanern endlich mal die Tür vor der Nase zuschlagen. Rumjammern und auf die pöhsen Amis zeigen, während der gleiche Mist fröhlich weiterläuft, ist dummes Zeug.
Am Liebsten hätte ich geschrieben: wer ist Sascha Lobo?
Aber es stimmt, was er schreibt. Und dennoch ist der wesentliche Satz kaum gesagt. Wir haben kein Geheimdiensteproblem, kein Überwachungsproblem und schon gar Souveränitätsproblem. Das sind alles keine Ursachen. Das sind Symptome. Die Krankeit aber ist:
Wir haben ein Demokratieproblem.
Meiner Ansicht nach werden die USA nichts tun, um besser da zu stehen.
Unsere Regierung und auch die EU werden ebenfalls nichts tun, außer ein paar Plazebos zu verteilen, wie eine verschärfung irgendwelcher Richtlinien, die die USA sowieso nicht interessieren.
Und darauf halte ich (fast) jede Wette!
😦